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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritäten im Kontext<br />

Verbunden wurde diese Sensibilisierung für Sprache und Ausdruck dann mit <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong> -<br />

setzung über den Kontext von statistischen Aussagen, von Vergleichsstatistiken und statistischen<br />

Resultaten aus Beobachtungsstudien. Für die StudentInnen war z.B.relativ einfach<br />

zu verstehen, dass „die Arbeitslosenrate in Iowa größer ist als die in Kalifornien“, auch wenn<br />

es „in Kalifornien mehr Arbeitslose als in Iowa gibt“. Schwerer fiel es ihnen zu erkennen,<br />

dass sich Verhältniszahlen wie Durchschnittswerte o<strong>der</strong> Prozentsätze än<strong>der</strong>n, wenn man<br />

den Einfluss von „indirekt beteiligten Variablen o<strong>der</strong> von assoziierten gedanklichen Gleichsetzungen“<br />

mit bedenkt. Dass <strong>eine</strong> führende Universitätsklinik die höchste Todesrate aufweist,<br />

wird vermutlich weniger auf ein beson<strong>der</strong>es Versagen zurückzuführen sein, son<strong>der</strong>n hängt<br />

wohl eher damit zusammen, dass in <strong>eine</strong>m solchen Krankenhaus ein größerer Prozentsatz<br />

an PatientInnen in sehr schlechtem Zustand zu finden ist. Diese Art kritischer Reflexion<br />

von statistischem Material und statistischen Aussagen interessierte die StudentInnen. Sie<br />

brachten Material aus ihrem Umfeld mit und suchten nach „ablenkenden Einflussgrößen“ und<br />

alternativen Erklärungen für Aussagen wie diejenige, dass „Kin<strong>der</strong>, die richtig frühstücken,<br />

bessere SchülerInnen sind“.<br />

Quantitative Literacy<br />

Eine an<strong>der</strong>e Vorgangsweise wählte <strong>der</strong> bereits erwähnte Lynn Arthur Steen, er fand es wichtig,<br />

Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen, k<strong>eine</strong>swegs nur ExpertInnen von<br />

Quantitative Literacy (QL), für gemeinsame Diskussionen über den Stellenwert von Quantitative<br />

Literacy in ihrem Arbeitsfeld zu gewinnen. Dazu entwickelte er um die Jahrtausendwende<br />

als <strong>eine</strong> Art Leitfaden <strong>eine</strong> Gesprächsserie. Die interviewten ExpertInnen wählte er<br />

aus dem universitären Umfeld. Im Folgenden werden als Beispiele einige Antworten auf<br />

Steens <strong>Frage</strong>n in Kurzfassung wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Da wäre zunächst einmal Rick Gillman, <strong>der</strong> das Department für Mathematics und Computer<br />

Sciences an <strong>der</strong> Valparaiso Universität leitet. Er bezeichnet QL als Teil <strong>der</strong> für jede Universität<br />

notwendigen Allgemeinbildung, „wie Literatur, Schreiben und Wissenschaft“. Und er hält<br />

QL auf Universitätsniveau für mehr als nur „brauchbares Basalwissen für Life Skills“, er<br />

bezeichnet sie als wichtiges Instrument je<strong>der</strong> Tiefenanalyse, wichtig auch für das Kontextverständnis<br />

und als kreativen Impuls. Die <strong>Frage</strong> nach <strong>der</strong> Nähe und dem Unterschied zur<br />

Mathematik beantwortet er folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Das Verhältnis zwischen QL und Mathematik ist so wie das zwischen Englisch<br />

und Schreiben, daher muss es so wie Schreiben zu <strong>eine</strong>m Teil jedes Fachbereichs<br />

werden.“<br />

Ähnlich wie für das Schreiben bedürfe es <strong>eine</strong>r breiten Diskussion aller Fakultäten, welche<br />

Rolle QL als Teil von Literatur, Kommunikation, Sprache und Fremdsprache haben soll und<br />

wie sie in die Lehre integriert werden könne.<br />

Für Richard Millman, Präsident des amerikanischen Knox College, <strong>eine</strong>s Kunstcolleges, und<br />

Vorstand <strong>der</strong> mathematischen Fakultät an diesem College, ist QL im Unterschied zur Mathematik<br />

klarer an den Zielsetzungen <strong>der</strong> Lehre und den Inhalten <strong>der</strong> verschiedenen Universitätsdisziplinen<br />

orientiert. Er hält es zwar für wünschenswert, QL zu <strong>eine</strong>m integralen Teil<br />

jedes Curriculums zu machen, verweist aber auf das Problem, dass abseits <strong>der</strong> Naturwissen -<br />

schaften die Furcht vor <strong>der</strong> Mathematik weit verbreitet ist. Eine ähnliche Abwehr habe es<br />

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