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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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54 Literaritäten im Kontext<br />

– subjektiv kann es dann eher biologisch, physikalisch, versicherungstechnisch, statistisch,<br />

sportlich, technisch, sozial o<strong>der</strong> psychologisch aufgefasst werden. Aus diesem Mix von Gesagtem<br />

und Geschriebenem bilden sich ganz unterschiedliche Vorstellungen heraus. Selbst bei<br />

einigermaßen entwickelten Kenntnissen betritt man <strong>eine</strong>n Materialkosmos von Sprachanwendungen<br />

und -anordnungen, dessen Darstellung ganz eigenen Gesetzen folgt und ohne<br />

Transfer in diesen Kontext rätselhaft bleibt. Das Thema Gesundheit schafft spezifische<br />

Bezüge und Aussageweisen, es gibt jede Menge unterschiedlicher Auffassungen über den<br />

Körper, das menschliche Denken und s<strong>eine</strong> Psyche und ebenso <strong>eine</strong> Vielfalt von Vorstellungen,<br />

wie diese in Gesundheit und Krankheit zusammenwirken. Genau dies eröffnet ein<br />

weites Feld für die vielfältige Anwendung und Bedeutung von health literacy.<br />

Insgesamt ist <strong>der</strong> Gesundheitsbereich extrem textlastig, mit s<strong>eine</strong>n vielen, sehr unterschiedlichen<br />

Texttypen und Textarten und zum Teil hoch spezialisierten Ausdrucksweisen sowie<br />

fremd- und fachsprachlichen Begriffswelten bildet er <strong>eine</strong>n eigenen Kosmos textlicher Darstellungen<br />

und prägt damit die Interaktionsmuster des Systems wesentlich mit. Diese reichen<br />

– um nur einige anzuführen – vom an <strong>der</strong> Dokumentation und Auswertung orientierten<br />

Jargon von Formularen bei <strong>der</strong> Erhebung von Anlässen und dem Hergang von Unfällen<br />

und Verletzungen, über den Protokollstil zur Beschreibung von Krankheitsgeschichten, dem<br />

an „internen“ Organisationsstrukturen orientierten fachsprachlichen Stenogrammstil des „Arztbriefes“<br />

<strong>der</strong> Diagnose- und Behandlungsempfehlung, den einzig an <strong>der</strong> Abweichung von<br />

„objektiven Normdaten“ orientierten Textschablonen von Befunden aus dem Labor o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Bildgebung, bis hin zu Etikettierungen und Beipackzetteln zur richtigen Nutzung von<br />

Verfahren, Stoffen und Hilfsmitteln, um potentielle Gesundheitsschäden zu vermeiden. Nicht<br />

zu vergessen sei in diesem Zusammenhang die Flut mehr o<strong>der</strong> weniger kommerziell orientierter<br />

Bewerbungen und Argumentationsstile für die (angeblich) die Gesundheit verbessernden<br />

Verfahren, Dienstleistungen, Stoffe, Geräte und Lebensstilempfehlungen, hauptsächlich<br />

zu finden in zahlreichen neuen medialen Formaten <strong>der</strong> Beratung und Information in Zeitun -<br />

gen, durch Radio- und Fernsehstationen und im Internet, aber auch in öffentlichen Initiativen<br />

und Kampagnen bis hin zum immer noch wachsenden Anteil gesundheitlicher Sach- und<br />

Ratgebertitel am Buchmarkt.<br />

Das institutionelle System des Gesundheitswesens<br />

Zumeist ist das Gesundheitssystem, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, öffentlich verwaltet,<br />

stark zentralisiert und bürokratisch durchorganisiert. Es ist ein Bereich, <strong>der</strong> für die<br />

koordinierte Abwicklung <strong>eine</strong>r Reihe öffentlicher, gemeinnütziger, aber auch privater Angebotsstrukturen<br />

und Versorgungseinrichtungen sorgt und dabei unterschiedliche Subsysteme<br />

auf lokaler bis übernationaler Ebene kombiniert. Zu diesen Subsystemen gehören Spitäler,<br />

Ambulanzen, Praxen, Apotheken, Versicherungen, Kassen und Interessensvertretungen sowie<br />

<strong>eine</strong> Vielzahl von Gesundheitsberufen und Personal zur Gewährleistung von Gesundheitsleistungen<br />

für unterschiedliche Anlässe. Neben allgem<strong>eine</strong>n und basalen Angebotsstrukturen<br />

ist <strong>der</strong> Bereich durch zunehmende Spezialisierung und Arbeitsteiligkeit in mehr o<strong>der</strong><br />

weniger autonom operierenden Verwaltungs- und Betriebseinrichtungen charakterisiert,<br />

ebenso durch <strong>eine</strong> übergeordnete Hierarchie an Strukturen und <strong>der</strong> – oftmals überbordenden<br />

– institutionellen Absicherung von Verwaltungsabläufen <strong>der</strong> Abwicklung, Zuordnung<br />

und Dokumentation. In diesem System, das sich als Kontext <strong>der</strong> institutionalisierten Verschränkung<br />

von inneren Erfor<strong>der</strong>nissen mit je unterschiedlichen Sprach- und Darstellungs-

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