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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritäten im Kontext<br />

Gesundheit und Literarität. Sie beschäftigen sich auch mit den unterschiedlichen Perspektiven<br />

auf die Rolle von Lesen und Schreiben im Gesundheitskontext und damit ebenso für<br />

das Lehren und Lernen. Der Schwerpunkt liegt auf vielfältigen Gebieten: auf <strong>der</strong> medizinischen<br />

Forschung und Gesundheitsbildung, auf Literaritätsstudien, Linguistik und Diskurs -<br />

analyse, Medizinsoziologie und Anthropologie.<br />

LinguistInnen und DiskursanalytikerInnen untersuchen vor allem, wie sich soziale Strukturen,<br />

Rollenzuweisen und Aufgaben in Texten nie<strong>der</strong>schlagen und die LeserInnen „ansprechen“.<br />

Dazu konzentrieren sie sich auf die Analyse sprachlicher und diskursiver Merkmale,<br />

also darauf, wie etwas erörtert und entwickelt wird. Sie untersuchen unterschiedliche Genres<br />

von Gesundheitsmaterialien: Broschüren von Pharmakonzernen, Etikettierungen, Zeitungsartikel<br />

und Online Foren, und beziehen auch Gespräche über Texte in ihre Analyse ein.<br />

Texte und textbezogene Erläuterungen werden als soziale Abbildungen, Botschaften, die<br />

den LeserInnen auch bestimmte Rollen zuweisen, sie eher einbeziehen o<strong>der</strong> ausschließen,<br />

ihre Anliegen ernst nehmen o<strong>der</strong> an ihnen vorbeigehen, betrachtet. Dementsprechend bezeichnen<br />

die ForscherInnen die Probleme beim Lesen und Verstehen als abhängig von diesen<br />

sozialen Intentionen und Zuweisungen durch den schriftlichen und mündlichen Sprach -<br />

gebrauch im Gesundheitskontext.<br />

Auch MedizinsoziologInnen und AnthropologInnen befassen sich mit den sozialen Zuweisun -<br />

gen im Gesundheitsbereich. Sie beobachten und untersuchen, wie sich soziale Interaktion<br />

in Beratungen, Behandlungen und Untersuchungsgesprächen vollzieht und wie neben <strong>der</strong><br />

Sprache auch die Haltungen und Werthaltungen <strong>der</strong> GesprächspartnerInnen, <strong>der</strong>en sozialer<br />

Hintergrund und Rolle sowie die institutionellen Gepflogenheiten die Verständigung und<br />

die „sachlichen“ Ergebnisse beeinflussen. Sie betrachten den Gesundheitsbereich als ein<br />

Feld mit ausgeprägter eigenständiger Kultur und Identität, wodurch das Verstehen durch<br />

„Außenstehende“ erschwert wird. Mit diesen unterschiedlichen Ansätzen, Methoden, Perspektiven<br />

und Interessen leisten die ForscherInnen jedes Bereichs <strong>eine</strong>n Beitrag zum Gesamtspektrum<br />

des Verständnisses <strong>der</strong> komplexen Zusammenhänge zwischen Literarität und<br />

Gesundheit.<br />

Literacy and Health in America<br />

Auch wenn die amerikanischen Verhältnisse gerade im Gesundheitswesen sehr speziell und<br />

kaum mit solchen in an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Welt vergleichbar sind, ist die Studie „Literacy and<br />

Health in America“ aus dem Jahre 2004 interessant, weil sie sich mit den Kontextbedingungen<br />

zwischen Literarität und Gesundheit auseinan<strong>der</strong>setzt.<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Untersuchung ist das Anwachsen <strong>der</strong> Ausgaben für Gesundheitsinformation,<br />

das aber offenbar nichts an <strong>der</strong> extrem ungleichen Verteilung <strong>der</strong> Chancen auf<br />

Zugang zu guter Gesundheitsversorgung än<strong>der</strong>t. Arme Bevölkerungsschichten, vor allem<br />

„Nicht-Weiße“, Menschen mit geringen Englischkenntnissen o<strong>der</strong> solche, die in ländlichen<br />

Regionen leben – in allen diesen Gruppen sind ganz Junge und sehr Alte beson<strong>der</strong>s gefährdet<br />

–, sind schlechter gesundheitlich versorgt, häufiger und schwerer krank und haben <strong>eine</strong><br />

geringere Lebenserwartung. Die Untersuchung stützt sich auf <strong>eine</strong> Reihe von Hintergrundinformationen<br />

und Datensammlungen seit den 1990er Jahren, aus denen z.B. hervorgeht,<br />

dass die USA im internationalen Vergleich „führend“ ist, wenn es um das Gefälle <strong>der</strong><br />

Ungleichheit zwischen den Menschen mit den besten und den schlechtesten Niveaus <strong>der</strong><br />

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