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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritäten im Kontext<br />

hungen und Aussageweisen. Umso mehr gelte das für die Beziehungen zwischen Ganzen,<br />

Brüchen, Prozenten o<strong>der</strong> Dezimalen. Sie alle sind unterschiedliche Perspektiven <strong>der</strong> Darstellung<br />

und damit zugleich Elemente und Ausdrucksmittel von Literarität. Beson<strong>der</strong>s gefor<strong>der</strong>t,<br />

erklärt Gall, sind Denken und Vorstellung beim Verständnis von ganz großen und von<br />

ganz kl<strong>eine</strong>n Zahlen. Beide seien gerade deshalb so schwierig, weil sie sich <strong>der</strong> Anschauung<br />

entziehen.<br />

Ein an<strong>der</strong>es – universelles – Thema <strong>der</strong> Gesellschaft und zugleich ein für je<strong>der</strong>mann sehr<br />

all tägliches ist das von Interessenskonflikten begleitete Haushalten mit begrenzten Ressourcen<br />

<strong>der</strong> Zeit, des Geldes, <strong>der</strong> Energie und <strong>der</strong> Potentiale. Zahlenangaben im Rahmen unterschiedlicher<br />

Textsorten, wie etwa Zeitpläne, Handbücher o<strong>der</strong> technische Anleitungen, sind<br />

Entscheidungsgrundlagen für Handlungen und verlangen nach Interpretation und Über setzung<br />

zwischen verbal-sprachlichen und mathematisch-sprachlichen Aussageweisen. Verknüpft<br />

werden dabei unterschiedlich beschriebene Definitionen und Konzepte. Die Schwierigkeit<br />

bestehe vor allem in den Bedingungen ihrer Vergleichbarkeit und „Umwandelbarkeit“, meint<br />

Gall. Und daher sollte die Integration verstehen<strong>der</strong> Fähigkeiten im Zentrum jedes Mathematikunterrichts<br />

stehen. Mathematische Kompetenzen seien immer gleichzeitig auch mit<br />

literaten Kompetenzen <strong>der</strong> Sprache, des Kommunizieren, des Denkens, <strong>der</strong> Darstellung und<br />

des (Selbst)Reflektierens verbunden.<br />

Unterschiedliche Sichtweisen<br />

Ein ähnliches Verständnis von Integration stand bereits am Anfang <strong>der</strong> Wortschöpfung Numeracy.<br />

Im englischen Crowther Report von 1959, <strong>eine</strong>m Bericht zur Wissenslage <strong>der</strong> Nation,<br />

wird Numeracy als Ausdruck für den Wunsch nach <strong>eine</strong>r integralen Wissenskultur bezeichnet,<br />

in <strong>der</strong> die Trennung zwischen den geisteswissenschaftlich-literarischen, also „literaten“<br />

Disziplinen, und den naturwissenschaftlich-technischen, also „numeraten“ Disziplinen, überwunden<br />

wird. Numeracy ist in diesem frühen Statement „die Fähigkeit von Mathematikern<br />

und Nicht-Mathematikern, miteinan<strong>der</strong> zu kommunizieren“.<br />

Unter dem Druck <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Berufs- und Lebenswelt wird Numeracy von <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

systematischer aufgegriffen. Zunächst vor allem mit <strong>der</strong> Absicht, den/die Einzelne/n<br />

dafür zu rüsten, mit diesen Än<strong>der</strong>ungen zurechtzukommen, später als bildungspolitische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, wie Mathematik auch die heranwachsenden Generationen in verschiedenen<br />

Bildungseinrichtungen für die „neue“ Arbeitswelt und ganz allgemein auf das Erwachsenenleben<br />

vorzubereiten vermag. So definiert <strong>der</strong> englische Cockcroft-Report von 1982, benannt<br />

nach dem von <strong>der</strong> Regierung für diese Aufgabe beauftragten Experten, Numeracy als <strong>eine</strong><br />

Kombination von Fähigkeiten: Neben <strong>eine</strong>r grundsätzlichen „Vertrautheit“ mit Zahlen gehe<br />

es auch um die Fähigkeit, Mathematik im Alltag anzuwenden und mathematische Aussagen<br />

einordnen und verstehen zu können. Verstärkt geht es nun um die Analyse und die Beschreibung<br />

von mathematischen Konzepten und Verfahren aus <strong>der</strong> praxisorientierten Perspektive<br />

<strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>Innen und dem Anliegen nach Orientierung in spezifischen Bereichen des<br />

mo<strong>der</strong>nen Lebensalltags. Die mathematischen Werkzeuge werden wie<strong>der</strong> in den Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> Suche nach brauchbaren Lösungen von konkreten Problemen in realen Kontexten<br />

gestellt. Indem diese Suche unter dem Gesichtpunkt <strong>der</strong> Anwendung durchschaubarer wird,<br />

aktualisiert sich die Relevanz dieser Werkzeuge für heutige Bedingungen. Diesen kontextorientierten<br />

Zugang betrachten Numeracy-ForscherInnen als ergänzende Außensicht auf die<br />

Mathematik als Teil <strong>eine</strong>r integralen Denkkultur.

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