05.10.2013 Aufrufe

eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Literaritäten im Kontext<br />

Diese Sichtweise führte dazu, dass in <strong>der</strong> Numeracy-Debatte des letzten Jahrzehnts des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Vorstellung von <strong>eine</strong>m zu etablierenden festen Grundstock an einfachen<br />

mathematischen Operationen und Verfahren immer mehr verworfen wurde. Das sich stattdessen<br />

etablierende Verständnis von Numeracy als ein Denken in Fähigkeitskomplexen formuliert<br />

die australische Wissenschaftlerin Betty Johnston 1994 folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Numerat zu sein heißt weit mehr, als mit Zahlen zu arbeiten o<strong>der</strong> in schulischer<br />

o<strong>der</strong> universitärer Mathematik zu ‚bestehen’. Numeracy ist <strong>eine</strong> analytische Erkenntnisweise,<br />

die Brücken baut zwischen Mathematik und <strong>der</strong> wirklichen Welt in all<br />

ihrer Vielfalt. Daher ist Numeracy auch mit k<strong>eine</strong>m festgelegten Niveau an Mathematik<br />

verbindbar. Numerat zu sein ist für den Ingenieur so wichtig wie für ein<br />

Volksschulkind, <strong>eine</strong>n Elternteil, <strong>eine</strong>n Chauffeur und den Gärtner. Die verschiedenen<br />

Kontexte werden dazu führen, Mathematik in unterschiedlicher Weise heranzuziehen<br />

und einzusetzen.“ (Übers. d. Aut.)<br />

Erfolgreiches Lehren und Lernen, so das Ergebnis <strong>eine</strong>r großen englischen Studie von 1997,<br />

för<strong>der</strong>e ganz allgemein „die Fähigkeit, in Zahlen ausgedrückte Information in <strong>eine</strong>r Vielzahl<br />

von Kontexten bearbeiten, zum Gegenstand von Kommunikation machen und ausdeuten zu<br />

können“.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage dieses umfassenden Verständnisses von Fähigkeiten findet sich auch<br />

wie<strong>der</strong> die gezielte Anbindung an Literacy als <strong>Frage</strong> nach <strong>der</strong> Interaktion von Prozessen<br />

des Auslegens und Ausdeutens von Zahlenangaben und grafischen Präsentationsformen im<br />

Umfeld verbaler und textbasierter Mitteilungen. Die Vielfalt von Kontexten liefert immer<br />

wie<strong>der</strong> neue Nahrung für die Problematisierung <strong>der</strong> Überlappungen und signifikanten Unterschiede<br />

– untersucht werden etwa die Beziehungen zwischen Numeracy als Gebiet zu dem,<br />

was üblicherweise „mathematischer Grundverstand“ genannt wird und zur Mathematik als<br />

Denkdisziplin.<br />

Zu k<strong>eine</strong>r dieser <strong>Frage</strong>n gibt es ein gemeinsames Verständnis unter den Numeracy-SpezialistInnen.<br />

Einverständnis gibt es allerdings darüber, dass es sich dabei um Kernfragen<br />

handelt, die sich immer wie<strong>der</strong> in neuem Licht stellen und aktuell bleiben. Eine auch international<br />

gewichtige Stimme ist in diesem Zusammenhang die des irischen Mathematikers<br />

John O’Donoghue. Er formuliert pointiert:<br />

„Mathematik und Numeracy sind nicht kongruent. Numeracy ist auch k<strong>eine</strong>swegs<br />

ein zufälliges Nebenprodukt irgend<strong>eine</strong>s Niveaus von mathematischer Bildung. Wenn<br />

es um Numeracy geht, ist auch einiges an Mathematik dabei. Aber mathematische<br />

Fähigkeiten allein ergeben k<strong>eine</strong>swegs Numeracy.“ (Übers. d. Aut.)<br />

Einen etwas an<strong>der</strong>en Blickwinkel hat <strong>der</strong> amerikanische Mathematiker Lynn Arthur Steen,<br />

er arbeitet mit dem Begriff Quantitative Literacy, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> amerikanischen Diskussion<br />

für das Konzept Numeracy etabliert hat. Quantitative Literacy/Numeracy ist für ihn, schreibt<br />

er in <strong>eine</strong>m 2001 erschienenen Buch „The Case for Quantitative Literacy“, vor allem auch ein<br />

<strong>zentrale</strong>s demokratiepolitisches Anliegen für die allgem<strong>eine</strong> Entwicklung demokratischer<br />

Gesellschaften und für die Teilhabe des/<strong>der</strong> Einzelnen als mündige/r BürgerIn:<br />

„Quantitative Literacy ist mehr <strong>eine</strong> Geisteshaltung, <strong>eine</strong> bestimmte Art, an Probleme<br />

heranzugehen, in denen auch Statistik und Mathematik zum Tragen kom-<br />

79

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!