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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl<br />

Freude wie großer Trauer ist sie ein wichtiger Begleiter. Mit <strong>der</strong> Vielfalt ihrer Mittel und<br />

Instrumente <strong>der</strong> Klangerzeugung – vom Stampfen <strong>der</strong> Füße, dem Klangrepertoire <strong>der</strong> menschlichen<br />

Stimme, <strong>der</strong> Imitation des Herzschlags, des Trillern <strong>eine</strong>s Vogels, von Klangkörpern,<br />

Klangräumen und Klangtechniken <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> Arbeit, von Lebens- und Naturzyklen<br />

bis zu ihren dem Zufall o<strong>der</strong> dem Computer überlassenen Klangformen – reizt sie die Empfänglichkeit<br />

und Unterscheidungsfähigkeit des sinnlich Wahrnehmbaren aus und beflügelt<br />

die Fantasie. Sie erzählt von Erlebnissen und intensiviert Erleben durch das Spiel mit<br />

Klängen und das Erzeugen von Klangwelten. Diese Klangwelten sind Ausdrucksform und<br />

gleichzeitig eigenes materielles Ausdrucksmedium, um im ursprünglichen Sinn des Wortes<br />

zu kommunizieren, in Verbindung zu treten, sich als Teil <strong>eine</strong>s gemeinsamen Ganzen zu<br />

begreifen – sich mitzuteilen. Indem sie diesen ritualisierten Platz, bei dem es um das<br />

Eingebunden- und Verbunden-Sein geht, bekräftigt und mit immer neuen Variationen anreichert,<br />

ist Musik zugleich zeitgebunden und zeitlos.<br />

Die verschiedenen musikalischen Ausdruckskulturen stehen für unterscheidbare Traditionen<br />

<strong>der</strong> Sinngebung und <strong>der</strong> Herkunft. Ihnen gemeinsam ist, dass sie an bereits Geschehenes<br />

erinnern, das im Gedächtnis bleiben soll, sie erzählen von <strong>der</strong> Geschichte <strong>eine</strong>r Zeit, ihren<br />

Themen und ihren Wirrnissen. So charakterisieren sie das Unverwechselbare und Eigenständige<br />

<strong>eine</strong>r Gruppe, <strong>eine</strong>r Lebensform, ihres Selbst- und Fremdbildes und sichern auf<br />

diese Weise auch die Weitergabe von spezifisch gewordenen Perspektiven auf die Welt. Am<br />

Platz ihrer Entstehung, in <strong>eine</strong>r ungebrochenen Tradition des Musizierens, in <strong>der</strong> Musik<br />

machen und Musik hören eng zusammengehören und die mittels Klangsprache kodierten<br />

Zusammenhänge bekannt sind o<strong>der</strong> jedenfalls als Lebensform unmittelbar wirken und immer<br />

von neuem aktiviert und damit eingeübt werden, ist die Weitergabe gesichert, das Verstehen<br />

<strong>der</strong> Mitteilung gegeben. Für Kollektive wie für Einzelne schafft die Musik <strong>eine</strong> Brücke<br />

zwischen Mitteilung und den Mitteln, um dem Mitteilungsbedürfnis Gestalt zu geben.<br />

Musik bringt mündliche wie schriftliche Erzählweisen <strong>der</strong> Dichtung, <strong>der</strong> Überlieferung von<br />

Geschichte und Geschichten zum Klingen. Sie inszeniert das Erzählte, setzt es fort in Gestalt<br />

von Klangarrangements und hält durch Variationen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung von Klangkomponenten<br />

die Erinnerung wach. Sie trägt zu <strong>der</strong>en Vergegenwärtigung gemeinsam mit an<strong>der</strong>en<br />

körpernahen Ausdruckskulturen und Künsten wie dem Tanz, dem Gesang und <strong>der</strong> dramatischen<br />

und pantomimischen Darstellung bei. Die Suche nach <strong>der</strong> schwebenden Balance,<br />

zugleich aus sich herauszutreten, mitzuschwingen, mitzuklingen und mitzusingen und als<br />

Teil <strong>eine</strong>s gemeinsamen musikalischen Bedeutungssystems kenntlich zu werden, sich damit<br />

verstanden zu fühlen und sich – zumindest ein Stück weit – selbst verständlich zu werden,<br />

zeigt sich beson<strong>der</strong>s deutlich am Stellenwert, den die Jugendlichen heute den unterschiedlichen<br />

Musikkulturen beimessen.<br />

Auch jene, denen sich diese vielen „neuen“, hauptsächlich vom Jugendalter geprägten Musikkulturen<br />

nicht unmittelbar erschließen, sei es, weil das Ohr an<strong>der</strong>e Hörgewohnheiten entwickelt<br />

hat, sei es durch die Distanz des Alters und <strong>eine</strong>s an<strong>der</strong>en Lebensgefühls, verstehen<br />

sie als kulturellen Ausdruck <strong>eine</strong>r bestimmten Zeit, <strong>eine</strong>r bestimmten Generation und ihrer<br />

Art zu empfinden. Um das durch die Musik zum Ausdruck Gebrachte zu verstehen, benötigt<br />

je<strong>der</strong> „Nicht-Eingeweihte“ Übersetzung und Vermittlung. Zahlreiche Publikationen geben<br />

Einblick und erläutern die Bezugssysteme zwischen verschiedenen Musikszenen, die Anleihen<br />

bei musikalischen Vorgängern, die verwendeten Texte, die Anspielungen auf Sprach -<br />

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