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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl 123<br />

Eine Reihe von systematisch entwickelten Folgen von Schuhlöffeln für das Kontextwissen<br />

um Aufführungspraxis und Instrumentenkunde entwickelte Aichinger in Form <strong>eine</strong>s Studien-<br />

Manuskriptes zur Geschichte des Cellos. Mit dieser Arbeit will er das historisch-kontextuelle<br />

Verständnis <strong>der</strong> StudentInnen erweitern. Indem er die Geschichte <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen<br />

Instrumententwicklung, Unterschieden in <strong>der</strong> Bauweise des Cellos, in <strong>der</strong> Form und<br />

Nutzung des Bogens, des Saitenmaterials und den Gepflogenheiten des Spielens – auch<br />

abhängig von Formen und Räumen des Musizierens – sowie dementsprechend unterschiedlichen<br />

Formen <strong>der</strong> Notenangaben und Partituren zum Thema macht, verschafft er s<strong>eine</strong>n<br />

StudentInnen einige weitere Schlüssel, um die Unterschiede möglicher Auffassungsweisen<br />

und Interpretationen zu erkennen und einzusetzen.<br />

„Hier ergibt sich wie<strong>der</strong> ein Beispiel dafür, wie das Studium von Geschichte und<br />

Literatur, musiktechnische Entwicklung und das haptische Können und Variieren<br />

einan<strong>der</strong> bedingen und sich erst als kombiniertes Wissen in neue Interpretationswege<br />

übersetzen lassen.“<br />

Darum ist es für Aichinger zentral, s<strong>eine</strong>n StudentInnen „die Zusammenhänge zwischen Wie<br />

und Warum“ zu erklären, auch damit sie den Mut entwickeln, von einmal erlernten Interpretationen<br />

Abstand zu nehmen, k<strong>eine</strong> <strong>der</strong> vorgegebenen o<strong>der</strong> üblichen Interpretationen<br />

absolut setzen, und, auch gestützt auf historisch-kritische Auseinan<strong>der</strong>setzungen, an<strong>der</strong>e<br />

musikalisch-technische Möglichkeiten und <strong>eine</strong> an<strong>der</strong>e Lesart von Klangvorstellungen ausprobieren.<br />

Einen kreativen Weg zu gehen und dabei bekannte Werke immer wie<strong>der</strong> wie neu<br />

anzugehen, sich frei zu machen und neue sinnvolle Lösungen und Wahrheiten zu suchen,<br />

ist für Aichinger in s<strong>eine</strong>r Arbeit als ausüben<strong>der</strong> Musiker ebenso wichtig wie als Lehrer,<br />

<strong>der</strong> diese Haltung an s<strong>eine</strong> StudentInnen weitergibt.<br />

„Dazu muss man sich mit heute lebenden Musikern und Schriftstellern, wie etwa<br />

mit Nikolaus Harnoncourt, ihrem schriftlichen Werk wie mit Interpretationen so<br />

unterschiedlicher Cellisten wie z.B. Mischa Maisky und Heinrich Schiff immer<br />

wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>setzen.“<br />

Diese Vielfalt von Schuhlöffeln für Kontexterarbeitung und -vermittlung bewährt sich auch<br />

bei <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>eine</strong>s für die StudentInnen neuen Stückes in <strong>der</strong> Ensemble- und Orchester -<br />

arbeit bei geringer Probenzeit.<br />

„Aus Anlass <strong>eine</strong>r Probe zu Schuberts C-Dur Streichquartett bat ich die Studenten,<br />

zur weiteren Vorbereitung die rhythmischen Strukturen, Balancen und Farben <strong>eine</strong>s<br />

Werkausschnittes herauszufinden und für sich zu beschreiben. Je<strong>der</strong> Student brachte<br />

damit s<strong>eine</strong> persönliche Lesart mit, eigene Ideen, wie die Musik empfunden werden<br />

kann und welche Eindrücke sie hinterlässt, und versuchte diese Vorstellung<br />

auszudrücken, mitzuteilen. Im Dialog des gemeinsamen Kommunizierens und des<br />

Musizierens gelang es, diese exemplarische Aufbereitung trotz aller Schwierig keiten<br />

des Werkes auf die Gesamtgestalt des Quartetts zu übertragen.“<br />

Aber nicht nur um die Erarbeitung <strong>eine</strong>s Stückes geht es Aichinger, son<strong>der</strong>n um das, was er<br />

als die <strong>zentrale</strong> Aufgabe von MusikerInnen und die Kernfunktion jedes Musizieren bezeichnet:<br />

„Der Musiker muss für jeden erarbeiteten Kontext den Bezug zu s<strong>eine</strong>r Innenwelt<br />

herstellen, nur wenn es <strong>der</strong> Musiker schafft, diese zum Ausdruck zu bringen,<br />

gelingt Interpretation.“

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