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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literarität ist also so etwas wie ein Schlüssel zu Kompetenzen, um sich in <strong>der</strong> heutigen<br />

Welt orientieren zu können. Es ist für alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft nicht gleichgültig,<br />

ob ein Drittel von ihnen von <strong>der</strong> sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung immer mehr<br />

abgekoppelt wird, an ihr nicht teilhat. Es verwun<strong>der</strong>t nicht, wenn gerade diese Menschen<br />

allmählich jedes Vertrauen in die demokratische Ordnung verlieren und Politik immer mehr<br />

als <strong>eine</strong> Angelegenheit von Eliten sehen, als das lukrative Geschäft kl<strong>eine</strong>r Gruppen elitärer<br />

Entscheidungsträger. So gesehen wird die eingehende Beschäftigung mit Literarität zu <strong>eine</strong>r<br />

Überlebensfrage für die demokratische Gesellschaft.<br />

Wie unterscheidet sich diese Sichtweise von an<strong>der</strong>en?<br />

Was ist Literarität?<br />

Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ein älterer Herr fragt in <strong>eine</strong>r Buchhandlung: „Gibt es<br />

ein Buch, in dem mir erklärt wird, was ein Begriff wie Herunterladen bedeutet?“ Zur weiteren<br />

Erklärung fügt er hinzu: „Gerade für m<strong>eine</strong> Generation wäre das hilfreich, wie sollen wir uns<br />

sonst zurechtfinden?“ Unmissverständlich spricht diese Alltagskommunikation ein Thema an,<br />

das jedem vertraut ist. Es geht um das unzureichend klare Vernetzenkönnen von Zusammen -<br />

hängen, <strong>der</strong>en einzelne Elemente durchaus vertraut sein können. Stempelt <strong>eine</strong>n dieser<br />

Mangel zum/zur AußenseiterIn, muss man zurück an den Start? Es ist anzunehmen, dass<br />

sich <strong>der</strong> Herr dieses Beispiels nicht gerne in <strong>der</strong> Rolle <strong>eine</strong>s Abc-Schützen sähe. Da er weiß,<br />

was ihm fehlt, wofür er Literarität braucht, verlangt er nach <strong>eine</strong>m für s<strong>eine</strong> <strong>Frage</strong>n über<br />

<strong>eine</strong>n neuen Kontext des Wissens – die PC-Welt – zugeschnittenen Instrument, um sein<br />

Repertoire zu erweitern.<br />

Genau an dieser Thematik scheiden sich die Geister über Literarität: Die <strong>eine</strong>n verstehen<br />

sie in erster Linie als <strong>eine</strong> basale technische Fertigkeit, die man relativ rasch erwerben<br />

und dann anwenden kann, die an<strong>der</strong>en als ein höchst komplexes Instrumentarium, das sich<br />

in <strong>der</strong> sozialen Praxis bei <strong>der</strong> Lösung unterschiedlicher Aufgaben entwickelt. Literarität<br />

wird also – so gesehen – als ein fortgesetzter Erfahrungsprozess durch immer wie<strong>der</strong> neues<br />

Aneignen und Anwenden erworben. In dieser Studie wird – wie vermutlich bereits zu<br />

erkennen war – die zweite <strong>der</strong> genannten Sichtweisen vertreten. Zum besseren Verständnis<br />

ein Vergleich aus <strong>der</strong> Musik: Nicht die Noten allein bestimmen den Klang – machen die<br />

Musik –, son<strong>der</strong>n das Erarbeiten und Interpretieren des Klangs in immer neuer Zusammensetzung<br />

sowie das Ausprobieren von Ausdeutungen in Fortsetzung o<strong>der</strong> Abgrenzung zu<br />

an<strong>der</strong>en Ausdeutungsarten. Aus dem Zwiegespräch mit historischen und zeitgenössischen<br />

Ausdeutungsarten entsteht erst die je eigene Klangform.<br />

Vereinfachend ließe sich sagen: Aus <strong>der</strong> ersten Sichtweise ergibt sich <strong>eine</strong> Konzentration<br />

auf „Fibelwissen“ von Schreiben und Lesen, auf grundlegendes Können, basierend auf <strong>der</strong><br />

Vorstellung von <strong>eine</strong>r klar umrissenen Elementarbildung, aus <strong>der</strong> zweiten die Notwendigkeit,<br />

die unterschiedlichen Rahmenbedingungen <strong>der</strong> sozialen, sachlichen und individuellen<br />

Anwendung von Lesen und Schreiben zu erforschen, um die gewonnenen Erkenntnisse für<br />

verschiedene Bereiche und Anlässe <strong>der</strong> Vermittlung nutzen zu können. Aus dieser Gegenüberstellung<br />

folgen <strong>eine</strong> Reihe an<strong>der</strong>er. So orientiert sich die erste Sichtweise vor allem<br />

daran, Anfangs- und Buchstabenwissen zu vermitteln, während die zweite es darauf anlegt,<br />

komplexe Schreibformen und Lesarten in verschiedenen Praxisbereichen immer wie<strong>der</strong> neu<br />

erkennen und erschließen zu lernen, als Teil <strong>eine</strong>s Werkzeugkastens von Wissen – auch<br />

über Lesen und Schreiben.<br />

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