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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl<br />

auch wenn man k<strong>eine</strong> Büchereikarte hat. Die braucht man nur, wenn man etwas ausborgen<br />

möchte o<strong>der</strong> wenn man PC-Arbeitsplätze nutzen will. Je<strong>der</strong> kann hereinkommen, sich aus dem<br />

Regal ein Buch o<strong>der</strong> <strong>eine</strong> CD nehmen, darin schmökern, am nächsten Tag wie<strong>der</strong> kommen,<br />

weiter lesen, CDs anhören o<strong>der</strong> im Eingangsbereich internationale Zeitungen lesen. Unsere Zielsetzung<br />

ist, möglichst offen zu sein, je<strong>der</strong> soll willkommen sein.“<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt mit Symbolwirkung, <strong>der</strong> die Gürtel-Lage <strong>der</strong> Hauptbücherei<br />

betrifft, sei noch hervorgehoben. Der Wiener Gürtel ist vielerorts – und gerade auch an<br />

diesem Ort – so etwas wie ein Trennungswall zwischen den „gutbürgerlichen“ Innenstadt -<br />

bezirken und <strong>der</strong> proletarischen, heute vor allem migrantischen Vorstadt. Durch ihre räum -<br />

liche Positionierung verweist die Hauptbücherei darauf, dass sie an diesem Platz diese<br />

Trennung aufheben will, <strong>eine</strong> Durchmischung <strong>der</strong> sozialen Schichten anstrebt und ein Ort für<br />

a l l e im Umfeld Lebenden, ungeachtet ihrer Herkunft o<strong>der</strong> sozialen Stellung sein möchte.<br />

Ohne bei <strong>der</strong> Beschreibung des Standortes und s<strong>eine</strong>r symbolischen topographischen Bedeutung<br />

sowie <strong>der</strong> äußeren und inneren Ausstattung <strong>der</strong> Hauptbücherei genauer ins Detail zu<br />

gehen, kann man den meisten Architekturkritiken, die anlässlich <strong>der</strong> Eröffnung erschienen,<br />

nur zustimmen: Es handelt sich um ein höchst exponiertes, mit Signalwirkung ausgestattetes<br />

Gebäude, das selbstbewusst auf s<strong>eine</strong> Funktion als Dienstleister für Lesende und Studierende<br />

verweist und im Inneren zum Verweilen einlädt. Eine Einladung, die täglich von rund<br />

3.000 BesucherInnen angenommen wird. Die Einladungsgeste betrifft aber nicht nur das<br />

Innere – im Frühling, Sommer und Herbst, also immer dann, wenn in Wien halbwegs angenehme<br />

Witterungsverhältnisse vorherrschen, ist auch die Freitreppe äußerst gut besucht.<br />

Dutzende, meist junge Menschen lassen sich auf ihr nie<strong>der</strong>, essen ihre Jause, unterhalten<br />

sich, studieren ihre Unterlagen und genießen erste, letzte o<strong>der</strong> kräftige Sonnenstrahlen.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s ist <strong>der</strong> erste äußere Eindruck von <strong>der</strong> zu Vergleichszwecken ausgewählten<br />

Zweigstelle in <strong>der</strong> Leopoldstädter Zirkusgasse. Es gibt sie an diesem Ort bereits seit über<br />

30 Jahren, sie liegt in <strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n, versteckten Seitengasse mit extrem wenig Autoverkehr,<br />

von <strong>der</strong> Straße aus durch <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n, unauffälligen Eingang ebenerdig begehbar – wer<br />

nicht weiß, dass sich hier <strong>eine</strong> Bücherei befindet, könnte sie zunächst glatt übersehen. Erst<br />

auf den zweiten Blick bemerkt man <strong>eine</strong> bunte Wandmalerei an <strong>der</strong> Fassade, erstellt von<br />

SchülerInnen <strong>eine</strong>s nahe gelegenen Gymnasiums. Durch ein schmales, fast enges Foyer<br />

gelangt man in <strong>eine</strong>n niedrigen, mit Bücherregalen voll gestopften, lang gezogenen, großen<br />

Raum. Im Eingangsbereich sind einige Computer zum freien Gebrauch platziert, <strong>eine</strong> große<br />

Kin<strong>der</strong>ecke mit Sofa, Matratzen und Spielzeug markiert den Raum <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>literatur, ansonsten<br />

wandelt man geradlinig von Regal zu Regal, von Sachgebiet zu Sachgebiet, unterbrochen<br />

durch einige wenige Tische mit Sesseln. Dennoch wirkt <strong>der</strong> architektonisch unambitionierte<br />

Ort durchaus gemütlich, wenn er auch kaum – schon aus Platzgründen – zum längeren<br />

Verweilen einlädt. Hier kann man vor allem Bücher ausleihen und zurückbringen, nur die<br />

Computerplätze sind so gut wie immer, meist von Jugendlichen, besetzt. Insgesamt ist die<br />

Ausstattung funktional und unaufwendig. Ein Blick aus den nicht allzu großen Fenstern<br />

verweist auf <strong>eine</strong> große Grünfläche, die als Ensemble mit dem (aus finanziellen Gründen<br />

wohl unerfüllbaren) sehnlichen Wunsch <strong>der</strong> Leiterin <strong>der</strong> Zweigstelle, Maria Hirsch, ein<br />

angenehmes Ambiente bieten würde: <strong>eine</strong>n verglasten Wintergarten, <strong>der</strong> Platz für die neuen<br />

Medien und die PCs bieten sollte und den BesucherInnen damit die Möglichkeit, dort in<br />

Ruhe zu arbeiten.

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