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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Was ist Literarität?<br />

des Verständnisses und <strong>der</strong> Untersuchung von sozialer Praxis und von sozial gebräuchlichen<br />

Literaritätspraktiken.<br />

Ebenso von Interesse ist die <strong>Frage</strong> nach den sozialen Funktionslogiken des Mitteilens und<br />

wie diese entstehen bzw. hergestellt werden. Die Literaritätsforschung knüpft nunmehr<br />

verstärkt an <strong>der</strong> Semiotik vor allem in den Bereichen Sprache und Literatur an, die sich<br />

mit den interaktiven Prozessen und Bedingungen zwischen Zeichen und Zeichensystemen,<br />

bezeichneten Inhalten und die Bedeutung übersetzen<strong>der</strong> Personen befasst. Unterschiedliche<br />

Anlässe, Zusammenhänge, Praktiken, Formen und Beteiligte von Lesen und Schreiben werden<br />

nun als sozial und historisch verän<strong>der</strong>liche Vielfalt von möglichen Übersetzungswegen<br />

sichtbar – man denke nur an das Interesse, das neu und an<strong>der</strong>s übertragene Grundlagentexte<br />

auslösen. Dazu kommt die Untersuchung <strong>der</strong> kodifizierten Muster, die durch soziale<br />

Lese- und Schreibgewohnheiten gebildet und genutzt werden. Von Interesse für die Erfassung<br />

<strong>der</strong> Pluralität von Lesen und Schreiben und <strong>der</strong>en soziale und kulturelle Funktionen für<br />

die „durchschnittlichen Menschen“ sind auch „falsche“ und „missverständliche“ Varianten.<br />

Das erfasst zum <strong>eine</strong>n das „gezielte“ o<strong>der</strong> sich pragmatisch durch häufigen Gebrauch<br />

durch - setzende Unterlaufen von etablierten Regeln in Orthografie, Semantik, Syntax und<br />

Komposi tion in Jugend- und Subkulturen, zum an<strong>der</strong>en die früher o<strong>der</strong> später „erlaubte und<br />

geachtete“ Abweichung in Kunst und Kultur. Sprechweisen und Sprachformen innerhalb<br />

<strong>eine</strong>r o<strong>der</strong> mehrerer Sprachen ko-existieren, überlappen und/o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprechen einan<strong>der</strong>,<br />

manche lassen sich sehr wohl (o<strong>der</strong> nur annähernd) übersetzen, an<strong>der</strong>e nicht.<br />

In <strong>der</strong> globalisierten, multikulturellen und multilingualen Realität <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Städte<br />

und <strong>der</strong> weltumspannenden Netzsphäre machen diese vielen Stimmen hörbar und lesbar,<br />

dass es innerhalb ein und <strong>der</strong>selben Sprache viele gibt, die je nach Gelegenheit durch<br />

ihre Variation als Dialekt, Jargon, Slang, Sprachmischung und Sprachenwechsel, Sub- und<br />

Gruppen sprachen unterschiedliche soziale Mitteilungen als Teil des sozialen Gewebes hinter -<br />

lassen – und auf diese Weise das Sprachgewebe wie den Sprachgebrauch, aber auch das<br />

Sprach(en)- wie Literarität(en)verständnis kurz- und längerfristig umgestalten.<br />

Den New Literacies Studies, die prägend sind für die dritte Phase <strong>der</strong> Literaritätsforschung,<br />

geht es um das Sichtbarmachen <strong>der</strong> vielen Literaritäten, Lese- und Schreibweisen, schriftlichen<br />

Materialien und „Stimmen“ innerhalb <strong>der</strong> vermeintlich „<strong>eine</strong>n“ Literarität durch die<br />

Analyse <strong>der</strong> Wirkungsweise sozialer Interaktionsprozesse. Die Forschenden untersuchen also<br />

die Interaktionen mit Literaritäten in verschiedenen Umgebungen, historisch und aktuell –<br />

Familie, Kin<strong>der</strong>garten, Schule, Arbeitsplatz, Freizeit – und für unterschiedliche Bereiche,<br />

etwa, um nur einige zu nennen, Gesundheit, Recht, Finanzen, Technik, Musik, Kunst o<strong>der</strong><br />

Sprache. Bei dieser Analyse geht es wie<strong>der</strong>um um <strong>Frage</strong>n nach <strong>der</strong> sozialen Position, nach<br />

Autorität, Macht, individueller und kollektiver Identität, nach gehört, gelesen und verstanden<br />

werden und um die Akzeptanz von „Texten“. Welche Art Schreiben „gilt“, gibt es die <strong>eine</strong><br />

„gültige“ o<strong>der</strong> viele, von denen jede zu gelten hat, und welche Rolle spielt es dabei, ob<br />

dieser Art Schreiben gesellschaftliche Geltung zugesprochen o<strong>der</strong> abgesprochen wird? All<br />

dies ist nunmehr Gegenstand <strong>der</strong> Kulturphilosophie, <strong>der</strong> Texttheorie, <strong>der</strong> Diskurstheorie und<br />

<strong>der</strong> Psycholinguistik. So wird von unterschiedlichen Seiten her untersucht, wie Literarität<br />

gesellschaftliche Konstruktionen mitbestimmt, wie diese entstehen und wie die erzeugten<br />

„Texturen“ als Interaktionen beim Wahrnehmen und Handeln in verschiedenen Rollen und<br />

Kontexten, als soziale Praxis eben, aufsch<strong>eine</strong>n und wirksam werden.<br />

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