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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritäten im Kontext<br />

ansprüchen, von Verwaltungstechnik und Gesundheitsleistungen präsentiert, agieren <strong>eine</strong><br />

Reihe unterschiedlicher Berufsgruppen mit je eigenen Spezialfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Qualifikation und<br />

mit festgelegten Rollen und Funktionen im institutionellen Gefüge des Systemablaufs.<br />

Der Bereich ist also sowohl äußerst institutionalisiert und nach <strong>eine</strong>r einheitlichen Logik<br />

straff geglie<strong>der</strong>t als auch zugleich sehr heterogen, selbst dort, wo es nur um die Interessen<br />

und Aufgaben <strong>der</strong> in ihm tätigen Berufsgruppen geht, um ihre Professionalisierung und<br />

spezialisierten Ausdrucksweisen. Die bereits auf dieser Ebene stark ausgeprägten und getrennten<br />

Aktionskreise und Departments von Wissen und Praxis <strong>der</strong> Professionen vertiefen und<br />

erweitern sich durch die vielen Ebenen <strong>der</strong> Vermittlung bis hin zu den PatientInnen noch<br />

um die Kontexte <strong>der</strong> verschiedenen Fach- und Berufsausübungen und <strong>der</strong>en Platz und Entscheidungsmacht<br />

im institutionellen Gefüge. Das letzte Glied <strong>der</strong> Kette ist <strong>der</strong>/die PatientIn,<br />

konfrontiert mit <strong>eine</strong>m Bruchstück institutioneller und fachlicher Logik, <strong>der</strong>en Bedeutung<br />

und Zusammenhang auf dem Weg zu ihm/ihr verloren gegangen ist und für <strong>der</strong>en Erläuterun -<br />

gen er/sie auch k<strong>eine</strong>n Verantwortungsbereich und Ansprechpartner findet.<br />

Denn wenn auch die „ungeschriebenen“ Gesetze institutioneller Regeln und systematisierter<br />

Abläufe – gerade im Gesundheitsbereich – den Einzelnen nicht bekannt sind, beim Eintritt<br />

in das System werden dessen Anfor<strong>der</strong>ungen, insbeson<strong>der</strong>e beim Benützen und Nutzen von<br />

Texten wirksam. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen werden aber nicht erläutert, sie funktionieren indirekt,<br />

werden vorausgesetzt: etwa in Form <strong>eine</strong>s Formulars, das es auszufüllen gilt, bevor<br />

das System <strong>eine</strong>n Ansprechpartner zur Verfügung stellt, mit dem man zunächst sprechen,<br />

sich beraten und Informationen austauschen kann. Beispiele wie dieses beleuchten nicht<br />

nur Themen o<strong>der</strong> Probleme <strong>der</strong> PatientInnen. Sie sind vielmehr Ausdruck <strong>der</strong> Ausrichtung<br />

und Gestaltung <strong>eine</strong>s wichtigen gesellschaftlichen Bereichs. Verdeckte, aber wirksame Logiken<br />

sachlicher, fachlicher und administrativer Natur führen zu sozialen Umgangsformen, in<br />

denen <strong>der</strong>/die Einzelne zum Rädchen im Getriebe wird. Das för<strong>der</strong>t – beim Personal ebenso<br />

wie bei den PatientInnen – Passivität und Abhängigkeit und behin<strong>der</strong>t die bewusste, aktive<br />

Gestaltung des Gesundheitssystems zum Nutzen aller Beteiligten.<br />

Diese Systemzusammenhänge und die dabei wirksamen Logiken durchschaubar zu machen,<br />

ist <strong>eine</strong> <strong>der</strong> Aufgaben von Gesundheitsliterarität. Der/die Einzelne soll mit ihrer Hilfe nicht<br />

nur in „s<strong>eine</strong>r/ihrer“ Behandlung aktiv sein, son<strong>der</strong>n auch „aktiv“ mit (ver)handeln, in<br />

welche Richtung sich Behandlungsweisen entwickeln und wie sie zu organisieren sind. So<br />

gesehen ist Gesundheitsliterarität ein Instrument, diese Zusammenhänge offen zu legen und<br />

den/die Einzelne/n zur Analyse <strong>der</strong> unterschiedlichen Wirkungsebenen und ihrer sozialen<br />

und gesellschaftlichen Folgen im Gesundheitsbereich zu befähigen – ein Verständnis von<br />

Handeln, das man üblicherweise als Empowerment bezeichnet.<br />

Darüber hinaus ist Health Literacy auch ein Baustein <strong>eine</strong>r weitergehenden Thematik, nämlich<br />

<strong>der</strong> des Stellenwerts von Verständigungsproblemen als „Wegweiser“ für kooperative<br />

Handlungsweisen zwischen PatientInnen und Personal sowie innerhalb des Personals. Es<br />

geht um die Bedeutung <strong>der</strong> Verständigungs- und Vermittlungsarbeit zwischen unterschiedlichen<br />

Aufgabenbereichen, unterschiedlichen Tätigkeiten, Wissensweisen und Organisationsprinzipien<br />

innerhalb <strong>eine</strong>s Bereiches, damit die Anschlüsse zwischen ihnen bewusster gestaltet<br />

und besser im Interesse aller Beteiligten gelingen. Gerade wegen <strong>der</strong> Heterogenität <strong>der</strong><br />

Anliegen, <strong>der</strong> Bandbreite <strong>der</strong> Nutzungsbedürfnisse und <strong>der</strong> Dichte und Fülle <strong>der</strong> Angebote<br />

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