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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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114 Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl<br />

Der Begriff Musik umfasst mündlich wie schriftlich überlieferte Partituren <strong>eine</strong>s Werkes in<br />

<strong>eine</strong>r Vielfalt von Stilen, sei es <strong>eine</strong> Sonate von Bach o<strong>der</strong> ein Moribayassa, Rhythmus und<br />

Tanz <strong>der</strong> Djembe in Westafrika. Es gibt Musikliteratur zu Theorie und Praxis von Musik,<br />

Notenliteratur, Übungsliteratur, KomponistInnen- und MusikerInnenporträts, Werk- und Aufführungskritiken.<br />

Musik schließt unterschiedliche Praktiken, Anlässe und Orte <strong>der</strong> Musik<br />

ein – für religiöse Rituale, das Feiern von Festen, Hausmusik o<strong>der</strong> Musik bei <strong>der</strong> Arbeit,<br />

um nur einige zu nennen. Sie umfasst ein breites Spektrum von Musikgenres von <strong>der</strong> Instrumentalmusik<br />

über Vokalmusik zum Musiktheater. Sie befasst sich mit den Kompetenzen<br />

des Musizierens, den Bedingungen, diese zu erwerben und mit den Voraussetzungen von<br />

Musikverständnis und Musikvermittlung. Es gehören dazu <strong>eine</strong> Vielfalt von Instrumenten,<br />

Techniken diese zu spielen, Medien und Techniken <strong>der</strong> Klangerzeugung sowie Musikformationen.<br />

Musik zu machen beschreibt das Lesen von Partituren o<strong>der</strong> Werkinterpretationen<br />

ebenso wie das Schreiben von Musik, das Aufführen, das Üben, Interpretieren und auch<br />

das Hören von Musik in <strong>eine</strong>m öffentlichen Rahmen, gemeinsam mit an<strong>der</strong>en, für sich.<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Literarität umfasst ähnlich Vielfältiges: So etwa Produkte wie Techniken und<br />

Praktiken von Lesen und Schreiben, ihre sozialen und kulturellen Grundlagen in <strong>der</strong> Lebensweise<br />

<strong>der</strong> Menschen und wie sie diese als spezifische Kultur des Ausdrucks und als Medium<br />

<strong>der</strong> Kommunikation, <strong>der</strong> Vorstellung und des Denkens gestalten und beeinflussen. Sie<br />

beschreibt Lesen und Schreiben, die Vielfalt von Textsorten und Textgenres, gesellschaftlich<br />

und individuell als kulturelle Ressource, um die Welt insgesamt und das individuelle<br />

Dasein zu erfassen. Und was für die Literarität Interpretation und Produktion von Texten<br />

mit unterschiedlichen Gestaltungselementen, ist für die Musik Interpretation und Produktion<br />

von Partituren. Wie in Texten mit unterschiedlichen Stilmitteln trotz gleicher Zeichen<br />

und möglicherweise ähnlicher Inhalte in den Akten des Schreibens und Lesens immer neu<br />

gestaltet und gedeutet wird, so wird <strong>eine</strong> Partitur immer wie<strong>der</strong> neu interpretiert und verstanden.<br />

Das, was die Vorlage enthält, aber nicht ausführt, an Mitteilung voraussetzt, ihren<br />

Hintergrund in Zeit, Lebensform und Lebensgefühl, muss <strong>der</strong>/die lesende wie musizierende<br />

InterpretIn auf dem Hintergrund s<strong>eine</strong>r/ihrer Erfahrungen in s<strong>eine</strong>n/ihren Bedeutungs -<br />

kosmos übersetzen.<br />

Ob Textmaterial o<strong>der</strong>/und Musikmaterial, die Mitteilung muss bei LeserInnen und HörerInnen<br />

etwas anregen, auslösen, ansprechen, sie berühren und bewegen, sonst bleibt sie stumm.<br />

Sie muss also die Welt <strong>der</strong> Sinne, <strong>der</strong> Emotionen, <strong>der</strong> Phantasie und das Denken erreichen.<br />

Was die Welt <strong>der</strong> Musik als Hervorbringung und Präsentation von Klangwelten auszeichnet,<br />

ist, dass sie k<strong>eine</strong> Bindung an die Aussagelogik <strong>der</strong> Sprache hat. Der Klang hat die<br />

Kraft, den Körper in Schwingung zu versetzen, Resonanz zu erzeugen, die tiefe Schichten<br />

in Schwingung bringt – man denke an das Mantrieren in verschiedenen philosophischen<br />

und religiösen Richtungen, die therapeutische Nutzung von Musik zu Heilzwecken – und<br />

nachhaltig weiter schwingen lässt. Sie vermag auch das zum Ausdruck zu bringen, was<br />

nicht gesagt werden kann o<strong>der</strong> nur ungenügend sprachlich zu erfassen ist. Sie trennt in<br />

ihrer Klangmitteilung nicht zwischen Spüren und Denken und lädt zu <strong>eine</strong>m freien Austausch<br />

zwischen beiden ein, zu neuen Verbindungen zwischen Sinnlichkeit und Verstand.<br />

Sie durchbricht den konventionellen Filter des auf <strong>eine</strong> bestimmte Form des Denkens, <strong>eine</strong>s<br />

auf folgernde Logik reduzierten Verstandes. Sie wendet sich an den/die HörerIn als körperlich<br />

wie geistig empfängliches und empfindungsreiches Wesen, för<strong>der</strong>t und for<strong>der</strong>t emotionales<br />

und intuitives Erfassen.

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