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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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verläufen ging. Und mit damit einhergehenden Auskunfts-, Informations- Beratungs- und<br />

Behandlungs„schwierigkeiten“ bei <strong>der</strong> „übersetzenden“ Verständigung und Kommunikation<br />

zwischen PatientInnen und Personal.<br />

Um noch vieles dramatischer ist die soziale Problematik in den armen Teilen <strong>der</strong> Welt, wo<br />

<strong>eine</strong> Milliarde Menschen nach wie vor von Bildung ausgeschlossen ist – davon sind etwa<br />

900 Millionen illiterat. Die oft katastrophalen Lebensverhältnisse machen sie beson<strong>der</strong>s verwundbar<br />

für Krankheiten, die wohlgenährte und behütete Menschen unbeschadet, vielleicht<br />

sogar besser immunisiert überstehen. Durch den Mangel an basalen Versorgungsgütern des<br />

täglichen Lebens, insbeson<strong>der</strong>e sauberem Wasser, und den Hunger, <strong>der</strong> vor allem Kin<strong>der</strong>n<br />

bleibende Schäden zufügt, gibt es <strong>eine</strong> hohe Kin<strong>der</strong>sterblichkeit, verbreiten sich Infektionen<br />

mit bleibenden Schäden und Epidemien rasch mit <strong>eine</strong>r wachsenden Zahl von Opfern<br />

und Verwaisten. In dieser schwierigen Lage bewähren sich einfache Projekte zur Gesundheitsliterarität,<br />

die in direkter Zusammenarbeit und maßgeschnei<strong>der</strong>t für die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Gruppe aufgebaut werden.<br />

Als Beispiel für viele Aktivitäten dieser Art sei hier ein Projekt <strong>eine</strong>s Entwicklungshilfeklubs<br />

in Guatemala vorgestellt: Im westlichen Hochland von Guatemala leben die dort ansässigen<br />

Indio-Familien isoliert, sie leiden an Unterernährung und sind oft krank. Gesundheitliche<br />

Einrichtungen sind weit entfernt und für sie nicht leistbar. In <strong>eine</strong>m dreijährigen Kurs werden<br />

nun Indiofrauen zu Gesundheitshelferinnen ausgebildet. Der Unterricht beinhaltet<br />

theoretisches und praktisches Wissen über so häufige Erkrankungen wie Durchfall, Husten<br />

und Erkältungen, die oft wegen <strong>der</strong> Armut und Abgeschiedenheit <strong>der</strong> Wohngegend fatale<br />

Folgen haben und Langzeitschäden anrichten. Ebenfalls wichtige Unterrichtsgegenstände<br />

sind Kräuter- und Medizinwissen, dabei wird bewusst auf traditionelle indianische Behandlungsverfahren<br />

zurückgegriffen – einschließlich <strong>der</strong> Sammlung, Aussaat und Kultivierung,<br />

<strong>der</strong> Ernte und Verarbeitung von Kräutern und <strong>der</strong> Weitergabe des Wissens an die Dorf -<br />

bewohnerInnen. Dazu kommen Maßnahmen <strong>der</strong> Gesundheitsvorsorge (Impfen), <strong>der</strong> Beratung<br />

und Information über Schwangerschaft, Geburt, Hygiene, Ernährung, Wasseraufbereitung<br />

und Weiterleitung sowie <strong>der</strong> Austausch mit an<strong>der</strong>en medizinischen Einrichtungen.<br />

Dieses Projekt entwickelt nicht nur für s<strong>eine</strong> BenutzerInnen Gesundheitsliterarität auf hohem<br />

Niveau, es ist auch ein Einstieg <strong>der</strong> Gesundheitshelferinnen für <strong>eine</strong> Vielzahl von Literaritäts -<br />

ebenen: Sie unterrichten Frauen und Kin<strong>der</strong> in Gesundheitszirkeln, unterstützen sie dabei,<br />

ihre Beobachtungen über Krankheiten, Klimaeinflüsse und Kräuterwirkungen aufzuzeichnen<br />

und für Hilfe und Selbsthilfe – einschließlich Angaben über Dosierung, Einnahmezeiten,<br />

empfehlenswerte Gaben von Essen und Flüssigkeiten, Maßnahmen zur Eindämmung ungewünschter<br />

Nebenwirkungen – zu nutzen. Ein wichtiger Teil <strong>der</strong> positiven Wirkung beruht<br />

darauf, dass die Gesundheitshelferinnen selbst aus den Reihen <strong>der</strong> Indios kommen, ihre<br />

Sprache sprechen, ihre Probleme aus eigener Erfahrung kennen und sich als Ansprechpartnerinnen<br />

bei <strong>der</strong> Behandlung offener <strong>Frage</strong>n anbieten.<br />

Geschichte <strong>der</strong> Health Literacy<br />

Literaritäten im Kontext<br />

Drei sehr unterschiedliche Strömungen sind historisch für die Entwicklung des Konzepts<br />

von Health Literacy von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung. Da ist zum <strong>eine</strong>n die in den späten 40er<br />

Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelte „Pädagogik <strong>der</strong> Unterdrückten“ des brasilianischen<br />

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