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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Sprache als soziales Werkzeug<br />

Von den AutorInnen <strong>der</strong> viel zitierten und oft gescholtenen PISA-Studie wird unter direktem<br />

Verweis auf den Literaritätstheoretiker James Paul Gee dessen programmatische Erklärung<br />

zur Preamble to a Literacy Program (1998) herangezogen und als Grundgerüst <strong>der</strong> Unter -<br />

suchung übernommen. Gee argumentiert, dass literat zu sein deshalb gesellschaftlich und<br />

individuell so wichtig sei, weil <strong>eine</strong> Sprache lesen, schreiben, anhören und sprechen zu<br />

können das wichtigste Werkzeug sei, über das soziales Handeln sich mitteilt, also vermittelt<br />

wird:<br />

“The ability to read, write, listen and speak a language is the most important tool<br />

through which human social activity is mediated. In fact, each human language<br />

and use of language has an intricate design tied in complex ways to a variety of<br />

functions. For a person to be literate in a language implies that the person knows<br />

many of the design resources of the language and is able to use those resources<br />

for different social functions.” 5<br />

Gestützt auf das Konzept des bereits mehrfach erwähnten Lew S. Wygotski von <strong>der</strong> konstitutiven<br />

Rolle des Sprachlichen als Werkzeug <strong>der</strong> Vermittlung und damit <strong>der</strong> sozialen Dimension<br />

allen Handelns, wird hier <strong>der</strong> Instrumentcharakter des Literatseins von dieser Seite<br />

betrachtet. Dann wird <strong>der</strong> Begriff des Sozialen – wie das Soziale mitgeteilt wird – noch einmal<br />

von <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Sprache(n) erläutert. Jede Sprache und jede ihrer benutzten Sprachvarianten<br />

– und das gilt für alle Kommunikationsformen, gleichgültig ob es sich um die<br />

Mathematik, um Comics o<strong>der</strong> den Rap handelt – hat ein eigenes, ihr innewohnendes Gestaltungsmodell<br />

(Design), das vielschichtig mit verschiedenen Funktionen verbunden ist. Und<br />

daher bedeutet, in <strong>eine</strong>r Sprache literat zu sein, möglichst viele dieser Designprinzipien –<br />

also, wie diese Sprache operiert – zu kennen und sie als Fundus für verschiedene soziale<br />

Funktionen zu nutzen.<br />

Literat sein ist nach diesem Verständnis <strong>eine</strong> <strong>Frage</strong> des vielschichtigen Gebrauchs von<br />

Sprache als soziales Werkzeug. Dazu gehören demnach die Kenntnis <strong>der</strong> Designelemente<br />

des sozialen Vermittelns, das Wissen um die Wahlmöglichkeiten sowie <strong>der</strong>en gezielte Auswahl<br />

für die eigene soziale Intention. Um dies alles bewerkstelligen zu können, benötigt<br />

<strong>der</strong>/die „Sprachnutzer/in“ <strong>eine</strong> Schulung des Bewusstseins über die Funktionen und die<br />

Wahl möglichkeiten mit Sprache – das gilt für Professionelle ebenso wie Laien und Lernende<br />

– bei gleichzeitigem Einsatz von handwerklich-technischen, mental-bewussten und<br />

intentional-sozialen Fertigkeiten und Kenntnissen.<br />

Der Anglistikprofessor Randal Holme, <strong>der</strong> viele Jahre an <strong>eine</strong>r Universität in Hongkong vor<br />

allem SprachlehrerInnen/-professorInnen ausgebildet hat, studierte im Zusammenhang mit<br />

dem Erlernen <strong>eine</strong>r Zweitsprache, wie sich die Denkstrukturen <strong>eine</strong>r Sprache, die ihrem<br />

„Design“ eingeschrieben sind, aber im mündlichen und schriftlichen Gebrauch an<strong>der</strong>e „Aufgaben“<br />

haben, mit den Denkstrukturen an<strong>der</strong>er Designwelten – <strong>der</strong> Erstsprache <strong>der</strong> Lernenden<br />

und <strong>der</strong>en Sprachvarianten – „verbinden“ lassen. Er betrachtet diese (Er)Kenntnisse<br />

als kognitiv-linguistische Ressourcen, die sich insgesamt auf das gesamte Gebiet des Sprach-<br />

5 PISA, S. 26.<br />

Zentrale <strong>Frage</strong>stellungen und Begriffe<br />

25

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