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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl<br />

hend verstreuten Umgebung machen kann. Er ist sehr akzeptiert, bei den Roma beliebt, es<br />

lebt. Das negative „Zigeuner-Sein“ bekommt dadurch <strong>eine</strong> positive Seite des Rom-Seins, mit<br />

<strong>eine</strong>r respektierten Kultur. Das kann ein kl<strong>eine</strong>r Beitrag dazu sein, dass sich ein bisschen<br />

mehr Selbstwertgefühl entwickelt. Und ich denke, ein selbstbewusster Rom, <strong>eine</strong> selbst -<br />

bewusste Romni sind sozioökonomisch integrationsfähiger als Erniedrigte. So spart diese<br />

Kulturarbeit auch dem Sozialsystem viel Geld. Die Kosten sind das Hauptargument, mit dem<br />

man reüssieren kann. Mittelfristig ist das bei weitem billiger, man braucht weniger Gefängnisse,<br />

Sozialhilfe usw., collateral damage ist damit reduziert.<br />

Vor ungefähr 10 Jahren haben wir angefangen, den Roma-Kin<strong>der</strong>n Computersprachlernspiele<br />

auf Burgenland-Romani zu machen. Sie haben zwar das Romani nicht wirklich verstanden,<br />

aber das Technologie-Prestige hat das Sprach-Prestige erhöht. Sie sind zu den Gadze-<br />

Kin<strong>der</strong> gegangen und haben stolz gesagt: „Unsere Sprache geht am Computer!“ Die Spiele<br />

haben gleichzeitig ein bisschen die Verschriftlichung vermittelt, und manche haben zu Hause<br />

die Eltern gefragt, warum sie mit ihnen nicht diese Sprache sprechen. Und sind drauf -<br />

gekommen, dass <strong>der</strong> Opa und die Oma das noch können. Das heißt nicht, dass sie jetzt<br />

Romani sprechen, aber es trägt dazu bei, dass sie ein positives Selbstbild bekommen.<br />

4.2 Büchereien Wien – Ein (H)Ort <strong>der</strong> LiteraritäT<br />

„Literarität bezeichnet das Alpha und Omega von Lesen und Schreiben“, und sie „ist also<br />

so etwas wie ein Schlüssel zu Kompetenzen, um sich in <strong>der</strong> heutigen Welt orientieren zu<br />

können“, schrieben wir in <strong>der</strong> Einleitung zu dieser Studie. So verstanden sind Bibliotheken<br />

<strong>zentrale</strong> Einrichtungen für die Entwicklung von Literarität, weil es hier im Kern um die<br />

Fähigkeiten des Lesens und Studierens geht. Es liegt daher auf <strong>der</strong> Hand, Bibliotheken als<br />

Hort und Orte <strong>der</strong> Literarität zu sehen. Das gilt in beson<strong>der</strong>em Maße für jene Arten von<br />

Bibliotheken, die – etwas an<strong>der</strong>s als Universitäts- o<strong>der</strong> Nationalbibliotheken – von ihrer<br />

Konzeption und ihrem Selbstverständnis her jedem/r Interessierten ohne Einschränkungen<br />

und Barrieren offen stehen wollen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, haben sie bestimmte<br />

Bedingungen zu erfüllen: Es muss sich um Orte im öffentlichen Raum handeln, die von<br />

möglichst vielen Menschen ohne Schwellenangst betretbar sind, sie sollen schon von ihrer<br />

architektonischen Ausstattung her zum Eintreten, sich Nie<strong>der</strong>lassen und Studieren ein laden,<br />

das inhaltliche Angebot hat breit gestreut zu sein, um möglichst viele Bedürfnisse und<br />

Interessen zu befriedigen, und nicht zuletzt ist es wichtig, dass die Kosten für die Nutzung<br />

für den/die Einzelne/n so gering sind, dass sie für (fast) jede/n erschwinglich sind. Ein<br />

weiterer wichtiger Aspekt, an dem sich die Qualität dieser Einrichtung zu messen hat, ist<br />

die Fähigkeit, gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen, seien sie sozialer o<strong>der</strong> technologischer Natur,<br />

wahrzunehmen, auf mo<strong>der</strong>ne Entwicklungen des Wissens und <strong>der</strong> <strong>Wissensvermittlung</strong> zu<br />

reagieren und die diesem Wandel entsprechenden Bedürfnisse in das eigene Angebot zu<br />

integrieren.<br />

In Wien sind es in erster Linie die Büchereien Wien, die sich diesen Aufgaben verpflichtet<br />

fühlen. So bezeichnet sich die Hauptbücherei auf ihrer Website als „ein(en) Ort, <strong>der</strong> leichten<br />

Zugang zu Informationen je<strong>der</strong> Art bietet“, ebenso verspricht sie die „Begegnung mit den<br />

Künsten, vor allem mit Literatur“, die Vermittlung von „Spaß an Wissen(schaft) und Bildung“<br />

und „Hilfe zur Orientierung in Welt und Leben“. Im Folgenden soll nun dargestellt werden,<br />

auf welch vielfältige Weise die Institution Büchereien Wien diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht

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