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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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In <strong>der</strong> Kombination von Musik und Literarität verweist das musikalische Moment darauf,<br />

dass ein kulturelles Instrument nur dann s<strong>eine</strong> Wirkung hat, wenn es die Tiefenschichten<br />

<strong>eine</strong>r Person erreicht und <strong>der</strong>en Potentiale integriert. Und die Literarität macht das kulturelle<br />

Gewebe als Übertragung von Erfahrung und Bedeutung lesbar und erzählt damit ebenso<br />

von <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Sinne, <strong>der</strong> Gefühle, <strong>der</strong> Bedeutungen. So wird es möglich, auch<br />

diese expressive Erfahrungsebene in an<strong>der</strong>en Zusammenhängen neu zu lesen und zusammen -<br />

zufügen, um aus <strong>der</strong> Vielfalt menschlicher Erfahrungen neue kulturelle Nahrung und <strong>eine</strong><br />

Fülle von Instrumenten des Ausdrucks für sich zu gewinnen. Bei Harnoncourt klingt das so:<br />

„Wenn es uns nicht gelingt, uns wie<strong>der</strong> für das zu interessieren, was wir noch nicht<br />

kennen – sei es alt o<strong>der</strong> neu –, wenn es uns nicht gelingt, den Sinn <strong>der</strong> Wirkung<br />

<strong>der</strong> Musik – <strong>eine</strong>r Wirkung auf unseren Geist und unseren Körper wie<strong>der</strong>zufinden,<br />

dann hat das ganze Musizieren k<strong>eine</strong>n Sinn.“ 30<br />

Urbanes Crossover<br />

Verän<strong>der</strong>ungsprozesse im Sozialen, gerade o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s wenn sie Folge weltumspannen<strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen sind, schlagen sich in den sozialen Räumen als <strong>eine</strong> Mischung aus<br />

lokalen und globalen Formen auch <strong>der</strong> kulturellen Techniken und Instrumente nie<strong>der</strong>. Wir<br />

betrachten die Stadt unter dem Gesichtpunkt des Crossover als <strong>eine</strong> Art Resonanzboden<br />

für generelle Entwicklungen und verän<strong>der</strong>te musikalische Lesarten, erweiterte Klangräume,<br />

Verän<strong>der</strong>ungen von traditionellen Aufführungsformen und Klangstilen, <strong>der</strong> Neudefinition<br />

und Weiterführung von lokal entstandenen und global wirkenden Musiktraditionen, aber<br />

auch – für die Musik wie die Literarität gleichermaßen wichtig – als Ort <strong>der</strong> Sammlung<br />

und <strong>der</strong> Reflexion über Musik.<br />

Das Wien, von dem hier – exemplarisch für an<strong>der</strong>e, ähnlich strukturierte Orte – die Rede<br />

ist, ist ein Beispiel für die Darstellung von Interaktionen zwischen Musik und Literarität.<br />

Es ist realer Ort und ein Ort wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, irgendwo, an dem unterschiedliche Stile und<br />

mediale Formen von Musiken, des Musizierens und des Musikhörens einan<strong>der</strong> beeinflussen<br />

und verän<strong>der</strong>n.<br />

Nicht nur für MusikerInnen auf <strong>der</strong> Suche nach geeigneten Ausbildungsstätten <strong>der</strong> Musik<br />

gilt Wien weiterhin als <strong>eine</strong> <strong>der</strong> internationalen Musikmetropolen. Internationale Zeitungskommentare,<br />

regelmäßig von ihren Besuchen in dieser Stadt berichtende JournalistInnen<br />

und AutorInnen, die für <strong>eine</strong> Zeitlang in Wien ihre Zelte aufschlagen, sind sich einig, dass<br />

die Stadt <strong>eine</strong>n eigenen Klang entwickelt hat. Musik ist wahrnehmbarer Teil des öffentlichen<br />

Raums geworden – und die Stadt hat ein unverwechselbares Klangpotpourri entwickelt.<br />

Zurückgeführt wird diese Klangentwicklung auf die Tatsache, dass Wien mit <strong>der</strong> spezifischen<br />

Zusammensetzung s<strong>eine</strong>r Bevölkerung, aber auch musikalisch gesehen, zu <strong>eine</strong>m<br />

neuen Schnittpunkt verschiedener Klangkulturen aus allen Himmelsrichtungen und Erdteilen<br />

geworden ist. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben, wie schon zur Wende vom 19. zum 20. Jahr -<br />

hun<strong>der</strong>t, die vielfältigen Musiktraditionen, das Musizieren und die MusikantInnen Ost- und<br />

30 Harnoncourt, Nikolaus: Musik als Klangrede. S. 34.<br />

Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl<br />

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