Defaults in deduktiven Datenbanken
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2 KAPITEL 1. EINFÜHRUNGNatürlich s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong>e <strong>Defaults</strong> an sich ke<strong>in</strong>e neue Erf<strong>in</strong>dung. Sie wurden auchschon <strong>in</strong> der künstlichen Intelligenz untersucht bei dem Versuch, Schlußweisen des gesundenMenschenverstandes zu formalisieren [McC80, Rei80, Moo85, McC86]. Allerd<strong>in</strong>gswerden dort meist recht komplizierte Arten von <strong>Defaults</strong> betrachtet oder neue Logiken,was zu zahlreichen Problemen führt. Im Datenbankbereich sche<strong>in</strong>en dagegen e<strong>in</strong>facheprädikatenlogische Formeln als <strong>Defaults</strong> auszureichen [Poo88, BL89], und durch dieseBeschränkung wird alles wesentlich e<strong>in</strong>facher und übersichtlicher. Dagegen haben sichPrioritäten zwischen den <strong>Defaults</strong> als sehr nützlich erwiesen. Sie erlauben, zu spezifizieren,welcher Default vorgezogen werden soll, wenn e<strong>in</strong> Konflikt zwischen zwei <strong>Defaults</strong>besteht.E<strong>in</strong> Ziel der vorliegenden Arbeit ist es nun, für solche e<strong>in</strong>fachen <strong>Defaults</strong> mit Prioritätene<strong>in</strong>e Semantik zu entwickeln. Dazu werden mehrere Vorschläge untersucht undverglichen: In der Hauptsache s<strong>in</strong>d dies die m<strong>in</strong>imale Modelle“-Semantik [McC80] verallgeme<strong>in</strong>ertauf partiell geordnete <strong>Defaults</strong>, und e<strong>in</strong>e neue vorsichtige CWA“, die die””GCWA [M<strong>in</strong>82] als Spezialfall enthält. Außerdem wird gezeigt, daß die konstruktive Semantik[Bre91] bei partiell geordneten <strong>Defaults</strong> nicht mehr äquivalent zu den m<strong>in</strong>imalenModellen ist (e<strong>in</strong> etwas überraschendes Ergebnis). Auch e<strong>in</strong>e passend verallgeme<strong>in</strong>erteVersion der orig<strong>in</strong>alen CWA [Rei78] wird zum Vergleich herangezogen.Es sollen aber nicht nur diese vier Semantiken e<strong>in</strong>facher <strong>Defaults</strong> untersucht werden,sondern es soll e<strong>in</strong> Überblick über alle denkbaren Semantiken gewonnen werden. Der semantischeBereich für <strong>Defaults</strong> s<strong>in</strong>d Vervollständigungen, die das explizit aufgeschriebeneWissen um implizite Annahmen erweitern. Sie können auf drei Arten formalisiert werden:als Auswahlfunktion auf den Modellen, als syntaktische Erweiterung der Formelmenge,oder als neue Folgerungsrelation. Auch dieser allgeme<strong>in</strong>e Rahmen für die Untersuchungvon Default-Semantiken ist e<strong>in</strong> wesentlicher Beitrag der vorliegenden Arbeit.Natürlich gibt es <strong>in</strong> der künstlichen Intelligenz schon Untersuchungen über abstrakte,nicht-monotone Folgerungsrelationen, etwa [Gab85, Mak89, KLM90, Dix91]. Der dieserArbeit zugrunde liegende Ansatz [Bra90a] unterscheidet sich davon hauptsächlich <strong>in</strong> derBetonung des modelltheoretischen Aspektes. Die hier betrachteten Folgerungsrelationens<strong>in</strong>d gegenüber denen <strong>in</strong> der Literatur so e<strong>in</strong>geschränkt, daß es möglich ist, sie äquivalentdurch Auswahlfunktionen auf prädikatenlogischen Modellen zu beschreiben. Dies iste<strong>in</strong>erseits wesentlich übersichtlicher, da im Datenbankbereich modelltheoretische Sichtweisenja ohneh<strong>in</strong> üblicher s<strong>in</strong>d (etwa beim relationalen Datenmodell).Andererseits s<strong>in</strong>d solche Auswahlfunktionen aber auch <strong>in</strong> der mathematischen Theorieder Wahlverfahren ausführlich untersucht worden (e<strong>in</strong>e Übersicht gibt [Mou85]). Es istüberraschend, daß trotz des gänzlich anderen <strong>in</strong>tuitiven H<strong>in</strong>tergrunds <strong>in</strong> den beiden Gebietenviele äquivalente Eigenschaften untersucht worden s<strong>in</strong>d. Durch den hier angegebenenallgeme<strong>in</strong>en Rahmen ist es möglich, zwischen beiden Formulierungen umzurechnen, undes wird auf diesem Wege <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>e Charakterisierung der m<strong>in</strong>imale Modelle“-”Vervollständigungen gewonnen [Bra90a]. In der Literatur s<strong>in</strong>d bisher Resultate aus derTheorie der Wahlverfahren nur sehr vere<strong>in</strong>zelt herangezogen worden [DW91].Neben den speziellen Default-Semantiken und dem allgeme<strong>in</strong>en Rahmen ist der dritte