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Defaults in deduktiven Datenbanken

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28 KAPITEL 2. DEDUKTIVE DATENBANKENProblem der großen Ausdrucksfähigkeit. E<strong>in</strong>e gegensätzliche Me<strong>in</strong>ung wird <strong>in</strong> [Bre91] vertreten;dort wird aber zur Lösung dieses Problems die zugrundeliegende Logik geändert.E<strong>in</strong> anderer momentan viel beachteter Vorschlag, allgeme<strong>in</strong>ere Default-Aussagen zuermöglichen, ist Moore’s autoepistemische Logik [Moo85]. Die hier betrachteten <strong>Defaults</strong>würden <strong>in</strong> dieser Logik formuliert als ”wenn ich nicht weiß, daß der Default nichtgilt, dann gilt er“. Wie Konolige gezeigt hat [Kon88], ist diese Logik aber im wesentlichenäquivalent zu Reiter’s Default Logik (man kann die Formeln <strong>in</strong> autoepistemischerLogik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Normalform überführen, die Reiter’s <strong>Defaults</strong> entspricht). Daher ist esnicht überraschend, daß die autoepistemische Logik dieselben Probleme wie die Default-Logik hat.Man muß sich aber fragen, ob man die größere Ausdrucksfähigkeit überhaupt braucht,oder ob die zusätzlichen Probleme den Nutzen nicht überwiegen. Wie <strong>in</strong> Kapitel 3 belegtwird, kann man zum<strong>in</strong>dest sehr viele Beispiele für die Anwendung von <strong>Defaults</strong> auch mitden hier betrachteten e<strong>in</strong>fachen <strong>Defaults</strong> formulieren.Im Gegensatz dazu sche<strong>in</strong>t die zusätzliche Ausdrucksfähigkeit gegenüber Systemen,die nur Negationen als <strong>Defaults</strong> zulassen, ke<strong>in</strong>e pr<strong>in</strong>zipiellen Schwierigkeiten mit sich zubr<strong>in</strong>gen.Def<strong>in</strong>ition 2.2.2 (<strong>Defaults</strong>): E<strong>in</strong>e Menge von <strong>Defaults</strong> ∆ e<strong>in</strong>er <strong>deduktiven</strong> Datenbankmit Signatur Σ ist e<strong>in</strong>e endliche Menge von stark bereichsbeschränkten Σ-Formeln.Dabei darf es nicht δ 1 , δ 2 ∈ ∆, δ 1 ≠ δ 2 und Substitutionen θ 1 , θ 2 geben, so daßδ 1 θ 1 = δ 2 θ 2 (s.u.).Von großem praktischen Nutzen ist schließlich noch die E<strong>in</strong>führung von Prioritäten zwischenden <strong>Defaults</strong>. <strong>Defaults</strong> s<strong>in</strong>d ja im wesentlichen Regeln mit Ausnahmen, und eskommt nun durchaus vor, daß man zu den Ausnahmen nochmals Ausnahmen spezifizierenmuß (das ist ja das Grundpr<strong>in</strong>zip von Vererbungs-Hierarchien).Wenn e<strong>in</strong> Default e<strong>in</strong>em Axiom widerspricht, setzt sich natürlich das Axiom durch.Aber was ist, wenn sich zwei <strong>Defaults</strong> wiedersprechen? Hier hat man die Gelegenheit, überPrioritäten zu spezifizieren, welcher Default angenommen und welcher verworfen werdensoll. Falls ke<strong>in</strong>e Prioritäten spezifiziert s<strong>in</strong>d, spielt die genaue Semantik der <strong>Defaults</strong> (derVervollständigungsmechanismus) e<strong>in</strong>e Rolle. Manche Vervollständigungen nehmen dannke<strong>in</strong>en von beiden <strong>Defaults</strong> an, manche ihre Disjunktion.Die Prioritäten zwischen den <strong>Defaults</strong> können als partielle Ordnung ❁ spezifiziertwerden; dabei bedeute δ 1 ❁ δ 2 , daß δ 1 die höhere Priorität hat. Diese Richtung der Ordnungverlangt wohl noch e<strong>in</strong>en Kommentar, da sie der Intuition zunächst zu widersprechensche<strong>in</strong>t. Aber sie stimmt mit der Subtypen/klassen-Beziehung <strong>in</strong> objekt-orientiertenAnsätzen übere<strong>in</strong> (der wichtigsten Anwendung für partiell geordnete <strong>Defaults</strong>): Hier überschreibendie Regeln für Subsorten ja die ererbten Regeln.Häufig ist aber ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e partielle Ordnung nötig, sondern es reicht, die <strong>Defaults</strong><strong>in</strong> Prioritätsstufen e<strong>in</strong>zuteilen, d.h. jedem Default δ e<strong>in</strong>e natürliche Zahl l(δ) zuzuordnen.Auch hier sollen die kle<strong>in</strong>eren Zahlwerte e<strong>in</strong>e höhere Priorität bedeuten. Da-

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