Defaults in deduktiven Datenbanken
Defaults in deduktiven Datenbanken
Defaults in deduktiven Datenbanken
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
114 KAPITEL 5. SEMANTIK VON DEFAULTS¬p∧¬q ❁ ¬p∧q. Die neuen <strong>Defaults</strong> s<strong>in</strong>d paarweise <strong>in</strong>konsistent, jede maximale Extensionbesteht also aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Default. Falls es mehr als e<strong>in</strong>e maximale Extension gibt,ist der Schnitt folglich leer. Beispielsweise würde es bei Φ := {p∨q} die beiden maximalenExtensionen E 1 := {¬p∧q} und E 2 := {p∧¬q} geben (p∧q scheidet aus, weil es ger<strong>in</strong>gerePriorität hat). Im Endeffekt würde also ke<strong>in</strong> Default angenommen.✷In der Literatur wurde diese Default-Semantik noch nicht untersucht. Sie ist ja im wesentlichenauch nur deswegen <strong>in</strong>teressant, weil sie e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache ”Rettung“ der naiven CWAist.E<strong>in</strong>e starke CWAEs gibt noch e<strong>in</strong>e andere e<strong>in</strong>fache Möglichkeit, die naive CWA konsistenzerhaltend zumachen. Die Probleme treten ja genau dann auf, wenn mehrere <strong>Defaults</strong> im Konfliktmite<strong>in</strong>ander stehen, für die aber ke<strong>in</strong>e Priorität spezifiziert wurde.E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Lösung ist nun, ❁ zu e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>earen Ordnung zu erweitern, <strong>in</strong>dem mansich etwa im Zweifelsfall immer für den lexikographisch kle<strong>in</strong>eren Default entscheidet.Das ähnelt dem Ansatz mit e<strong>in</strong>er durch die Implementierung festgelegten Auswahlder Extension. Typischerweise werden sich die Implementierungen aber nicht nur an derSchreibweise der <strong>Defaults</strong> orientieren, sondern auch an der Schreibweise und Anordnungder Axiome, so daß es sich dann nicht mehr um e<strong>in</strong>e Vervollständigung <strong>in</strong> dem hierbetrachteten S<strong>in</strong>n handelt.Wenn man von e<strong>in</strong>er lexikographischen oder ähnlichen Ordnung ausgeht, kann manfesthalten, daß diese Default-Semantik im Gegensatz zu allen anderen hier untersuchtenVorschlägen nicht äquivalenzerhaltend bezüglich der <strong>Defaults</strong> ist.Def<strong>in</strong>ition 5.3.7 (Starke CWA): Sei δ 1 , δ 2 , . . . , δ n die Aufzählung von ∆ ∗ , die mit❁ verträglich ist, d.h. δ i ❁ δ j =⇒ i < j, und unvergleichbare <strong>Defaults</strong> lexikographischanordnet. Sei E 0 := ∅ und{Ei−1 ∪ {δE i :=i } falls Φ ∪ E i−1 ∪ {δ i } konsistent istsonst.E i−1Dann ist die starke CWA def<strong>in</strong>iert durch:scwa (∆,❁) (Φ) := Φ ∪ E n .Es werden also alle <strong>Defaults</strong> der Reihe nach ausprobiert, ob sie zu der aktuellen Extensionh<strong>in</strong>zugenommen werden können, ohne die Konsistenz zu zerstören. Dabei wird e<strong>in</strong>etopologische Sortierung von (∆ ∗ , ❁) zugrunde gelegt, d.h. die höher priorisierten <strong>Defaults</strong>bekommen ihre Chance zuerst.Bei der starken CWA handelt es sich tatsächlich um e<strong>in</strong>e Form von m<strong>in</strong>imalen Modellen,nur die Ordnungsrelation ist ungewöhnlich: