Defaults in deduktiven Datenbanken
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2.3. ANFRAGEN UND ANTWORTEN 41Sonst kann es beim E<strong>in</strong>fügen und Löschen von Axiomen oder <strong>Defaults</strong> zu überraschendenEffekten kommen:Beispiel 2.3.3: Sei Φ := {p(X) ∨ q, p(c 1 )} und ∆ := {¬p(X), ¬q}, dabei habeder erste Default höhere Priorität. Diese Formeln s<strong>in</strong>d nicht bereichsbeschränkt: Nachden Axiomen könnte p noch e<strong>in</strong> negativ b<strong>in</strong>dendes Prädikat se<strong>in</strong>, aber dann wäre derDefault ¬p(X) nicht bereichsbeschränkt.Ist c 1 nun die e<strong>in</strong>zige Konstante, so ist ¬p(c 1 ) die e<strong>in</strong>zige Ausprägung von ¬p(X).Sie kann aber sicherlich nicht angenommen werden, da genau das Gegenteil als Axiomspezifiziert ist. Also hat der Default ¬q ke<strong>in</strong>e Konkurrenten, er sollte jedenfalls von jedervernünftigen Semantik angenommen werden. Daher ist die Antwort ”ja“ e<strong>in</strong>e korrekteAntwort auf die Anfrage ¬q.Die Situation ändert sich, wenn es e<strong>in</strong>e weitere Konstante c 2 gibt. Denn nun stehendie Default-Ausprägungen ¬p(c 2 ) und ¬q im Konflikt mite<strong>in</strong>ander. Da ¬p(c 2 ) höherePriorität hat, wird dieser Default also angenommen. Die Anfrage ¬q kann jetzt nichtmehr mit ja“ beantwortet werden, tatsächlich folgt ja sogar ihre Negation. ✷”Zunächst ist es <strong>in</strong>teressant, festzuhalten, daß diese Probleme von der Vervollständigungverursacht werden. Bei der logischen Folgerung ist die Unabhängigkeit von der Signaturimmer gegeben, selbst wenn man nicht bereichsbeschränkte Axiome zuläßt:Satz 2.3.4: Seien Σ ⊆ Σ ′ Signaturen, die zu jeder Sorte m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Konstanteenthalten, aber ke<strong>in</strong>e vordef<strong>in</strong>ierten Prädikate. Sei weiter Φ e<strong>in</strong>e Menge von Σ-Formelnund ψ e<strong>in</strong>e variablenfreie Σ-Formel. Dann giltΦ ⊢ Σ ψ ⇐⇒ Φ ⊢ Σ ′ ψ(Dabei bedeute Φ ⊢ Σ ψ, daß alle Σ-Herbrandmodelle von Φ auch Modelle von ψ s<strong>in</strong>d.)Beweis:• ”=⇒ “: Gelte nicht Φ ⊢ Σ ′ ψ. Dann gibt es e<strong>in</strong> Σ ′ -Herbrandmodell I ′ von Φ mit I ′ ̸|= ψ.Sei I das Σ-Redukt von I ′ . Da Φ ke<strong>in</strong>e Existenzaussagen enthält, gilt I |= Φ (wäre e<strong>in</strong>Σ-Grundbeispiel ϕ <strong>in</strong> I nicht erfüllt, so ist es natürlich auch nicht <strong>in</strong> I ′ erfüllt). Weil ψvariablenfrei ist, hat es <strong>in</strong> I denselben Wahrheitswert wie <strong>in</strong> I ′ , d.h. I ̸|= ψ.• ”⇐= “: Sei umgekehrt I e<strong>in</strong> Σ-Herbrandmodell von Φ mit I ̸|= ψ. Dieses Herbrandmodellmuß nun zu e<strong>in</strong>em Σ ′ -Herbrandmodell I ′ erweitert werden. Die oben def<strong>in</strong>ierte Standard-Erweiterung eignet sich nur für bereichsbeschränkte Formeln. Hier kann man aber auche<strong>in</strong>fach die neuen Konstanten als Synonyme für alte <strong>in</strong>terpretieren. Sei also f: C ′ → Ce<strong>in</strong>e Abbildung mit f(c) = c für alle c ∈ C (an dieser Stelle wird benötigt, daß es <strong>in</strong> Σe<strong>in</strong>e Konstante jeder Sorte gibt, von der es <strong>in</strong> Σ ′ Konstanten gibt). Dann sei I ′ das Σ ′ -Herbrandmodell mit(c 1 , . . . , c n ) ∈ I ′ [p] :⇐⇒ ( f(c 1 ), . . . , f(c n ) ) ∈ I [p](diese Def<strong>in</strong>ition ist nur möglich, wenn p ke<strong>in</strong> vordef<strong>in</strong>iertes Prädikat ist). Würde nun e<strong>in</strong>Σ ′ -Grundbeispiel ϕ e<strong>in</strong>er Formel aus Φ <strong>in</strong> I ′ nicht erfüllt, so würde es nach Anwendung