Defaults in deduktiven Datenbanken
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5.1. MINIMALE MODELLE 91• Da die den <strong>Defaults</strong> entsprechenden Modellmengen nach unten abgeschlossen s<strong>in</strong>d, folgtaus I 1 ≺ I 2 und I 2 |= δ natürlich I 1 |= δ und damit giltI 1 ≺ I 2=⇒ { δ ∈ ∆ ∗ ∣ ∣ I 1 |= δ } ⊃ {δ ∈ ∆ ∗ | I 2 |= δ}.• Ist dagegen I 1 ⊀ I 2 , dann gilt I 2 |= δ I2 , aber I 1 ̸|= δ I2 , also folgt ⊅ und damit dieRichtung ⇐= .✷Die Konstruktion der <strong>Defaults</strong> <strong>in</strong> dem Beweis ist nicht unrealistisch, zum<strong>in</strong>dest erhältman <strong>in</strong> dem Standardbeispiel (M<strong>in</strong>imierung der Prädikatextensionen) Konjunktionen vonnegativen Grundliteralen, die man mit Satz 5.1.5 (s.u.) zu den üblichen negativen Grundliteralenvere<strong>in</strong>fachen kann.Konjunktionen s<strong>in</strong>d aber nicht immer überfüssig. Wenn man als <strong>Defaults</strong> nur Klauselnzuläßt, würde sich die Ausdrucksfähigkeit dieses Ansatzes verr<strong>in</strong>gern, nicht jede Ordnungsrelationwäre mehr darstellbar:Beispiel 5.1.4: Seien die Interpretationen über e<strong>in</strong>er Signatur mit den beiden Aussagenvariablenp und q betrachtet. Die Ordnung ≺ sei gegeben durch:[¯p¯q] ≺ [¯pq] ≺ [p¯q] ≺ [pq](dies entspricht gerade den <strong>Defaults</strong> ¬p und ¬q, wobei ¬p höhere Priorität hat, s.u.).Ziel ist es nun, e<strong>in</strong>e passende Menge ∆ von <strong>Defaults</strong> zu konstruieren. Auf jeden Fallmuß <strong>in</strong> [¯p¯q] e<strong>in</strong> Default δ ∈ ∆ gelten, der <strong>in</strong> [¯pq] nicht gilt, sonst wäre [¯p¯q] ⊀ ∆ [¯p¯q]. Würdeδ aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der beiden anderen Interpretationen [p¯q] und [pq] gelten, so müßte er auch<strong>in</strong> [¯pq] gelten, denn sonst wäre [¯p¯q] ⊀ ∆ [p¯q] bzw. [¯p¯q] ⊀ ∆ [pq]. Da δ aber <strong>in</strong> [¯pq] geradenicht gilt, kann er also nur <strong>in</strong> [¯p¯q] gelten und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er der anderen Interpretationen.Man kann nun aber leicht alle <strong>in</strong> Frage kommenden Klauseln durchgehen und feststellen,daß sie diese Bed<strong>in</strong>gung nicht erfüllen. Man bräuchte hier die Konjunktion ¬p ∧ ¬q,die aber ke<strong>in</strong>e Klausel ist.✷Zwei verschiedene Ordnungsrelationen liefern auch immer zwei verschiedene Vervollständigungen,wie man an Axiomenmengen mit genau zwei Modellen sehen kann. Für Mengenvon <strong>Defaults</strong> gilt das dagegen nicht, es ist durchaus möglich, daß ∆ 1 ≠ ∆ 2 , aberm<strong>in</strong> ∆1 = m<strong>in</strong> ∆2 gilt.Es ist nützlich zu wissen, wann Mengen von <strong>Defaults</strong> <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne äquivalent s<strong>in</strong>d,etwa um Vere<strong>in</strong>fachungen vorzunehmen, oder um feststellen zu können, ob die Vorschlägezweier verschiedener Entwerfer sich tatsächlich unterscheiden.Man wird erwarten, daß Vervollständigungen ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen äquivalenten<strong>Defaults</strong> machen; die folgende Aussage ist aber noch deutlich stärker:Satz 5.1.5: Seien ∆ 1 und ∆ 2 Mengen von <strong>Defaults</strong>, wobei jeder Default δ 1 ∈ ∆ ∗ 1äquivalent zu e<strong>in</strong>er Verknüpfung mit ∧ und ∨ von <strong>Defaults</strong> aus ∆ ∗ 2 ist und umgekehrtjeder Default δ 2 ∈ ∆ ∗ 2 äquivalent zu e<strong>in</strong>er ∧/∨-Verknüpfung von <strong>Defaults</strong> aus ∆ ∗ 1 ist.Dann gilt m<strong>in</strong> ∆1 = m<strong>in</strong> ∆2 .