Defaults in deduktiven Datenbanken
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42 KAPITEL 2. DEDUKTIVE DATENBANKENvon f <strong>in</strong> I nicht erfüllt, im Widerspruch zur Voraussetzung. Die variablenfreie Formel ψwird wieder <strong>in</strong> I und I ′ gleich ausgewertet, also gilt I ′ ̸|= ψ.✷Die beiden E<strong>in</strong>schränkungen s<strong>in</strong>d auch wirklich nötig, wie man an Φ := {p(X), ¬p(X)}bzw. Φ := {X = c} sieht: In beiden Fällen würde die Erweiterung auf Signaturen mitmehr Konstanten nicht funktionieren. Natürlich treten diese Probleme bei bereichsbeschränktenFormeln nicht auf.Warum ist die Situation im Zusammenhang mit <strong>Defaults</strong> nun so viel komplizierter?Die e<strong>in</strong>fachste Erklärung ist wohl, daß über die Default-Ausprägungen automatisch e<strong>in</strong>eAbhängigkeit von der Signatur entsteht — ∆ ∗ enthält ja die Grundbeispiele bezüglich derjeweils betrachteten Signatur. Dadurch gilt nicht mehr, daß das Redukt e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tendiertenModells auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tendiertes Modell ist, oder umgekehrt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tendiertes Modell sich zue<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tendierten Modell erweitern läßt. Das Problem s<strong>in</strong>d hier die Konflikte zwischenneuen und alten Default-Ausprägungen. Bereichsbeschränkte Axiome und <strong>Defaults</strong> habennun den Vorteil, daß sie für neue Konstanten auf jeden Fall gelten, sie können also ke<strong>in</strong>eKonflikte verursachen.Natürlich kann man aus der obigen Def<strong>in</strong>ition von Vervollständigung die Signatur-Unabhängigkeit nicht herleiten, schon deshalb nicht, weil dies ke<strong>in</strong>e Anforderung an e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>zelne Vervollständigung ist, diese basiert ja auf e<strong>in</strong>er festen Signatur. Vielmehr ist diese<strong>in</strong>e Anforderung an die Default-Semantik, die also e<strong>in</strong>er Default-Spezifikation (∆, ❁) e<strong>in</strong>eVervollständigung zuordnet.Def<strong>in</strong>ition 2.3.5 (Unabhängig von der Signatur): E<strong>in</strong>e Default-Semantik heißtunabhängig von der Signatur, wenn für alle Signaturen Σ ⊆ Σ ′ und alle Σ-Default-Spezifikationen (∆, ❁) die zugeordneten Vervollständigungen ⊢ c Σ und ⊢c Σ ′ folgende Eigenschafthaben:Φ ⊢ c Σ ψ ⇐⇒ Φ ⊢ c Σ ′ ψ.Natürlich möchte man diese Eigenschaft auch für syntaktische und modelltheoretischeVervollständigungen formulieren. Hier werden nur h<strong>in</strong>reichende Kriterien angegeben, weildiese e<strong>in</strong>facher s<strong>in</strong>d:Lemma 2.3.6: Sei Σ ⊆ Σ ′ , sel e<strong>in</strong>e modelltheoretische Σ-Vervollständigung und sel ′e<strong>in</strong>e Σ ′ -Vervollständigung, die folgende Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt:• Ist I ∈ sel ( Mod Σ (Φ) ) , so gibt es e<strong>in</strong>e Erweiterung I ′ mit I ′ ∈ sel ′( Mod Σ ′(Φ) ) .• Ist I ′ ∈ sel ′( Mod Σ ′(Φ) ) , so gilt für das Σ-Redukt I von I ′ : I ∈ sel ( Mod Σ (Φ) ) .Dann gilt: Φ ⊢ sel ψ ⇐⇒ Φ ⊢ sel ′ ψ.Beweis: Gilt Φ ⊬ sel ψ, so gibt es I ∈ sel ( Mod Σ (Φ) ) mit I ̸|= ψ. Dazu gibt es nach der erstenBed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e Σ ′ -Erweiterung I ′ ∈ sel ′( Mod Σ ′(Φ) ) , für die dann natürlich auch I ′ ̸|= ψ gilt.Die umgekehrte Richtung folgt ebenso direkt aus der zweiten Bed<strong>in</strong>gung.✷