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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abb. 56 Abb. 57<br />

phierenden Christus sei, so Gabriele Kopp-Schmidt, das neue Bild <strong>des</strong> lei-<br />

denden, sterbenden Christus als Ausdruck seiner menschlichen natur ge-<br />

treten. Der so genannte Christus patiens verkörpere in besonders augenfäl-<br />

liger Weise das Menschsein Christi, Schmerz und Tod am Kreuz gelten nun<br />

als Beweise der Inkarnation. Die neue Darstellung zeige einen am Kreuz<br />

hängenden Körper mit Spuren der Misshandlungen, dem Blut der Geiße-<br />

lung und der Dornenkrone, häufig auch überbetonten, besonders ins Bild<br />

gesetzten Wundmalen (vgl. ebd. 76).<br />

Der Bildtypus <strong>des</strong> Christus patiens appelliert in den folgenden Jahrhunderten<br />

mit immer extremeren Ausprägungen <strong>des</strong> Leidens und <strong>des</strong> Schmerzes an<br />

das Mitleid <strong>des</strong> Betrachters (Abb. 56, Kruzfixus <strong>des</strong> Erzbischofs Gero um 970<br />

n. Chr. und Abb. 57, Christus am Gabelkreuz, um 1350): Während das Kru-<br />

zifix <strong>des</strong> ersten Jahrhunderts einen gut genährten Christus zeigt, der noch<br />

mehr um das Kreuz ‚drapiert’ denn daran geschlagen wirkt, auch wenn der<br />

Kopf zur Seite gesunken ist, das Gesicht bereits „ […] schmerzverzerrt<br />

oder im Tod erschlafft mit geschlossenen Augen oder brechendem Blick“<br />

(Kopp-Schmidt 2004: 76) dargestellt ist, zeigt das Pestkruzifix 37 Christus am<br />

Gabelkreuz ihn knapp vierhundert Jahre später schlank, ausgemergelt und<br />

sehnig. Weitere knappe zweihundert Jahre später malt Grünewald die Kreu-<br />

zigung besonders abstoßend (Abb. 58, Kreuzigung von Mathias Grünewald,<br />

Isenheimer Hochaltar, 1512-16). Jesus ist mit gebrochenen Knochen und<br />

zahlreichen Wundnarben abgebildet:<br />

verwesender leIchnAm<br />

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