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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abb. 305 Abb. 306<br />

eines ‚Willens zum Untergang’ zum min<strong>des</strong>ten ein Zeichen tiefster Erkrankung,<br />

Müdigkeit, Missmuthigkeit, Erschöpfung, Verarmung an Leben.’ In dieser Funktion<br />

nimmt der <strong>Ekel</strong> einen herausragenden Platz in der ‚Geschichte <strong>des</strong> europä-<br />

ischen nihilismus’ ein.“ (Menninghaus 1999: 227)<br />

Dennoch sind den ‚attraktiven Mutanten’ (vgl. Ewing 2000: 226) namen<br />

zugeordnet und sie zeigen Geschlechts-, Alters- und ethnische Differenzen.<br />

Dies alles impliziert Persönlichkeit, Individualität – und die Unterschei-<br />

dungsnotwendigkeit einer Person von einer anderen:<br />

„Die Zuflucht für Menschlichkeit besteht paradoxerweise gerade darin, dass<br />

die Portraits Personen (Chris, Ken, Maria) zeigen, deren Schnittstellen zum<br />

Außen (Augen, Mund, nase, Ohren) von der Haut verschlossen sind. In<br />

gewisser Weise behaupten diese Bilder also eine Unabhängigkeit <strong>des</strong> Indi-<br />

viduums von der Außenwelt (die Portraitierten sind auch unbekleidet), die<br />

doch erst das Subjekt strukturiert und hervorbringt und gerade in Hinsicht<br />

auf Geschlecht, Alter oder Hautfarbe immer wieder repressive Hierarchien<br />

errichtet hat.“ (Schröter 2002: 91f)<br />

FrAgmentIerung <strong>des</strong> Körpers<br />

Die Skulpturen nackter, mutierter Kinder von Jake und Dinos Chapman<br />

erinnern an Folgen genetischer Verunglimpfung, nuklearer Verschüttungen<br />

oder schrecklicher Cloningexperimente. Sie sind ruhige, nach Patricia El-<br />

lies sogar „engelhafte Kreaturen“ (Ellies 2003: 206), die nicht zu bemerken<br />

scheinen, dass sie vier Beine, zwölf Köpfe oder Genitalien unterhalb <strong>des</strong><br />

Gesichts tragen (vgl. ebd.; siehe Abb. 307, DNA Zygotic, 1997). Insbeson-<br />

dere die Verschiebung der Genitalien der ‚Reamputation’ bricht ästhetische<br />

Tabus, denn in der klassischen Ästhetik waren sämtliche Körperöffnungen<br />

tabu (Mund, nase, Ohren, Brustwarzen etc.). Doch besonders die unteren<br />

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