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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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FrAgmentIerung <strong>des</strong> Körpers<br />

II.4.2.3 Cyberpunk:<br />

Stelarc, Marcel di Antúnez Roca, orlan<br />

„Vierzig Jahre alt werde ich […] kaum werden, dagegen spricht z. B. die Spannung, die sich mir über<br />

die linke Schädelhälfte öfters legt, die sich wie ein innerer Aussatz anfühlt und die auf mich, wenn ich<br />

von den Unannehmlichkeiten absehe und nur betrachten will, den gleichen Eindruck macht wie der Anblick<br />

der Schädelquerschnitte in den Schulbüchern oder wie eine fast schmerzlose Sektion bei lebendem<br />

Leibe, wo das Messer ein wenig kühlend, vorsichtig, oft stehen bleibend und zurückkehrend, manchmal<br />

ruhig liegend blätterdünne Hüllen ganz nahe an arbeitenden Gehirnpartien noch weiter teilt.“<br />

(Franz Kafka)<br />

In dem Film Der andalusische Hund zerschneiden Luis Buñuel und Salvador<br />

Dali ein reales Tierauge und geben durch den Bildschnitt vor, das Auge<br />

einer Frau zu durchschneiden (siehe Abb. 268). Zeitgenössische Künstler<br />

bedienen sich für diese Art der Visualisierung von Körpererforschung<br />

in aller Regel ihres eigenen Körpers. Durch das Gebrauchen <strong>des</strong> eigenen<br />

Leibes besteht eine enge thematische Anbindung zu den Aktionisten <strong>des</strong><br />

letzten Kapitels. Doch die hier zu betrachtenden Werke stellen weder die<br />

Erprobung eigener Grenzerfahrung (Brus, Abramović), noch lediglich gesellschaftspolitische<br />

Aufklärung (Pane) oder den Schock <strong>des</strong> Rezipienten<br />

(Burden, Gordon) in den Vordergrund ihrer Arbeit. Es geht ihnen nicht um<br />

Selbstzerstörung durch Verletzungen, sondern, im Gegenteil, um die Erweiterung<br />

von Köperfunktionen durch Schnittstellen mit Technologie oder<br />

Medizin. Diese Künstler überschreiten die traditionell gesteckten Grenzen<br />

durch die Transformation <strong>des</strong> Körpers.<br />

Der australische Performer Stelarc bedient sich bei seinem Studium eines<br />

postbiologischen Körpers zahlreicher Maschinen, Roboter und der nanotechnologie.<br />

In der prothetischen Vernetzung mit Maschinen, medizinischen<br />

Geräten oder Robotern erweitert er seine Handlungsmöglichkeiten.<br />

Seit den späten 1960er Jahren unternimmt der Künstler zunächst diverse<br />

Versuche zu den natürlichen Gegebenheiten <strong>des</strong> Körpers und seiner Funktionen.<br />

Zwischen 1976 und 1989 zieht er sich in so genannten Suspension-Performances<br />

in 25 Fällen Fleischerhaken durch die Haut und lässt sich daran<br />

frei schwebend aufhängen, um die Schwerkraft zu testen (Abb. 296, Event<br />

for Lateral Suspension, 1978; Abb. 297, Street Suspension, new York, 1984). In<br />

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