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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abnorme sexuAlItät<br />

Abb. 339<br />

seit 1988 hängt es im Pariser Museum d´Orsay (vgl. Schwerfel 2000: 36).<br />

nach Winfried Menninghaus bricht die Abbildung einer Vagina ein grundlegen<strong>des</strong><br />

Tabu, welches durch die Verweigerung ihrer Darstellung lange<br />

Zeit zu thematisieren verhindert werden konnte, denn sie hat gleichzeitig<br />

die Form einer Öffnung und einer Falte:<br />

„Der weiblichen ’Schaam’ [im Original, A. d. V.] widerfährt ein anderes Geschick:<br />

sie bleibt gänzlich paragraphenlos und unerwähnt. Die Annahme<br />

liegt nahe: entweder ist das weibliche Geschlechtsorgan, als nach innen verlagertes<br />

und insofern schon von der natur invisibilisiertes, problemlos konform<br />

mit dem Ideal der sanft gespannten Hautoberfläche; oder es stellt das<br />

maximale Skandalon dar und wird <strong>des</strong>halb von einem vollständigen Tabu<br />

der Behandlung ereilt. […] Aus der Perspektive <strong>des</strong> klassischen Körperkanons<br />

lastet so der doppelte Makel von Öffnung und Falte auf der rein<br />

ästhetischen Wertschätzung <strong>des</strong> weiblichen Geschlechts.“ (Menninghaus<br />

1999: 119f)<br />

Tamara de Lempicka verweist noch in den 1920er Jahren – und damit nach<br />

den to<strong>des</strong>erotischen Darstellung <strong>des</strong> Fin de siècle – auf die mythologische<br />

Geschichte der Andromeda, um ihre Darstellung einer splitternackten Frau<br />

mit Handschellen der Öffentlichkeit preiszugeben (vgl. Baur 1995: 24; siehe<br />

Abb. 339, Andromeda, 1929). nur der Felsen der mythologischen Geschichte<br />

weicht der Ansicht einer Stadt in der oberen rechten Bildhälfte.<br />

Etwa zeitgleich entwickeln die Dadaisten ‚weibliche Liebesmaschinen’ 109<br />

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