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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abb. 90 Abb. 91<br />

Erst in dem Werk ToT von Boris Nieslony werden verwesende Leichname<br />

zu der Chiffre einer Bedrohung im Sinne von Winfried Menninghaus (vgl.<br />

Menninghaus 1999: 7). In der Ausstellung Fraktale IV in Berlin (2005) prä-<br />

sentiert der Künstler eine Wandinstallation aus dunklen Stoffen, vor deren<br />

Hintergrund 52 schwarz-weiß Portraits Toter aus Polizeiarchiven gezeigt<br />

werden (Abb. 90 und Abb. 91).<br />

verwesender leIchnAm<br />

Die Zerstörung der menschlichen Gestalt fällt durch die Entstellung <strong>des</strong><br />

Gesichtes besonders gravierend ins Auge (vgl. Oehmichen 2003: 37f). Da<br />

nieslony ausschließlich Gesichter der Toten zeigt, wirken die Leichname<br />

entstellt, zeigen unterschiedliche Verwesungsstadien im Sinne <strong>des</strong> transi und<br />

verweisen vielfach auf die Brutalität der To<strong>des</strong>ursache. Der Leichnam wird<br />

in den ekelerregenden Aspekten der Verwesung regelrecht vorgeführt. nur<br />

in einem Motiv nimmt er das Bild der schönen Toten auf (Abb. 92).<br />

„In nieslonys Arbeit gibt es zwei Gravitationsfelder. Das eine (Tod) verkörpert<br />

den Tod als bestimmende Kraft für kulturelle Entwicklungen. Das<br />

andere (Tot) steht für den Willen der Menschen, Widersprüche mit Gewalt<br />

und irreversibel zu lösen.“ (Fraktale 2005: www.fraktale-berlin.de)<br />

In nieslonys Werk wird der Verwesungsgeruch mitgedacht und damit und<br />

auch die These von Mary Douglas plastisch, dass Tod und Zerfall <strong>des</strong> Körpers<br />

das größte Problem aller sind, die im Rahmen von Verunreinigungsvorstellungen<br />

denken (vgl. Douglas 1988: 224). Im neuen Jahrtausend geschieht<br />

dies offensichtlich auch jenseits der Aids-Debatte.<br />

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