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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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surdität und Quantität der Prüfungen erreichen im Mittelalter ihren Hö-<br />

hepunkt: Bei der mittelalterlichen Hexenprobe steht mit dem Satan im<br />

Bunde, wer trotz gebundener Hände und Füße nicht in den Fluten eines<br />

Wassers versinkt. Solche Personen enden als Hexen auf dem Scheiter-<br />

haufen. Die ertrunkenen Angeklagten hingegen gelten als unschuldig.<br />

Ihnen wird ein christliches Begräbnis zuteil (vgl. Barring 1980: 51). Die<br />

Hexen-<strong>Ikonografie</strong> wurde im Kapitel vetula bereits problematisiert (vgl.<br />

II.1.1.4) und wird daher an dieser Stelle zurückgestellt.<br />

der Andere<br />

3)<br />

Im dritten Fall wird die Strafe, wissentlich oder unwissentlich der Sünde<br />

zu Lebzeiten, erst durch die Verurteilung <strong>des</strong> Jüngsten Gerichts erwartet,<br />

das die Toten nach ihren Taten richtet (vgl. Poeschel 2005: 205). Auch<br />

auf diesen Typus wird im Folgenden einzugehen sein: Während Men-<br />

schen, die gesellschaftlich gut gestellt sind, heute in aller Regel keiner<br />

sozialen Randgruppe angehören, da gesellschaftliche Diskriminierung<br />

heute in erster Linie eine Frage <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> ist, wird diese jedoch zwangs-<br />

läufig in Zeiten erwartet, in denen die Gottesfürchtigkeit als oberstes<br />

Bewertungskriterium gilt. Interessanterweise können sich die Positionen<br />

im Jenseits <strong>des</strong> christlichen Abendlan<strong>des</strong> tatsächlich radikal verändern.<br />

Weltlich oder geistig Hochstehende, wie Fürsten oder Bischöfe, können<br />

sich in den schrecklichsten Regionen der Hölle wiederfinden, während<br />

sozial niedrigstehende und Machtlose in die höchsten Ränge der Seeligkeit<br />

erhoben werden können:<br />

„Denn es ist für das metaphysische Spektakel grundlegend, dass Ansehen<br />

und Erscheinung in der Welt wenn nicht durchgehend, so doch oft ein täuschender<br />

Schein sind, bloße doxa, welche die moralische Qualität einer Person<br />

verhüllt [...]. Das Gericht ist das finale Ereignis, das das Durcheinander<br />

von Sein und Schein, Wahrheit und Lüge auf der Erde ultimativ beendet<br />

und durch Wägung der entblößten Existenzen eine endgültige Entmischung<br />

vornimmt. Gegenüber der ungerechten und zumeist gewaltsamen Verteilung<br />

der Daseinslasten und Lebenschancen auf der Erde sind die Jenseitsräume<br />

insgesamt Sphären der Wahrheit und Gerechtigkeit. nicht nur im<br />

Himmel, sondern auch in der Hölle geht es gerecht und wahr zu.“ (Böhme<br />

o.J.: www.hu-berlin.de)<br />

Kunstwerke, welche den erstgenannten Sündertyp darstellen, sind nach dem<br />

gleichnamigen neutestamentlichen Gleichnis zunächst häufig als Rückkehr<br />

<strong>des</strong> verlorenen Sohnes betitelt. Es handelt von einem Mann, der zwei Söhne<br />

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