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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Was bei der Kunstbetrachtung der Verletzungskunst jedoch nahezu immer aus<br />

dem Blickfeld gerät, ist die Tatsache, dass Selbstverletzungen auch im realen Le-<br />

ben durchgeführt werden. Unter medizinischen Gesichtspunkten wird die Selbst-<br />

verstümmelung als eine Folge psychischer Störung erklärt. Die Betroffenen leiden<br />

häufig unter starken Angstspannungen, Depressionen oder unterdrückten Aggres-<br />

sionen. Sie wird aber auch von Menschen praktiziert, die sich leer und gefühllos<br />

finden. Wer sich selbst verletzt, will dadurch andere unangenehme Gefühle emo-<br />

tionaler oder psychischer Art verdrängen.<br />

Diese Zahlen wurden in der Sendung Wenn die Seele um Hilfe ruft – Selbstverstümmelung<br />

<strong>des</strong> MDR am 6.11.2002 genannt.<br />

Bereits 1964 hatte Yoko Ono in Cut Piece dazu aufgerufen, ihr die Kleider vom Leib<br />

zu schneiden.<br />

Die Verekelung anderer Kulturen der ‚unzivilisierten’ Welt gründete im Kolonialismus<br />

nicht selten auf deren spärlicher Bekleidung, vgl. Kapitel II.3.1.1.<br />

Siehe auch Kapitel I.1.4.<br />

Vgl. z. B. Bataille 1968: 46, vgl. auch Aries 1999: 471-485.<br />

Vermutlich nicht zuletzt durch die Bedeutung, die getragene Bekleidung in unserer<br />

Kultur als Reliquie hat.<br />

Siehe auch Kapitel II.1.<br />

Beim Mann gelten nach Winfried Menninghaus Po und Phallus als problematisch<br />

angesehene Zonen (vgl. Menninghaus 1999: 110). Er sieht in der visuellen Kastration<br />

eine Lösung für die bildende Kunst: „Die Idealisierung <strong>des</strong> Kastraten und <strong>des</strong><br />

Hermaphroditen mag die Lösung eben dieses Problems sein.“ (ebd. 1999: 116)<br />

Deren Strafbarkeit 1969 aufgehoben wurde.<br />

Hierauf wurde in Kapitel II.2.1.6 bereits eingegangen.<br />

AnmerKungen<br />

Auf beide Autoren wird jedoch bei der Betrachtung der Gegenwartskunst zurückzublicken<br />

sein.<br />

Liebesmaschinen existieren bereits in der deutschen Romantik. Hier drückt die<br />

‚Automatenfrau’ als idealisierte, nicht mehr menschliche Frau auch unerfüllte Sehnsucht<br />

aus. Als eingängiges Beispiel führt Hans Belting zudem das Ganzkörperpräparat<br />

Anatomische Venus von 1780-1786 an (siehe Kapitel II.2.1.3), die in sechs<br />

verschiedenen Ansichten aufklappbar ist: „Diese Körpermaschine wird seit dem<br />

17. Jahrhundert in anatomischen Wachsfiguren dargestellt, welche den Körper im<br />

geschlossenen Zustand noch in einer Pose inszenieren, im geöffneten Zustand<br />

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