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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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vetulA<br />

Abb. 45 Abb. 46<br />

produziert, was es dokumentiert als auch die Tatsache, dass die Darstellung<br />

<strong>des</strong> abjekten weiblichen Körpers untrennbar mit den kulturellen normen<br />

von Schönheit und Hässlichkeit verbunden sei (vgl. Zimmermann 2001:<br />

248). Darüber hinaus greife Spence die Tradition der visuellen Inszenierung<br />

<strong>des</strong> nicht-idealen und damit abjekten Körpers der Medizin auf, in der das<br />

Zusammenwirken von Schrift und Bild in den Illustrationen medizinischer<br />

Literatur eine große Rolle spielt (vgl. Zimmermann 2003: 23).<br />

Die Künstlerinnen Wilke und Spence beziehen sich mit den Dokumentationen<br />

der eigenen Krankheit – und damit ihres eigenen physiologischen<br />

Verfalls – auf das historische Bild der vetula. Ihre Arbeiten schockieren das<br />

Publikum durch die Art ihrer Inszenierung, oder im Fall Wilkes oftmals auch<br />

dadurch, dass die Fotografien persönliche Momentaufnahmen sind, denen<br />

scheinbar jede Inszenierung fehlt und die dennoch Assoziationen mit Pietà<br />

hervorrufen. Der <strong>Ekel</strong> <strong>des</strong> Betrachters stellt sich demzufolge nicht durch<br />

das Motiv der alten, kranken Frau an sich ein. Die schonungslose und voyeuristische<br />

Dokumentation <strong>des</strong> Verfalls und seiner Therapiemaßnahmen<br />

(Schläuche, Ampullen, Pflaster etc.) trägt beim Rezipienten sicherlich zu<br />

dem Gefühl <strong>des</strong> Unbehagens bei.<br />

Schon Lessing formuliert in Laokoon, dass ein missgebildeter Körper (wie<br />

jener der alten Frau), der zugleich gebrechlich und kränklich ist, Mitleid er-<br />

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