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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abb. 108<br />

ihrer körperlichen oder geistigen Verfasstheit (vgl. Honnef/Honnef-<br />

Harling 2000: 9).<br />

der Andere<br />

Durch die auf sie projizierte gesellschaftliche Minderwertigkeit bleiben auch<br />

den ethnisch Fremden nicht nur positive, sondern sogar interpretations-<br />

neutrale, ethnographisch oder soziologisch glaubwürdige Darstellungen in<br />

den schönen Künsten für lange Jahrhunderte verwehrt. nur in realen und<br />

fiktiven Reisebeschreibungen, in der Kartographie, in einfacheren Illustrationen<br />

und Darstellungen fremder Völker und Länder kann sich die<br />

literarische und künstlerische Vorstellung <strong>des</strong> Fremden einer wachsenden<br />

Popularität sicher sein, wenn diese gängige Vorurteile bestätigt. Erst später<br />

kommen die Kuriositätenkabinette hinzu, in denen alle Außenseiter der<br />

Gesellschaft regelrecht ausgestellt werden. Diese Präsentationen sind jedoch<br />

ebenfalls darauf ausgelegt, die Schaulust eines breiten Publikums zu<br />

erfüllen und zu bestätigen.<br />

Ein Kunstwerk bildet bereits zu Beginn <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts alle diese<br />

Randgruppen gemeinsam ab: das Gemälde Sieg der Tugend über die Laster<br />

von Andrea Mantegna (Abb. 108, um 1502). Das Bild zeigt in der linken<br />

Bildhälfte die gepanzerte, römische Göttin Minerva, welche Krieg und<br />

Frieden beherrscht. Sie gilt auch als Göttin der Weisheit. Ihre ausgezeichnete<br />

kriegerische Tugend werde mit Attributen von Kunst sowie Wissenschaft<br />

gekrönt. Im Krieg – so Sabine Poeschel – stehe sie für die überlegte<br />

Verteidigung ihrer Heimat, in Friedenszeiten gelte sie als Wohltäterin der<br />

Menschheit (vgl. Poeschel 2005: 308f). In dem vorliegenden Gemälde vertreibt<br />

Minerva diverse Figuren, welche verschiedene Laster symbolisieren,<br />

aus einem Garten in den Sumpf. Dass es sich bei den Vertriebenen um Laster<br />

handelt, belegt Ettore Camesasca – über den Titel <strong>des</strong> Werkes hinaus<br />

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