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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abnorme sexuAlItät<br />

Abb. 329 Abb. 330<br />

gottesfürchtigen Susanna, die nach der Legende von zwei verschmähten<br />

alten Männern fälschlich <strong>des</strong> bei To<strong>des</strong>strafe verbotenen Ehebruchs an-<br />

geklagt wird, weil sie ihnen nicht zu Willen sein will. Obwohl sich Szenen<br />

dieses Motivs bereits im 4. Jahrhundert finden (vgl. Kunst-Brockhaus 1987:<br />

244), wird in der Malerei die nun völlig entkleidete Susanna durch die Alten<br />

auf das schändlichste und voyeuristischste ausspioniert bzw. in Anthonis<br />

van Dycks Version sogar angefasst (Abb. 327, Susanna und die beiden Alten,<br />

Artemisia Gentileschi, um 1680; Abb. 328, Susanna im Bade, Anthonis van<br />

Dyck, um 1622).<br />

„Das Thema belegt den Beistand Gottes in der not und nimmt Auferste-<br />

hung und den Triumph über den Feind vorweg […]. Ihr Verhalten macht<br />

Susanna zu einer Gestalt von beispielhafter Keuschheit, daher wird sie auf<br />

den Hochzeitstruhen <strong>des</strong> Spätmittelalters und der Renaissance dargestellt.<br />

[…] [D]och nimmt das Thema zunehmend erotische Züge an und das Be-<br />

gehren der Männer wird lasziver gestaltet. Die Darstellung konzentriert sich<br />

nun auf eine vorwiegend nackt gezeigte Frau in einem schönen, eindeutig<br />

verschlossenen Garten, um das Eindringen der alten Männer […] in diese<br />

private Sphäre zu betonen.“ (Poeschel 2005: 108)<br />

neben den oben erwähnten – noch relativ harmlos erscheinenden – Wer-<br />

ken wird die Homosexualität in zahlreichen Götterdarstellungen visuali-<br />

siert. Das Motiv besteht häufig aus einem Paar, das aus einem Lustknaben<br />

und dem jungen Apollo besteht (vgl. Baur 2002: 221-235), dieser ist in aller<br />

Regel besonders attraktiv und mit leicht femininen Zügen dargestellt (Abb.<br />

329, Apoll und Cyparissus, Claude-Marie Dubufe, 1821; vgl. auch Der Tod <strong>des</strong><br />

Hyacinth, Jean Broc, 1801).<br />

Auch aus heutiger Sicht paraphile, tabuisierte sexuelle Praktiken und nei-<br />

gungen werden in kunstgeschichtlichen Darstellungen versinnbildlicht,<br />

wie der Inzest in Darstellungen <strong>des</strong> Lot mit Töchtern (z. B. Abb. 330, Lot<br />

und seine Töchter, Albrecht Altdorfer, 1537). Dieses Thema ist nach Sabine<br />

350

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