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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abb. 239<br />

Täter, durch die zunehmende Folter <strong>des</strong> Kleinhirns zum Opfer <strong>des</strong> Sprechers<br />

– und <strong>des</strong> Kunstwerks. nach Thomas Zaunschirm führt der Schrei in<br />

der Kunst <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts damit von seiner vorexpressionistischen<br />

Darstellung bei Edvard Munch (1895, siehe II.3.1.3) bis zum unvergesslich<br />

peinigend-lauten Videoraum von Bruce nauman (vgl. Zaunschirm 2006:<br />

253).<br />

II.3.3 Zusammenfassung<br />

der Andere<br />

Der Wert und die Bedeutung eines Menschen manifestieren sich in der<br />

Kulturgeschichte durch die Abgrenzung von einem Anderen. Aus einer<br />

vermeintlich überlegenen Position heraus wird ein kollektives Urteil gefällt<br />

und Angehörige anderer Rassen/Hautfarben, bestimmter gesellschaftlicher<br />

Schichten, Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Gebrechen<br />

diskriminiert. Die nähe der Außenseiter führt jedoch nicht zu einer<br />

direkten körperlichen Reaktion, was darauf hin deutet, dass der <strong>Ekel</strong> vor<br />

ihnen gesellschaftlich initiiert ist. Auch die Minoritäten, die keine sichtbaren<br />

körperlichen Einbußen haben wie der physisch behinderte Mensch, werden<br />

auf bestimmte Eigenschaften ihrer Physiognomien reduziert. Der <strong>Ekel</strong> vor<br />

ihnen entsteht, indem Aspekte ihres Äußeren direkt mit abweichendem<br />

Verhalten und defizientem Seelenleben konnotiert werden. So wird der Andere<br />

zur Personifikation der negativ abweichenden Seite göttlicher Ordnung.<br />

Wie Franz Kohl feststellt, basiert dieses Diskriminierungsverhalten<br />

in erster Linie auf Territorialaspekten und entspricht dem Revierverhalten<br />

und dem Schutzbedürfnis der Gesellschaft (vgl. Kohl 2003: 61f).<br />

In der Kunstgeschichte ergreifen Künstler bis zur Avantgarde in aller<br />

Regel keine Fürsprache für gesellschaftliche Randgruppen. Allein der<br />

269

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