09.12.2012 Aufrufe

Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der Andere<br />

Resultate einer vermeintlich kranken Tat zeigen.<br />

Vieles Formlose gilt als <strong>Ekel</strong>auslöser (z. B. Kot, Schleim, Eiter). Birgit<br />

Harreß sagt am Beispiel der Erzählung Die Ratte von Witold Gombrowicz<br />

aus, der Mann der Gesetzlosigkeit, der Outlaw, sei in gewisser Weise eben-<br />

falls nicht Form (vgl. Harreß 2003: 167). Doch in der bildenden Kunst ist<br />

der Täter nur selten dargestellt. Häufiger sieht man das Opfer und Hinwei-<br />

se auf seine Lebensweise. In beiden Motiven ist nach Manfred Oehmichen<br />

viel Anlass zu <strong>Ekel</strong> gegeben: Das Opfer ekele durch seinen Verfall und die<br />

Vorstellung seiner Lebensweise, indem am Tatort ekelhafte Elemente kom-<br />

biniert, schmutziges Chaos und Verwahrlosung angedeutet werden (z. B.<br />

Alkohol mit Drogen, Fliegen mit Maden, Ratten mit Katzen etc.; vgl. Oehmichen<br />

2003: 37f). nicht zuletzt die Tat selbst erzeugt <strong>Ekel</strong>:<br />

„<strong>Ekel</strong> über die Unvorstellbarkeit bzw. über die Unmöglichkeit, nachvollziehen<br />

zu können, welche psychische Konstellation, welche Interaktion zur<br />

Tat geführt hat […]. Die fehlende nachvollziehbarkeit von Motivation und<br />

Psychodynamik sowie die dahinter stehende offenbare oder scheinbare Unmenschlichkeit<br />

stellen die Ursache für das <strong>Ekel</strong>gefühl dar.“ (ebd. 38)<br />

1996 veröffentlicht der Fotograf Joel Sternfeld ein Buch mit dem Titel<br />

Tatorte. Bilder gegen das Vergessen. Erstaunlicherweise sind auf den Fotografien<br />

keine blutigen Spuren oder gar Opfer sichtbar; allein durch Texte erfährt<br />

der Rezipient/Leser, was sich an den gezeigten Orten zugetragen hat.<br />

Hier ist der Tatort Ausgangspunkt einer Konzeption, während viele andere<br />

Künstler ihr Augenmerk auf das Tötungsdelikt, das mörderische Ereignis<br />

selbst richten (vgl. Karallus 2001: 133ff).<br />

Die Arbeit von Izima Kaoru zeigt, dass die Tatort-Fotografie sogar die<br />

Modefotografie inspiriert (Abb. 232, Akikawa Risa, resutoran Bâ Cento Cose<br />

de, Chanel no sûtu o kite, Izima Kaoru, 1994) und den japanischen Modefotografen<br />

mit seiner zwischen 1993 und 1998 entstandenen, inszenierten<br />

Serie Landscapes with a corpse/Landschaften mit Leichnam dann an die bildende<br />

Kunst weitervermittelt hat (z. B. durch die Münchner Galerie Andreas<br />

Binder). Wie die Tatortfotografie transformiert wird, verdeutlicht Susanne<br />

Regener in ihrem ersten Aufriss von Tatortfotografien: vom technischen<br />

Instrument einer polizeilichen Aufklärungsarbeit zur symbolischen Auseinandersetzung<br />

bis hin zur Image-Produktion (vgl. Regener 2000: 28).<br />

Auch wenn Kaoru seine Fotografien – angelehnt an klassische Polizeifotos<br />

262

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!