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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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der Andere<br />

geistig Behinderter und Das letzte Abendmahl von Raul Mamedov werden<br />

nicht zuletzt durch ihre Ansätze der Gleichbehandlung befürwortet oder<br />

kritisiert. Christine und Irene Hohenbüchler öffnen ihre Autorenschaft, An-<br />

dré Rival gibt sie gänzlich ab. Dass alle diese Arbeiten nicht ekeln, verwun-<br />

dert, wurde jedoch dahingehend gedeutet, dass der erwartete <strong>Ekel</strong> bereits in<br />

das Lebensbejahende umgeschlagen ist. Mario Perniola argumentiert in die-<br />

sem Zusammenhang, dass die Torheit, oder besser der Wahnsinn, <strong>des</strong>sen<br />

<strong>Essen</strong>z die Eigenliebe sei, die Bedingung <strong>des</strong> Glücks darstelle. Er möchte<br />

die beständige Unruhe der Toren daher neu bewertet wissen (vgl. Perniola<br />

1998[b]: 61f). In den Kunstwerken geht dieses Glück <strong>des</strong> Toren, Wahn-<br />

sinnigen bzw. geistig Behinderten wohl auch auf den Rezipienten über.<br />

Seit der Avantgarde ist auch die reale oder vermeintlich psychische Erkran-<br />

kung Thema der Kunst. Bereits in den 1920er Jahren inspiriert der Krimi-<br />

nelle als gesellschaftliche Randfigur die Kunstherstellung. In der aktuellen<br />

Kunst ist der Täter nicht zwangsläufig abgebildet und sogar die Unterschei-<br />

dung von Täter und Opfer ist oftmals fließend (Boltanski, Nauman). Wäh-<br />

rend einige Künstler die kriminelle Handlung in den Kontext ‚kranker’<br />

Gewalt und in andere <strong>Ekel</strong>zusammenhänge – wie den Verfall <strong>des</strong> Opfers,<br />

schmutziges Chaos oder psychosomatische Verwahrlosung – stellen (Lars<br />

Wallsten), geht sie bei Izima Kaoru in ein gänzlich ästhetisches Stadium<br />

über. Auch Maurizio Cattelan bildet das Monströse ganz harmlos nach. Wie<br />

Manfred Oehmichen deutlich macht, sind die fehlende nachvollziehbarkeit<br />

wie die Unmenschlichkeit der Tat Hauptursache für das <strong>Ekel</strong>gefühl (vgl.<br />

Oehmichen 2003: 38). Andererseits verdeutlichen die Werke von Christian<br />

Boltanski und Bruce nauman, dass in jedem Menschen ein aggressiver Missetäter<br />

stecken kann (vgl. Flay 1992: 171).<br />

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