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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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eInleItung<br />

nunft und setzen sie außer Kraft (vgl. Eming 2003: 105f). Mögliches<br />

Erbrechen ist die Folge. Tatsächlich lässt sich aber nur ins Wanken brin-<br />

gen, wer nicht wirklich für die Seefahrt geboren ist. Der Seemann selbst<br />

wird den Wellengang abstrahieren und in Himmelsrichtung, Windstärke,<br />

Windrichtung etc. analysieren. Der <strong>Ekel</strong> wird ihn daher ebenso wenig<br />

treffen wie den Pathologen bei der Sezierung einer Leiche.<br />

„Entgegen aller Domestikationsmetaphorik, die Platon zur Überwindung<br />

der Affekte verwendet, muß der wahre Könner den <strong>Ekel</strong>affekt gar nicht<br />

überwinden, weil er ihn nicht erleidet.“ (ebd. 106)<br />

8)<br />

Die feinen Abstufungen <strong>des</strong> Schrecklichen, Entsetzlichen, Abscheu-<br />

lichen untereinander und auch vom <strong>Ekel</strong>haften sind umstritten (vgl.<br />

Menninghaus 1999: 77). Oftmals wird Angst als Ausgangsemotion <strong>des</strong><br />

<strong>Ekel</strong>s angesehen (vgl. z. B. Ringel 2000: 57). Immanuel Kant stellt in<br />

seiner Trias <strong>des</strong> Erhabenen, <strong>des</strong> Schönen und <strong>des</strong> <strong>Ekel</strong>haften am Anfang <strong>des</strong><br />

19. Jahrhunderts die nähe von <strong>Ekel</strong> und Hass heraus (vgl. Kant 1803:<br />

493). Im 20. Jahrhundert koppeln Aurel Kolnai sowie später William Ian<br />

Miller die Emotion <strong>des</strong> <strong>Ekel</strong>s stark an das Gefühl der Verachtung (vgl.<br />

Kolnai 1929: 121; 5 vgl. Miller 1997: xiii [im Original, A. d. V.]).<br />

Offensichtlich gibt es den Unlustaffekt <strong>des</strong> <strong>Ekel</strong>s nicht in Reinheit, son-<br />

dern er vermischt sich häufig mit anderen Abwehrreaktionen oder ähnelt<br />

diesen stark (z. B. Hass, Verachtung, Angst, Zorn, Unmut, Unbehagen).<br />

Folgerichtig warnt Eming davor, die begriffliche Trennung zu eng zu<br />

fassen und einen Keil z. B. zwischen <strong>Ekel</strong> und Abscheu zu treiben (vgl.<br />

Eming 2003: 111).<br />

I.2 EKELKUNST<br />

Mit Beginn <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts rückt zunehmend das <strong>Ekel</strong>hafte, Ab-<br />

stoßende, Degoutante und Abscheuliche als neue ästhetische Kategorie in<br />

den Mittelpunkt der künstlerischen Praxis.<br />

I.2.1 <strong>Ekel</strong>repräsentanz<br />

Überträgt man die oben entwickelten <strong>Ekel</strong>modalitäten (vgl. I.1.4) auf ihre<br />

22

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