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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Gottessohnes Christus verweist, ist ein Schwarzer am rechten Bildrand<br />

deutlich kleiner dargestellt, als die Weißen <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>. Seine Körperhaltung,<br />

der Muskelbau und das Accessoire <strong>des</strong> Gehstocks verdeutlichen jedoch,<br />

dass es sich um einen erwachsenen Mann handelt. Eine Verkleinerung<br />

dieser Figur, um ein Kindsalter auszudrücken, ist somit ausgeschlossen. Die<br />

<strong>Ikonografie</strong> <strong>des</strong> ‚wertminderen’ Farbigen löst diejenige der sozial schlechter<br />

Gestellten gleicher Hautfarbe ab, wie sie bereits lange vor unserer Zeitrech-<br />

nung Anwendung findet. Obwohl der farbige Sklave perspektivisch auf<br />

vorderster Bildebene agiert, hat er in etwa die Größe <strong>des</strong> wilden Tieres, der<br />

Raubkatze oder <strong>des</strong> Affen, welches er an einer Leine festhält und welches<br />

die Exotik und Wildheit seines Aufpassers zusätzlich unterstützt. Bis auf<br />

einen breiten Gürtel und ein langes Stirnband ist der Sklave nackt, im Ge-<br />

gensatz zu allen anderen gezeigten Personen <strong>des</strong> Gemäl<strong>des</strong>. Damit ist er<br />

selbst signifikant tierhaft konnotiert. Das Tier und der Sklave erscheinen<br />

austauschbar. Beide sind nur ein kostbares Dekorationsstück zur Erhöhung<br />

der dargestellten Hauptpersonen. Ein frappierender Unterschied zu den<br />

bisherigen Werken liegt auch in der Körperhaltung. Während in allen ande-<br />

ren Kunstwerken die Körperhaltung <strong>des</strong> Dienenden eher stolz ist, erscheint<br />

dieser Sklave gebrochen.<br />

Im Jahr 1954 führt Elfriede noçon im Bilderkreis Vom edlen Dienen an,<br />

dass das Gegenbild zum echten Diener der Sklave sei; so wie der Diener<br />

wesensmäßig auf den Herrn bezogen sei, so entspräche der Sklave dem<br />

Tyrannen. Der Sklave werde in seinem Menschsein nicht vom Gebieter geformt;<br />

er werde einfach gebraucht und verbraucht (vgl. noçon 1954: 4). Im<br />

17. Jahrhundert bildet Anthonis van Dyck diesen ‚edlen’ Diener ab. Im<br />

rechten Bildrand hält ein farbiger Dienstbote den Schirm für seine Herrin,<br />

die Merchesa Elena Grimaldi. Da er deutlich kleiner ist, muss sich der<br />

Abb. 116 Abb. 117<br />

der Andere<br />

179

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