09.12.2012 Aufrufe

Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

vetulA<br />

nach der Geburt. Erst zu diesem Zeitpunkt, und nicht schon bei den Evan-<br />

gelisten, seien die antik-heidnischen Vorstellungen der Parthenogenese, der<br />

Jungfrauengeburt, die im Mittelmeerraum als Eigenschaft vieler Göttinnen<br />

bekannt war, in das Christentum und die Vorstellungen von der Geburt<br />

<strong>des</strong> Erlösers eingedrungen. Die immerwährende Jungfrauenschaft habe der<br />

Idee der sich immer wieder erneuernden körperlichen Unversehrtheit weib-<br />

licher Muttergottheiten entsprochen, die auf frühere matriarchale Kulte zu-<br />

rückverweise (vgl. Kopp-Schmidt 2004: 80ff).<br />

nach Werner Telesko gehören Marienverehrung und Frömmigkeit noch im<br />

Barock eng zusammen (vgl. Telesko 2005: 111). Dennoch entstehen bereits<br />

in der Renaissance Portraits von Damen der Patrizierschicht und fesseln<br />

den Betrachter durch ihre dargestellte Anmut, bevor im 16. Jahrhundert<br />

immer mehr profane Themen die Bedürfnisse der neuen Käuferschaft (zunächst<br />

<strong>des</strong> Adels, dann auch der bürgerlichen Schichten) nach Repräsentation<br />

erfüllen. Da diese Kunstwerke jedoch in aller Regel als Auftragsarbeiten<br />

entstehen, können sich die AuftraggeberInnen von der vetularen<br />

Zuweisung durch den Künstler freikaufen. Für Gabriele Kopp-Schmidt ist<br />

der entscheidende Schritt <strong>des</strong> Themas Portrait daher zunächst nicht die<br />

Frage der Ähnlichkeit zwischen Portraitiertem und Portrait, sondern die<br />

grundsätzliche Emanzipation <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> aus dem Kontext der kirchlichen<br />

Stiftung (vgl. Kopp-Schmidt 2004: 121). Die Darstellung <strong>des</strong> Menschen als<br />

identifizierbares historisches Individuum gelte vielmehr als Indikator <strong>des</strong><br />

neuzeitlichen Selbstbewusstseins (vgl. ebd. 118f).<br />

II.1.1.1 Junge Frau Maria<br />

Auffällig ist, dass positiv besetzte Frauengestalten in der Darstellung der<br />

Kunstgeschichte niemals altern. Gabriele Kopp-Schmidt führt diese Tatsache<br />

der sich stetig erneuernden körperlichen Unversehrtheit auf die <strong>Ikonografie</strong><br />

früherer matriarchaler Kulte zurück (vgl. Kopp-Schmidt 2004: 80ff,<br />

vgl. auch II.1.1). Vor der Argumentation der christlichen Theologie, die<br />

Menschenmutter Maria sei via Jungfrauengeburt Garantin der Inkarnation<br />

ihres Sohnes und ohne ihre heilsgeschichtliche Bedeutung die Erlösung<br />

der Menschen nicht denkbar gewesen (vgl. Kopp-Schmidt 2004: 83), ist es<br />

nicht möglich, dass Maria altert. Sie bleibt unnahbar schön, rein, ohne Falten,<br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!