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Ekel. Ikonografie des Ausgeschlossenen. - Fotostudio Essen

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Abb. 229 Abb. 230<br />

„Das Lob der Torheit (1511) von Erasmus kehrt die stoische Aussage um,<br />

der zufolge nur der Weise glücklich ist. Vielmehr ist ihr Gegenteil wahr:<br />

die Torheit, oder besser der Wahnsinn, <strong>des</strong>sen <strong>Essen</strong>z die Philautía ist, die<br />

Eigenliebe, ist die Bedingung <strong>des</strong> Glücks […]. ‚Torheit führt zur Weisheit’,<br />

macht die Frauen lieblich, würzt das Mahl, bildet die Freundschaften, gibt<br />

dem Leben Geschmack, verhindert den Selbstmord, führt zur Aktion. Die<br />

Wahnsinnigen ähneln den Tieren, deren Glück in der Indiszipliniertheit liegt<br />

[…].“ (ebd. 62)<br />

der Andere<br />

Es scheint fast, als habe sich die Möglichkeit <strong>des</strong> <strong>Ekel</strong>empfindens bei der<br />

Betrachtung dieser Randgruppe in Humor, in das Lebensbejahende, Positive<br />

aufgelöst. In dieser Motivgruppe wird die nähe eines lange Zeit verekelten<br />

Bildmotivs zur Lust besonders deutlich, hier ist das Ambivalenzmoment<br />

<strong>des</strong> <strong>Ekel</strong>s – nachdem sich die Vorstellung von einer Besessenheit durch den<br />

Teufel nicht mehr im Min<strong>des</strong>ten mit den zeitgenössischen Vorstellungen<br />

deckt – schon lange in Lust umgeschlagen (vgl. Kolnai 1929: 131f). Darüber<br />

hinaus scheint sich die These von Winfried Menninghaus zu bestätigen,<br />

dass die Schönheit der Erscheinung nichts anderes ist, als die ästhetische<br />

Seite <strong>des</strong> freien Geistes (vgl. Menninghaus 1999: 217).<br />

II.3.2.5 psychopathen, Täter und opfer:<br />

Izima Kaoru, Lars Wallsten, Maurizio Cattelan,<br />

Christian Boltanski und Bruce Nauman<br />

„Das Verbrechen ist wunderschön, aber der Verbrecher ekelt mich an.“<br />

(Francis Picabia)<br />

Einen Menschen abfällig als ‚kaputt’ oder ‚behindert’ zu bezeichnen, setzt<br />

nicht notwendigerweise eine tatsächliche körperliche oder geistige Missbildung<br />

voraus, vielmehr wird damit umgangssprachlich auch ein allgemeines<br />

Unverständnis in Bezug auf Taten, Worte etc. ausgedrückt.<br />

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