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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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vorbereitet werden. Hinzu kam, daß sich <strong>die</strong> Stadt Berlin seit 1929 immer mehr in ihrer<br />

finanziellen Krise verstrickte, <strong>die</strong> eine Inangriffnahme derartig kostspieliger Straßenbauprojekte<br />

ohnehin verbot. Die Planungen <strong>Berlins</strong> schwebten hier gleichsam in einem luftleeren<br />

Raum.<br />

Unter <strong>die</strong>sen Umständen konnte man der Firma Siemens den Betrieb ihrer Güterbahn in den<br />

von den phantasievollen Planungsvorstellungen betroffenen Gebieten nicht verwehren, man<br />

genehmigte auch beantragte Erweiterungen von Gleisanlagen, aber der Polizeipräsident als<br />

Kleinbahnaufsichtsbehörde erteilte <strong>die</strong>se Genehmigungen nur befristet, auf einige Jahre, um<br />

später jederzeit eine reibungslose Durchführung der Straßenplanungen zu gewährleisten. Diese<br />

Einschränkungen bezogen sich sowohl auf <strong>die</strong> 1928 durchgeführte Erweiterung <strong>des</strong> bislang nur<br />

zweigleisigen Güterbahnhofs an der Nonnendammallee um weitere drei Gleise nach Norden<br />

hin in das frühere Exerzierplatzgelände als auch auf den neuen Gleisanschluß von Siemens<br />

nördlich der Spree bis zum bestehenden Gleisnetz in der Motardstraße und an der Nonnendammallee.<br />

In seiner Genehmigung vom 15. November 1929 nach dem preußischen Kleinbahngesetz<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Anschlußbahn Ruhleben-Siemensstadt machte er <strong>die</strong> Auflage, daß <strong>die</strong> schienengleichen<br />

Kreuzungen <strong>des</strong> neuen Zuführungsgleises mit der Nonnendammallee, der Motardstraße<br />

und der projektierten Ausfallstraße am Kraftwerk West „bis spätestens im Jahre 1935<br />

durch den Bau von Überführungsbauwerken zu beseitigen und gleichzeitig" sämtliche Gleisanlagen<br />

der Siemens-Schuckert-Werke aus der Nonnendammallee zu entfernen seien. In den<br />

dreißiger Jahren wurden <strong>die</strong>se Termine um jeweils ein oder einige wenige Jahre verlängert, da<br />

sich ein Straßenbau immer noch nicht abzeichnete.<br />

Erst gegen Ende <strong>des</strong> Jahrzehnts schienen umfassende Straßenbaumaßnahmen in einer absehbaren<br />

Zukunft bevorzustehen. Anstelle der 1924 als Behelfskonstruktion errichteten hölzernen<br />

Berliner Brücke über <strong>die</strong> Havel in Spandau wurde 1937 <strong>die</strong> Errichtung der Berliner-Tor-Brücke<br />

der heutigen Juliusturmbrücke in Angriff genommen, deren Fertigstellung sich bis 1942 hinzog.<br />

Auch der Ausbau der zu beiden Seiten an der Brücke anschließenden Straße „Am Juliusturm"<br />

wurde vorbereitet. In Spandau selbst wurde eine breite Schneise durch das Altstadtgebiet an der<br />

Breiten Straße und am Behnitz geschlagen, <strong>die</strong> später gelegentlich als brutaler Eingriff in <strong>die</strong><br />

Altstadtstruktur bedauert worden ist. Östlich der Brücke wurden <strong>die</strong> Planungen <strong>für</strong> den<br />

Straßenbau eingeleitet. Ihrer künftigen Verkehrsbedeutung entsprechend sollte <strong>die</strong> Straße von<br />

anderen Verkehrsmitteln nur noch planfrei überschritten werden. Daher wurde projektiert, <strong>die</strong><br />

plangleiche Kreuzung der - der Siemens-Güterbahn westlich benachbarten - Industriebahn<br />

der „Inag" (Industrieanlagen GmbH) in der Straße „Am Juliusturm" östlich der Zitadelle<br />

durch ein Überführungsbauwerk zu ersetzen. Der Bahnkörper sollte dann im Zitadellenweg<br />

wieder auf Niveau abfallen. Dieses Vorhaben ließ auch den Neubau der Nonnendammallee mit<br />

der Herstellung eines zweiten Fahrdammes in einer absehbaren Zeit heranrücken. Außerdem<br />

bestand <strong>die</strong> Absicht, <strong>die</strong> „Ausfallstraße", <strong>die</strong> ein Jahrzehnt zuvor bei der Kraftwerks- und<br />

Güterbahnplanung eine Rolle gespielt hatte, „in kurzer Zeit" herzustellen. In der Zeit der<br />

Speer-Planung wurde <strong>die</strong>se Straße als „vierter Rang" bezeichnet. Der Polizeipräsident forderte<br />

daher <strong>die</strong> Firma Siemens im März 1938 auf, <strong>die</strong> Beseitigung der plangleichen Kreuzungen<br />

vorzunehmen und den Güterbahnhof an der Nonnendammallee bis spätestens zum 31. Dezember<br />

1939 zu beseitigen.<br />

Die Firma Siemens war also genötigt, <strong>für</strong> ihren Übergabe- und Verschiebebahnhof einen neuen<br />

Standort zu finden, der auch den betriebstechnischen und wirtschaftlichen Erfordernissen<br />

Rechnung trug. Vier Varianten <strong>für</strong> den neuen Bahnhof wurden ausgearbeitet, zwei davon<br />

verlegen ihn in Süd-Nord-Richtung westlich der Paulsternstraße, wobei <strong>die</strong> Anlage so angeordnet<br />

wurde, daß in dem einen Entwurf der Hauptteil der Verschiebegleise südlich, in dem<br />

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