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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Und der Brunnen inmitten <strong>des</strong> Klosterhofes? So wie hier mag er im Hof eines Klosters<br />

gestanden haben, das vielleicht sogar vom heiligen Columban gegründet wurde. Deutlich sind<br />

noch Abnutzungsspuren von Tauen zu erkennen, mit denen Wassergefäße aus der Tiefe<br />

gezogen wurden. Gedrehte Säulen an den Ecken <strong>des</strong> Brunnens mit verwitterten, einfachen<br />

Blattkapitellen, sollten sie nicht an <strong>die</strong> vier Flüsse <strong>des</strong> Para<strong>die</strong>ses erinnern und Glauben<br />

schenken, daß Wasser aus seiner Tiefe heiligt? Jede Seite ist mit unterschiedlichen Ankerkreuzen,<br />

Palmetten- und Wellenbändern „beschriftet". Vergleichbare langobardische Brunnen<br />

stehen im Museum Corner in Venedig und im Kreuzganghof der römischen Kirche S. Giovanni<br />

in Laterano. Dieser wird ins 8. Jahrhundert datiert. Unser Glienicker Brunnen könnte bereits<br />

aus dem 7. Jahrhundert stammen. Wenn man ihn länger still betrachtet, spürt man seine<br />

sakrale Ausstrahlung.<br />

Die seltene Form <strong>des</strong> Ankerkreuzes am Glienicker Brunnen leitet zum Betrachten der beiden<br />

eigentümlichen, einander gleichen Kreuze; das eine in <strong>die</strong> Wand über der Grabfigur Pietro<br />

d'Abanos eingelassen, das andere den Giebel über der „Apsis" bekrönend. Weinlaubranken<br />

sind den Balken eingemeißelt, ihren Enden fügen sich kreisrunde Scheiben mit Ankerkreuzen<br />

an, im Schnittpunkt ist eine Manus Dei, eine Hand Gottes, zwischen Sonne und Halbmond<br />

erkennbar. Wo gibt es vergleichbare Kreuze? In Pomposa, eingelassen in <strong>die</strong> Schauwand der<br />

Kirchenvorhalle, <strong>die</strong> um das Jahr 1000 erbaut wurde! Hier gibt es zudem - wie in Glienicke? -<br />

als „Spolien" eingefügte „ältere", aus der Gründungszeit der Benediktinerabtei im 8. Jahrhundert<br />

stammende Tierreliefs.<br />

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