29.01.2013 Aufrufe

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Friedrich Wilhelm III. genehmigte am 2. Januar 1802 den Vorschlag seines Hofmarschalls und<br />

verfügte über<strong>die</strong>s, daß Steiner zu seiner Einrichtung das Gehalt von fünf Monaten im voraus<br />

erhalten sollte. Steiner bekam mit Rücksicht auf seine Jugend nur das Gehalt von 380 Talern,<br />

das ihm in Sanssouci zugestanden hätte, statt der 500 Taler, <strong>die</strong> Eyserbeck ver<strong>die</strong>nt hatte,<br />

zuzüglich 80 Taler „<strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzung der Gräsereien <strong>des</strong> Gartens." Der junge Saltzmann, der<br />

bisher als Geselle 40 Taler ver<strong>die</strong>nt hatte, erhielt nun 324.<br />

Am 6. März 1804 beklagt Steiner (wie er und seine Nachkommen sich stets schreiben): „Von<br />

<strong>die</strong>sen 460 rt kann ich, auch mit der größten Sparsamkeit, als treuer Diener Euer Königlichen<br />

Majestät, selbst unverheiratet, bei meinem Posten nicht leben, da es meine Schuldigkeit ist,...<br />

jeden Reisenden aufzunehmen, und <strong>die</strong> Nähe der Hauptstadt, bei der Beträchtlichkeit und den<br />

zunehmenden Verschönerungen meines Reviers, mir so häufige Besuche von Kunstgenossen<br />

zuzieht, daß bei dem hohen Preise aller Lebensmittel schon <strong>die</strong>s einen ansehnlichen Teil meiner<br />

geringen Einkünfte wegnimmt." Steiner wollte heiraten, „aber ich würde gewissenlos handeln,<br />

wenn ich eine Familie ins Elend versezzen, oder vom graden Wege abgehn wollte, <strong>des</strong>sen<br />

Verfolgung meine Beruhigung ist."<br />

Massow kommentiert Steiners Gesuch mit den Worten:<br />

„Seine Verhältnisse in Charlottenburg da er den großen Lustgarten und auch <strong>die</strong> exotischen<br />

Gewächse unter seiner Direction hat, sind von der Art, daß ein jeder reisende Gärtner,<br />

entweder aus Neugierde oder um etwas zu erlernen, bei ihm anspricht, und es ist bei der<br />

Gärtnerei in ganz Teutschland eingeführt, daß ein jeder reisende, wenn er bei einem großen<br />

Gärtner anspricht, wenigstens auf einen halben Tag aufgenommen, und beköstigt werden muß.<br />

Wollte ein Gärtner sich <strong>des</strong>sen weigern, so würde er und sein Garten nach der alten Verfassung,<br />

und wie es auch bei Handwerkern in Mode ist, geschimpft, und kein Geselle dürfte bei ihm<br />

zuziehen, und seine Gesellen und Lehrburschen würden anderweitig nicht angenommen<br />

werden."<br />

Massow erwähnt noch, daß Steiner eine Köchin halte, und be<strong>für</strong>wortet seine Bitte mit Nachdruck<br />

: „Ich kann dem Hofgärtner Steiner das Zeugniß geben, daß er bis jetzo mit einer wirklich<br />

exemplarischen Gewissenhaftigkeit <strong>die</strong> Interesse Ew. Königlichen Majestät wahrnimmt und<br />

sich noch nie eines unerlaubten Vortheils hat zu Schulden kommen lassen." Ohnerachtet, daß<br />

der Garten durch seine mehreren Anlagen mehrerer Unterhaltung bedarf, (habe Steiner) den<br />

Etat noch nicht überstiegen, welches ich wohl seiner beständigen Aufmerksamkeit, daß <strong>die</strong><br />

Arbeiter sich zur rechten Zeit einfinden, und während der Arbeitsstunden nicht faulliegen,<br />

sowie auch seiner Gewissenhaftigkeit, daß <strong>die</strong> Leute zu keiner ander'n als zu Ew. Königl.<br />

Majestät Gärtnerei angestellt werden, zu verdanken habe."<br />

Der König bewilligte, „unerachtet", daß Steiner „mit noch der jüngste unter den Hofgärtnern<br />

ist", 160 Taler mehr. 200, wie gefordert, wollte er nicht geben, da <strong>die</strong> ältesten Hofgärtner schon<br />

mehr als Steiner bekamen. 15<br />

Steiner führte im Park <strong>die</strong> landschaftliche Umgestaltung <strong>des</strong> Karpfenteichs aus, wobei er eine<br />

Menge Alleelinden verpflanzte und am Ufer den Platz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Karpfenfütterung anlegte. 1806<br />

legte er vor dem Vorgarten <strong>des</strong> Neuen Flügels einen Platz an. Seine Erläuterung <strong>des</strong> Entwurfs<br />

schließt mit dem Satz: „Glücklich, unter den Augen Ew. Königlichen Majestät arbeiten und<br />

gemeinnüzzig seyn zu können, werde ich alles anstrengen, um <strong>die</strong> Sache bald und zu Allerhöchstdero<br />

Zufriedenheit mit der möglichsten Sparsamkeit zu beendigen."<br />

Drei Wochen später kann er sich rühmen: „Des Königs Majestät hat zu erlauben geruht, daß<br />

ich den Platz Luisenplatz nennen dürfe." 16<br />

Neben den Entwürfen zum Karpfenteich und zum Luisenplatz sind von Steiners Hand zwei<br />

große Pläne <strong>des</strong> gesamten Schloßgartens überliefert. Der eine, 1812 angefertigt, zeigt den<br />

324

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!