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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Jahrelang geschieht nichts, <strong>die</strong> Gipsfiguren werden unansehnlich, werden aber, ehe sie ganz<br />

verrotten, doch noch in Bronze gegossen. Die Aufstellung bleibt unbefriedigend, dem König<br />

fällt eine ökonomische Abhilfe ein. Die Stände der Kurmark sollen <strong>die</strong> Ehre haben, <strong>die</strong> Kosten<br />

zu tragen. Er läßt ihnen sagen, „er habe sehr gerne vernommen, daß dero Churmärckische<br />

Landschaft nebst andern guten Gewinsten der Lotterie auch das große Los gewonnen, wozu<br />

(er) derselben gratuliere", und „er trage zu ihr das Vertrauen, sie werde sich eine Freude daraus<br />

machen, das Pie<strong>des</strong>tal von der Statue dero in Gott ruhenden Herrn Vaters M. zu Berlin auf ihre<br />

Kosten machen zu lassen, wogegen er den benötigten Marmor schenken wolle."<br />

Obwohl <strong>die</strong> Stände von der Lotterie nur Verluste zu verbuchen hatten, gehorchten sie <strong>die</strong>sem<br />

zarten Wink. Die Entwurfsarbeiten <strong>für</strong> den Sockel, <strong>die</strong> Reliefs und <strong>die</strong> Inschriften ziehen sich<br />

lange hin. 1741 befreit Friedrich der Große, der seinen Großvater nie besonders geschätzt hat,<br />

<strong>die</strong> Stände von ihrer Verpflichtung. Die Marmorblöcke blieben liegen und wurden 1742 dem<br />

Bildhauer Adam übergeben. Das Denkmal wurde wieder im Gießhaus abgestellt; und als 1760<br />

<strong>die</strong> Russen Berlin besetzten, nahmen sie es als Kriegsbeute mit, brachten es aber bloß bis nach<br />

Spandau, von wo aus es 1764 nach Berlin ins Zeughaus zurückgebracht wurde. Friedrich der<br />

Große wollte <strong>die</strong> Figur dort im Hof aufstellen lassen, als aber Boumann einen Kostenanschlag<br />

über 3000 Taler <strong>für</strong> den Sockel vorlegte, schrieb er an den Rand: „Ich habe <strong>die</strong> Apotheken-<br />

Rechnung <strong>des</strong> Baudirektors Boumann erhalten und bin denselben Betrag, da dergleichen<br />

Statue zu versetzen, unmöglich mehr als 120 Taler kosten kann, zu bewilligen nicht gemeint."<br />

Nun stand Schlüters Werk den Rest <strong>des</strong> Jahrhunderts unter Gerumpel in einem Winkel <strong>des</strong><br />

Zeughauses und wäre um ein Haar eingeschmolzen worden. Im Dezember 1800 machte der<br />

Kurator der Akadamie der Künste den Vorschlag, das Werk zur Jahrhundertfeier der Krönung<br />

auf einem provisorisch bronzierten Holzpostament aufzustellen. Die Bronzesklaven, <strong>die</strong> auch<br />

noch da waren, sollten aber ihrer mäßigen Qualität wegen nicht aufgestellt werden. Später will<br />

Rauch aus ihnen antike Bronzekopien <strong>für</strong> das Ehrenhoftor im Charlottenburger Schloß gießen<br />

lassen, dann sollen sie <strong>für</strong> das Denkmal Friedrich Wilhelms I. in Gumbinnen benutzt werden.<br />

Schließlich hat man sie aber doch eingeschmolzen. 1802 wird das Bildwerk endlich in Königsberg<br />

in Preußen auf einem von Gottfried Schadow entworfenen Sockel aufgestellt, 1807<br />

entwendeten französische Soldaten das Zepter, das dann 1815 aus dem Metall eines eroberten<br />

französischen Geschützes neu gegossen wurde. Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts wurde <strong>die</strong> Bronze<br />

mit Ölfarbe gestrichen und verlor dadurch ihre Patina.<br />

Schadow schreibt 1849 in „Kunstwerke und Kunstansichten": „Das Pie<strong>des</strong>tal ist von Marmor,<br />

<strong>die</strong> Inschrift wurde von Hofrath Hirth verfaßt und lautet auf der Vorderseite:<br />

Friedrich<br />

Erster<br />

König der Preußen<br />

zu Königsberg gekrönt<br />

d. XVIII. Jänner MDCCI<br />

auf der hinteren Seite:<br />

Die Bildsäule <strong>des</strong> Ahnherrn<br />

widmete<br />

dem edlen Volk der Preußen<br />

zum immerwährenden Denkmal<br />

gegenseitiger Liebe und Treue<br />

d. I. Jänner MDCCCI<br />

Friedrich Wilhelm III.<br />

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