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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Georg Holmsten: Die Berlin-Chronik. Daten, Personen, Dokumente. Droste Verlag GmbH, Düsseldorf<br />

1984, Leinen, 506 Seiten, 39,80 DM.<br />

In seinem Vorwort bezeichnet unser Mitglied Georg Holmsten <strong>die</strong>ses Buch in der umfangreichen Literatur<br />

über Berlin als „<strong>die</strong> erste Chronik, <strong>die</strong> einen zusammenfassenden Überblick über <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> der Stadt<br />

in der Art eines exakten Kalendariums gibt". Es werden genaue Angaben über Begebenheiten, Personen,<br />

politische, wirtschaftliche, kulturellle und gesellschaftliche Verhältnisse im Gebiet unserer Stadt mitgeteilt.<br />

Urkunden, Berichte von Zeitgenossen und andere Dokumente werden zitiert, zumeist unter Angabe der<br />

Quelle. Dadurch wird <strong>die</strong> Chronik so lebendig, daß sie nicht nur ein gerade im Hinblick auf <strong>die</strong> anstehende<br />

750-Jahr-Feier unentbehrliches Nachschlagewerk wird, sondern daß man in ihr auch mit Spannung und<br />

Genuß lesen kann.<br />

Je näher das Kalendarium der Gegenwart rückt, um so größer wird <strong>die</strong> Fülle der Daten, <strong>die</strong> G. Holmsten<br />

klug auszuwählen und zu bändigen versteht. Für <strong>die</strong> Zeit von 1920 bis 1933 wird immer wieder das<br />

Tagebuch <strong>des</strong> Bürgermeisters Friedrich Lange (SPD) herangezogen, das jetzt in einer neuen Ausgabe<br />

vorliegt. Bemerkenswert erscheinen Zahlen wie etwa <strong>die</strong> 80000 Zuschauer im Olympia-Stadion, <strong>die</strong> am<br />

11. Februar 1951 dem ersten internationalen Fußballstädtekampf nach dem Krieg beiwohnten (Berlin -<br />

Zürich 2 :2) oder <strong>die</strong> mehr als 100 000 Berliner, <strong>die</strong> am 30. Dezember 1952 in einer Trauerkundgebung <strong>des</strong><br />

an der Grenze zur DDR bei Frohnau getöteten Polizisten Herbert Bauer gedachten - wie viele kämen<br />

wohl heute? Nach der Spaltung wird <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> beider Teile der Stadt getreulich festgehalten bis hin zu<br />

so vermeintlich abwegigen Daten, daß das seit Ende 1982 mit 20 000 Ausstellungsstücken in einem alten<br />

Gesindehaus im Pankower Ortsteil Blankenburg untergebrachte „Ostberliner Hundemuseum, das einzige<br />

seiner Art in Europa, im ersten Jahr seines Bestehens von 8400 Personen besucht (wurde)".<br />

Selten wünscht man sich Ergänzungen <strong>des</strong> Textes, etwa auf Seite 348, wo beim BVG-Streik 1932 das<br />

gemeinsame Auftreten von KPD und NSDAP berichtenswert gewesen wäre, oder am 16. Dezember 1948,<br />

wo der Name <strong>des</strong> französischen Stadtkommandanten (General Ganeval), der während der Blockade <strong>die</strong><br />

Sendetürme <strong>des</strong> Berliner Rundfunks in Tegel sprengen ließ, seines historischen Ranges wegen hätte<br />

mitgeteilt werden können. Ob der Marmor der Reichskanzlei nun das Ehrentor <strong>des</strong> sowjetischen Ehrenmals<br />

im Tiergarten schmückt, wie angegeben, oder nicht doch vielleicht das Treptower Denkmal, sei hier<br />

nicht untersucht. Angesichts <strong>des</strong> Umfangs ist auch <strong>die</strong> Zahl der Druckfehler als sehr gering zu bezeichnen.<br />

Auf Seite 21 heißt der Edelherr Gans zu Putlitz. Der auf den Seiten 88 und 92 erwähnte Abt von Sponheim,<br />

Johann Trittenheim (Trithemius), wird wohl so richtig geschrieben, und auch das bekannte Cafe<br />

Spargnapani Unter den Linden sollte eine einheitliche Schreibweise finden (S. 202 und 233).<br />

Als Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführlichkeit <strong>des</strong> Buches seien <strong>die</strong> Erwähnungen <strong>des</strong> <strong>Vereins</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>Berlins</strong> aufgeführt, beginnend schon 1846 bei Ernst Fidicin, dem ersten Stadtarchivar <strong>Berlins</strong>, <strong>des</strong>sen<br />

„Berliner Chronik von 1225-1571" 1868 von unserem Verein herausgegeben wurde. Im Wortlaut sei der<br />

Bericht über <strong>die</strong> Gründung wiedergegeben: 1865,28. Januar. Verein <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Berlins</strong> gegründet.<br />

Die „Berlinischen Nachrichten" berichten über <strong>die</strong> Gründungsversammlung der bis heute bestehenden<br />

Vereinigung: „Der praktische Arzt Dr. Julius Beer hat in den letzten Wochen den sehr anerkennenswerthen<br />

und erfolgreichen Versuch gemacht, einen Verein <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Berlins</strong> ins Leben zu rufen.<br />

Er hat mit <strong>die</strong>sem Gedanken nicht nur bei Denen, <strong>die</strong> sich von jeher <strong>die</strong> Forschung in der <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>Berlins</strong> und der Mark Brandenburg angelegen sein lassen, sondern auch bei den Spitzen unsrer städtischen<br />

Behörden und vielen andern Freunden der Wissenschaft lebhaften Anklang gefunden. So war denn am<br />

vorigen Sonnabend (28. Januar) eine zahlreiche Versammlung im Cafe Royal unter den Linden zusammengekommen,<br />

um den Verein zu constituieren. Wir bemerkten unter den Anwesenden den jetzigen<br />

Ober-Bürgermeister Geh. Rath Seydel, den frühem Ober-Bürgermeister Wirkl. Geh.Rath Krausnick, den<br />

Polizei-Präsidenten v. Bernuth (weiter u. a.), Archivar Fidicin, Hofrath Schneider, Oberlehrer Holtze,<br />

Dr. Kletke, Pol.-Secretär Ferd. Meyer, Lehrer Cotta und Andere, <strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> Denkmäler und<br />

Erinnerungen <strong>Berlins</strong> ver<strong>die</strong>nt gemacht haben." - Seit 1866 finden öffentliche Vorträge <strong>des</strong> <strong>Vereins</strong> im<br />

Hörsaal <strong>des</strong> Gymnasiums zum Grauen Kloster statt. 1875 erhält der Verein <strong>für</strong> seine Sitzungen und <strong>die</strong><br />

Bibliothek Räume im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt.<br />

Schließlich wird auch unter dem 29. April 1949, wenige Tage vor dem Ende der Blockade, <strong>die</strong> konstituierende<br />

Sitzung <strong>des</strong> <strong>Vereins</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Berlins</strong> <strong>für</strong> festhaltenswert befunden, wobei der Kommentar,<br />

daß er seine Arbeit „zunächst nur in West-Berlin" wieder aufnimmt, eine gemeinsame Hoffnung an <strong>die</strong><br />

Zukunft ausspricht. Wenn in einer solchen Chronik, <strong>die</strong> man ein Standardwerk zu nennen nicht scheut,<br />

dem Verein eine derartige Beachtung geschenkt wird, ist eine eigene Darstellung im Rahmen <strong>des</strong> Jubiläumsjahres<br />

1987 sicher gerechtfertigt. Hier ist etwa an <strong>die</strong> angestrebte Ausstellung der <strong>Vereins</strong>geschichte<br />

zu denken. Hans G. Schultze-Berndt<br />

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