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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Abmessungen <strong>des</strong> Stadions (Abb. 2): Längsachse: 340 m; Querachse: 180 m; Innenfeldgröße:<br />

35151 m 212 ; Zuschauerkapazität: 33000 (16900 Sitzplätze, 16100 Stehplätze). 13<br />

Obwohl <strong>die</strong> Olympischen Spiele wegen <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges nicht im Deutschen Stadion<br />

ausgetragen wurden, bleibt es bei der Betrachtung von olympischen Sportstätten nie unerwähnt.<br />

So wird vor allem <strong>die</strong> Eingliederung in <strong>die</strong> Gelän<strong>des</strong>truktur hervorgehoben. 14 March<br />

<strong>die</strong>nte dabei das Bauprinzip antiker griechischer Sta<strong>die</strong>n als Vorbild. 15 Dieser Planungsaspekt<br />

kann als einmalig in der heutigen Stadiongeschichte betrachtet werden, da es aufgrund der<br />

großen Ausmaße unserer heutigen Sta<strong>die</strong>n nur noch in wenigen Fällen möglich ist, konsequent<br />

<strong>die</strong>sem antiken griechischen Bauprinzip zu folgen. Die ovale gestreckte Form <strong>des</strong> Deutschen<br />

Stadions ähnelt formal dem Charakter eines antiken römischen Zirkus. Ein weiteres wesentliches<br />

Element bei der Gestaltung war <strong>die</strong> Verbindung mit der bildnerischen Kunst. Es wurden<br />

hier Themen aus der Mythologie aufgegriffen. Man verfolgte das Ziel, eine Verbindung<br />

zwischen körperlicher Ertüchtigung und moralischen Werten darzustellen. 16 Diese Neuerungen<br />

beurteilte man damals sehr positiv. Das Stadion hatte aber auch zahlreiche Mängel aufzuweisen:<br />

Trotz guter öffentlicher Verkehrsanbindung stellte es sich aufgrund seiner Lage und<br />

seines Bautypus nicht als markantes, dem Betrachter ins Auge fallen<strong>des</strong> Gebäude dar. Erst<br />

beim Betreten der Tribüne nahm man das große Ausmaß wahr. Die Kampfbahn zeigte ein<br />

heute nicht mehr gebräuchliches sporttechnisches Prinzip, nämlich <strong>die</strong> Integration von Laufbahn,<br />

Radrennbahn und Schwimmwettkampfbecken (Abb. 1) (ca. 33 000 m 2 ). Wegen der vom<br />

Radsportverband geforderten 666 m langen Radrennbahn, <strong>die</strong> gegen den Willen Otto Marchs<br />

installiert werden mußte, hatte das Stadion eine große Flächenausdehnung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Wechselwirkung<br />

zwischen Sportlern und Zuschauern beeinträchtigte. Nachteilig erwies sich auch das<br />

zentrale Erschließungssystem. Die Zugangsstraße konnte <strong>die</strong> Menschenmenge (bis zu 33 000<br />

Menschen gleichzeitig) nicht verkraften. Stauungen waren <strong>die</strong> Folge. Auch war es nicht<br />

möglich, alle Umkleideräume usw. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sportler im Stadion selbst unterzubringen. Dadurch<br />

ergaben sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Teilnehmer lange Wege bis zur Kampfbahn. 17<br />

Abgesehen von <strong>die</strong>sen Mängeln war es March architektonisch gelungen, den waschschüsselartigen<br />

Anblick <strong>des</strong> Stadions durch <strong>die</strong> Anordnung <strong>des</strong> Schwimmwettkampfbeckens außen auf<br />

der Nordlängsseite aufzulockern. Die Lage <strong>des</strong> Schwimmbeckens entsprach jedoch nicht der<br />

damaligen Planerregel 18 , da Zuschauerplätze <strong>für</strong> andere Wettbewerbe verlorengingen. Der<br />

Schwimmsport erhielt <strong>des</strong>halb eine separat angelegte Tribüne innerhalb <strong>des</strong> Stadions, einen<br />

„Intimbereich", und wurde somit architektonisch besonders betont. Durch <strong>die</strong>se Separierung<br />

war auch gewährleistet, gleichzeitig mehrere Sportwettkämpfe ohne gegenseitige Behinderung<br />

durchführen zu können.<br />

Stilistisch zeigte das Stadion <strong>die</strong> Wiederaufnahme klassischer Elemente. Sie begründeten den<br />

geometrischen Aufbau <strong>des</strong> Stadions, nicht zuletzt <strong>die</strong> Konzeption der Kaiserloge. Diese zeigte<br />

eine strenge Symmetrie, Säulenordnung mit Horizontalgebälk und Balustraden mit sparsamer<br />

Ornamentik. Auf den Balustraden der Stehplatzumgänge befand sich Figurenschmuck mit<br />

Sportlermotiven. Die zwei noch vorhandenen Verwaltungsgebäude im Ehrenhof (Abb. 4),<br />

kubisch angelegt, entsprechen eher einer neoklassizistischen Prägung. Sie <strong>die</strong>nen heute einer<br />

Malerfirma als Schuppen. Die Gebäude stehen sich im Ehrenhof symmetrisch gegenüber und<br />

zeigen jeweils eine einheitliche Baumasse, hochrechteckige Fenster mit schmucklosen verputzten<br />

Wandflächen. Entgegen dem damals typischen Merkmal öffentlicher Gebäude, weithin<br />

sichtbare Bezugspunkte zu sein, ten<strong>die</strong>rte <strong>die</strong>ser vom Studium der griechischen Klassik inspirierte<br />

Bau von außen nicht zum Monumentalen, da er aufgrund der Lage auf dem Grunewaldgelände<br />

- dem Erdbauprinzip folgend - nicht sichtbar war. Außerdem fehlte ein großer<br />

Freiraum vor dem Stadiongelände, der sonst üblicherweise öffentliche Bauten umgab. 19<br />

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