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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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W. G. O. bekannte sich von früher Jugend an zur Idee sozialistischer Lebens- und Gesellschaftsgestaltung.<br />

Aber abgesehen von wenigen Jahren der Mitgliedschaft zur sozialdemokratischen Fraktion im Berliner<br />

Stadtparlament, hielt sich seine parteipolitische Aktivität in Grenzen, und sein politisches Engagement<br />

bestand im Einsatz <strong>für</strong> Recht, Würde und Erneuerung <strong>des</strong> Menschen, <strong>die</strong> ihm ein ethischer, humanitärer<br />

Sozialismus verhieß. Er wurde der Chronist der deutschen Arbeiterbewegung und ihrer politischen<br />

Organisation, der Sozialdemokratischen Partei. Er schrieb über den „sozialen Geist <strong>des</strong> alten Handwerks",<br />

über <strong>die</strong> Konsumgenossenschaftsbewegung, über den sozialen Fortschritt schlechthin. Ein gemeinsamer<br />

Nenner ist den Arbeiten eigen, und geschichtliche Zusammenhänge werden verdeutlicht. Die Erinnerung<br />

an das Bildungsstreben innerhalb der frühen deutschen Arbeiterbewegung wird wachgerufen, in deren<br />

Geist W. G. O. lernte und lehrte. Nicht zuletzt wandte er sich an <strong>die</strong> jungen Generationen, denen er ein<br />

„altes" geistiges Fundament - soziales Denken als Aufgabe und Verpflichtung - wieder aufs neue geben<br />

wollte.<br />

Ein umfangreicher Teil <strong>des</strong> CEuvres von W. G. O. beschäftigt sich mit Vergangenheit und Gegenwart<br />

seiner vielgeliebten Heimatstadt Berlin, deren politische Bühne und Kulturszenerie von ganz unten<br />

ausgeleuchtet wird, vom kleinen Volk her bis hin zu den Beziehungen der Berühmten aus Politik, Literatur<br />

und bildender Kunst zum Geist und Pulsschlag <strong>die</strong>ser mobilen Stadt. Oschilewski wurde der Historiograph<br />

der Berliner politischen Linken und - auf dem kulturellen Sektor ihr nahestehend - der Volksbühnenbewegung,<br />

<strong>die</strong> Mittel und Wege zu neuen Formen der Eingliederung der Bühnenkunst in <strong>die</strong> Gemeinschaft<br />

<strong>des</strong> arbeitenden Volkes suchte und ermöglichte. Als freier Schriftsteller und Journalist fand<br />

W. G. O. nach dem Zweiten Weltkrieg den Zugang in ein Verlagshaus, das ihm <strong>für</strong> lange Jahre festen<br />

Boden unter den Füßen geben sollte. Er brachte seinen unermüdlichen Fleiß und sein großes Wissen ein<br />

und wurde <strong>Berlins</strong> wohl herausragendster und produktivster Fachmann in den Bereichen Druck, Schrift,<br />

Buch, Verlag, Zeitung. „Ich habe mich immer bemüht, sehr genau und präzise zu sein, ohne <strong>die</strong> lebendige<br />

Diktion <strong>für</strong> falsch zu halten." In <strong>die</strong>ser Selbstbeurteilung verbindet sich das Bedürfnis nach wissenschaftlicher<br />

Gründlichkeit mit dem Streben <strong>des</strong> Journalisten aus Leidenschaft nach wirkungsvollem, ge<strong>die</strong>genem<br />

und brillantem Ausdruck. Eine 1979 in der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) erschienene Oschilewski-<br />

Bibliographie zählt 144 Bücher, Schriften und Herausgaben auf - ein Lebenswerk von erstaunlichem<br />

Umfang, das W. G. O. noch weiter ausbauen wollte, hätten es ihm nicht Krankheit und Leiden in den<br />

letzten Jahren verwehrt.<br />

Der Verein <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Berlins</strong> wird ihm immer sehr dankbar bleiben. Gerhard Kutzsch<br />

Mitgliederversammlung<br />

Die ordentliche Mitgliederversammlung wickelte am 4. Mai 1987 im Bürgersaal <strong>des</strong> Rathauses Charlottenburg<br />

unter der zügigen Leitung <strong>des</strong> Vorsitzenden, Senator und Bürgermeister von Berlin a. D. H.<br />

Oxfort, <strong>die</strong> Regularien ab. Der Tätigkeitsbericht wie auch der Kassenbericht und der Voranschlag 1987<br />

standen den Teilnehmern in vervielfältigter Form zur Verfügung. Dem Kassenbericht (Frau Ruth<br />

Koepke) und dem Bibliotheksbericht (Hans Müller) folgten <strong>die</strong> Berichte der Kassenprüfer und der<br />

Bibliotheksprüfer, vorgetragen von Karl-Heinz Kretschmer und Frau Dr. Edna Crantz. Es ergaben sich<br />

keinerlei Beanstandungen.<br />

In der Aussprache führte der Vorsitzende aus, daß unter Verzicht auf öffentliche Mittel, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Unabhängigkeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Vereins</strong> beeinträchtigen könnten, Spenden eingeworben werden sollen. Für eine hochherzige<br />

Spende erklärte er öffentlich seinen Dank. Zur 750-Jahr-Feier, der eine Festveranstaltung am 9. Mai 1987<br />

im Plenarsaal <strong>des</strong> Rathauses Schöneberg mit einem Empfang <strong>des</strong> Regierenden Bürgermeisters Eberhard<br />

Diepgen galt, wird eine Grüne Schrift herausgegeben. 1988 ist <strong>die</strong> Edition einer weiteren derartigen Schrift<br />

geplant.<br />

Unverändert sucht der Vorstand neue Räume <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bibliothek und auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Geschäftsstelle. Hier<br />

ergibt sich <strong>für</strong> den Verein ein großes finanzielles Problem.<br />

Hans Schiller, langjähriger Betreuer der Bibliothek, nahm zu einem Aufsatz Stellung, der im Heft 1/1987<br />

der „<strong>Mitteilungen</strong>" erschienen ist. Eine Reihe von Mitgliedern stimmte ihm zu, <strong>die</strong> Redaktion erläuterte<br />

ihren Standpunkt. Der Vorsitzende Rechtsanwalt und Notar Hermann Oxfort bezeichnete <strong>die</strong> Kritik als<br />

berechtigt. Aus dem Erscheinen <strong>die</strong>ses Aufsatzes werden keine Konsequenzen gezogen außer denen,<br />

künftig bei derartigen Themen vorsichtiger zu sein.<br />

Das Vertrauen der Mitglieder in den Vorstand, dem auch Günter Wollschlaeger und Frau Dr. Christiane<br />

Knop als Redakteure der „<strong>Mitteilungen</strong>" angehören, geht auch aus der Tatsache hervor, daß bei der Wahl<br />

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