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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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künftig kurz mit O. und D. bezeichnen), 5. Jahrgang, 1837, Seite 152, von David Bouche,<br />

Lehmgasse 11,1740 bis 1750 zuerst gebaut sein. Wahrscheinlich ist es aber <strong>des</strong>sen Vater Pierre<br />

Bouche gewesen, denn Jean David Bouche lebte erst vom 1747 bis 1819. Letzterer hat sich aber<br />

um <strong>die</strong> Kultur der Blumenzwiebeln, <strong>die</strong> er in größerem Maße betrieb, wie überhaupt um <strong>die</strong><br />

Blumenzucht entschieden große Ver<strong>die</strong>nste erworben, und auf Betreiben der Anwohner wurde<br />

wegen <strong>des</strong> Boucheschen Blumengartens laut Verfügung vom 17. August 1816 <strong>die</strong> Lehmgasse<br />

Blumenstraße benannt. Übrigens schickten schon um 1740 <strong>die</strong> Gebrüder Klefeckere in Hamburg<br />

alljährlich ihren „Catalogus von gar vielen schönen Arten Bluhmenzwiebeln" nach Berlin<br />

(Consentius Alt-Berlin Anno 1740, 2. Auflage, Berlin 1911, Seite 66).<br />

Bis etwa 1820 lagen <strong>die</strong> meisten Gärtnereien im Osten <strong>Berlins</strong> noch innerhalb der Stadtmauer,<br />

der jetzigen Memeler Straße, und nach Ludwig Helling, Geschichtlich statistisches topographisches<br />

Taschenbuch von Berlin 1832, Seite 114, gab es auch damals noch „in der Luisenstadt und<br />

im Stralauer Viertel mehr Gärten als Häuser". Die meisten Gärten waren in der Blumenstraße,<br />

Koppenstraße, Fruchtstraße, Rosengasse, wohl richtiger Roseesgasse, nach dem Schweizer<br />

Obersten du Rosee, welcher hier einen großen Garten hatte (Fidicin, Berlin, historisch und<br />

topographisch, Berlin 1843, Seite 110) (jetzt Markusstraße), Krautstraße, benannt nach dem<br />

Finanzminister von Kraut, <strong>des</strong>sen Garten, 1723 angelegt, in der Langengasse vor dem Stralauer<br />

Tor lag (Consentius, a.a.O., Seite 71), Frankfurter Straße, Palisadenstraße, Langestraße.<br />

Mühlenstraße und auf der linken Seite der Spree in der Köpenicker Straße.<br />

Allmählich begann man auch <strong>die</strong> Kulturen vor dem Frankfurter Tor. Im Jahre 1820 kaufte zum<br />

Beispiel Johann Jakob George, der Großvater <strong>des</strong> Herrn Paul George, von Gastwirt<br />

Brennicke, dem Besitzer <strong>des</strong> sogenannten Schlößchens, eines früheren Jagdschlosses, sieben<br />

Morgen Land und gleichzeitig der Gärtner Krause von Brennicke ebenfalls sieben Morgen. -<br />

In Boxhagen und Rummelsburg begann <strong>die</strong> Kultur etwas später. In den 1850er Jahren wurden<br />

<strong>die</strong> Gärtnereien, <strong>die</strong> noch in der Stadt lagen, infolge der Anlegung <strong>des</strong> Schlesischen, damals<br />

Frankfurter Bahnhofes und <strong>des</strong> Ostbahnhofes fast gänzlich nach den Außenbezirken verdrängt.<br />

Immer blieb <strong>die</strong> Blumenzwiebelkultur hauptsächlich im Spreetale, das sich da<strong>für</strong> besonders<br />

eignete. Der Untergrund war feuchter Sand, der Grundwasserstand kaum jemals tiefer als 75<br />

Zentimeter. Die Oberschicht bestand aus bester Gartenerde, <strong>die</strong> durch Jahrzehnte lang andauernde<br />

Spatenbearbeitung aus Wiesenboden entstanden war. Dabei war das ganze Terrain<br />

vollständig eben und senkte sich nur ganz allmählich nach dem Spreebett hin. Der Grundwasserbestand<br />

sank erst dann stärker, als <strong>die</strong> Spree der Schiffahrt wegen um etwa zwei Meter<br />

vertieft wurde.<br />

Man muß geradezu staunen über <strong>die</strong> frühere Ausdehnung der Hyazinthenkultur. In O. u. D.,<br />

1. Jahrgang, 1833, Seite 62, heißt es unter anderem: Bald werden <strong>die</strong> hiesigen Blumisten sich mit<br />

den Holländern messen können. Schwerlich dürfte das Ausland es glauben, daß es hier<br />

Gartenbesitzer gibt, <strong>die</strong> vier Magdeburger Morgen (ein Hektar) zum großen Teil mit sehr<br />

guten, frühen, sehr seltenen Sorten Hyazinthen bebauen. Wenn man <strong>die</strong> Hyazinthenkultur vor<br />

25 Jahren gesehen und sie jetzt wieder sieht, so glaubt man sich auf <strong>die</strong> holländische Hyazinthenfelder<br />

versetzt zu sehen. Die große Wohlfeilheit spricht schon <strong>für</strong> <strong>die</strong> Menge, <strong>die</strong> hier<br />

gezogen wird. Schade, daß so oft durch Krankheiten hier sowohl wie in Holland Massen davon<br />

verloren gehen. Der Hyazinthenflor der Herren David und Peter Bouche zeichnet sich auch in<br />

<strong>die</strong>sem Jahre durch seine Schönheit und geschmackvolles Ordnen aus, und es ist ein großer<br />

Genuß, in den Hyazinthengefilden mit Muße Floras Schätze bewundern zu können.<br />

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