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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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Alle „Dinge" <strong>des</strong> Klosterhofes haben einen Sinnzusammenhang. Prinz Carl wählte sie mit<br />

Bedacht aus. Dabei kam ihm ein an sich tragisches Geschick zugute. Im Herbst 1846 unternahmen<br />

Prinz Carl und Prinzessin Marie mit ihrer ältesten, 17jährigen Tochter Luise eine Reise<br />

nach Italien. Bereits in Genua erkrankte Luise so schwer, daß <strong>die</strong> Eltern sie in To<strong>des</strong>angst nicht<br />

verlassen und Weiterreisen konnten. Sie mußten etwa ein Jahr in Oberitalien bleiben. Im Mai<br />

1847 zogen sie in <strong>die</strong> Villa Carlotta am Comersee, <strong>die</strong> damals einer Schwägerin <strong>des</strong> Prinzen,<br />

Prinzessin Marianne, Gemahlin seines Bruders Albrecht, gehörte. Hier hatte Prinz Carl Zeit<br />

zum Nachdenken, zum Lesen, zum Planen, zum Sammeln. Das besondere Interesse <strong>für</strong><br />

frühmittelalterliche italienische Kunst teilte er mit seinem Lieblingsbruder Friedrich Wilhelm.<br />

Der König kam im September 1847 nach Venedig und bat Carl, ihn als Cicerone zu begleiten. In<br />

Potsdam war damals <strong>die</strong> Friedenskirche im Bau, <strong>die</strong> Friedrich Wilhelm IV in Anlehnung an<br />

San demente in Rom selbst entworfen hatte. Sie erhielt ein originales byzantinisches Apsismosaik<br />

aus einer verfallenen Kirche der Insel Murano. In Venedig war 1847 beim Kunsthändler<br />

Pejaro das Mosaik <strong>des</strong> 6. Jahrhunderts aus Ravenna zu besehen, das der König gekauft hatte<br />

und hier restaurieren ließ.<br />

Von der Villa Carlotta aus machte Prinz Carl natürlich auch Bootsfahrten (wie Briefe bezeugen)<br />

über den Comersee. Ob er auf der kleinen Insel Comacina landete, sie durchstreifte und<br />

Trümmer <strong>des</strong> 6. bis 12. Jahrhunderts entdeckte? Über <strong>die</strong>ser Insel waltet ein Geheimnis: Es soll<br />

noch heute auf ihr von Buschwerk überwachsene Ruinen und herumliegende Mauerbruchstücke<br />

geben. Vermutlich war sie der Sitz einer ehemals römischen, dann langobardischen<br />

Bauhütte, der „magistri comacini". Nachdem Barbarossa Mailand 1162 besiegt hatte und <strong>die</strong><br />

Magistri (modern ausgedrückt: <strong>die</strong> Ingenieure) von Comacina den Wiederaufbau vorantrieben,<br />

ließ der Kaiser 1169 alle Gebäude, Kirchen und Häuser der kleinen Insel zerstören. Sie muß<br />

ihm ein besonderer Dorn im Auge gewesen sein. Die „magistri comacini" sollen danach<br />

ausgewandert sein.<br />

Langobardische Stucksäule<br />

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