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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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und gelb, und Duc de Berlin, rot und gelb. Letztere war von N. Richard in der Mühlenstraße<br />

gezüchtet. Außerdem wurden noch zu Tausenden gezogen: Tournesol, gefüllt, rot und gelb,<br />

Duc de Neukirch, einfach, rot und gelb, usw. Die Berliner Zwiebelkultur steigerte sich<br />

dermaßen, daß um 1870 der Gärtner Petzold vor dem Stralauer Tor allein mit L'amie du coeur,<br />

rot und blau, etwa vier bis sechs Morgen und August Schultze (auch Tulpenschultze genannt) in<br />

der Mühlenstraße acht bis zehn Morgen mit Tulpen belegt hatte.<br />

Die Berliner Zwiebeln hatten einen guten Ruf, da sie sich früher treiben ließen als <strong>die</strong><br />

holländischen. Um <strong>die</strong>se Zeit bezogen aber schon manche Gärtner kleinere Hyazinthenzwiebeln<br />

aus Holland und kultivierten sie noch ein Jahr, wo sie ihre volle Größe erreicht hatten,<br />

das nannte man „überlegen".<br />

Da <strong>die</strong> Boxhagener Ländereien sich am besten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kultur eigneten, waren in wenigen<br />

Jahren (um 1870) etwa 80 bis 100 Morgen mit Blumenzwiebeln belegt. Der größte Züchter war<br />

damals Louis Friebel, und im Frühling waren <strong>die</strong> Kulturen der Anziehungspunkt von Tausenden<br />

von Berliner Besuchern. Auch <strong>die</strong> Prinzessin Friedrich Carl kam fast je<strong>des</strong> Jahr nach dort,<br />

um sich an der Pracht der Blumen zu erfreuen.<br />

Die Berliner Blumenzucht ging aber nach und nach um 1900 aus den obenerwähnten Gründen,<br />

ferner wegen <strong>des</strong> Rauches und auch wegen der Zwiebelkrankheiten ein. C. van der Smissen,<br />

Steglitz, macht in seinem Zwiebelkatalog 1901 (Gartenflora 1901, Seite 420) bekannt, daß er <strong>die</strong><br />

seit 20 Jahren geführte besondere Abteilung <strong>für</strong> Berliner Hyazinthen aufgebe wegen fortschreitender<br />

Bebauung und <strong>des</strong> Mangels an geeignetem Boden. Gustav Adolf Schultz, Eckartsberg,<br />

den wir damals befragten, bestätigte das und sagte: „Ich kultiviere auf meinen Ländereien in<br />

Friedrichsfelde allerdings noch an 100 000 Zwiebeln, und außerdem sind es wohl noch einige<br />

Firmen, wie <strong>die</strong> Herren Fritz Götze, Gebr. George, A. Clotofski und andere mehr, doch ist das<br />

kein Vergleich mit der früheren Bedeutung." In <strong>die</strong>ser Aufzählung hatte G. A. Schultz wohl nur<br />

vergessen, Louis Friebel aufzuführen, der war damals noch der bedeutendste Züchter.<br />

Glücklicherweise hat <strong>die</strong> Berliner Gärtnerei durch den Niedergang der Blumenzvwefe/zucht<br />

nicht gelitten. Die Maiblumenkultur trat mehr an ihre Stelle, sie wuchs schon von den 50er<br />

Jahren an und spielte zu Ende der 60er Jahre eine hervorragende Rolle. Es war besonders Carl<br />

Chone, der Vater von Otto Chone, der auch den Export erfaßte und schon von Mitte der 60er<br />

Jahre an nach England und Rußland, dann nach Frankreich und Ende der 60er Jahre nach den<br />

Vereinigten Staaten versandte. Ähnlich geschah es bei Julius Hoffmann, Köpenicker Straße,<br />

und L. Späth, ebendaselbst, jetzt Baumschulen weg. Gegen Mitte der 70er Jahre kam noch<br />

Gustav Adolf Schultz, Eckartsberg, hinzu. Die Ausfuhr an blühbaren Keimen umfaßte viele<br />

Millionen, und wenn der Durchschnittspreis mit 33 Mark das Tausend angenommen wird, so<br />

kommt <strong>für</strong> <strong>die</strong> damaligen Verhältnisse eine ganz hübsche Summe heraus! - Trotz der Ausfuhr<br />

blieben <strong>für</strong> den Berliner Bedarf noch genügend Keime zum Treiben, und <strong>die</strong> Preise waren gut.<br />

Das änderte sich aber schnell, als <strong>die</strong> Gotthardbahn <strong>die</strong> Überschwemmung der deutschen<br />

Märkte mit italienischen Blumen hervorrief. Da lohnte sich <strong>die</strong> Treiberei fast nicht mehr.<br />

Immerhin ist <strong>die</strong> Maiblumenzucht ebenso erwähnenswert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berliner Gärtnerei wie <strong>die</strong><br />

Zucht der Hyazinthen und anderer Blumenzwiebeln.<br />

Tulpen und verwandte Blumen<br />

Die Tulpen wurden in Deutschland 1559 aus der Türkei eingeführt und in Berlin seit etwa 1730<br />

in größerem Umfang gezogen. Nicolai hebt in seiner „Beschreibung der Residenzstädte Berlin<br />

und Potsdam", 3. Aufl., 2. Band, Berlin 1776, Seite 929, besonders <strong>die</strong> schönen Tulpenflore in<br />

den Gärten der Prediger an der Parochialkirche in der Klosterstraße hervor. Der Hofprediger<br />

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