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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1983

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nannte Große Neugierde sowie am linken Bildrand das Glienicker Casino am Hochufer <strong>des</strong><br />

Jungfernsees. Motivisch verwandt ist ein etwa zeitgleiches Bild (1833) <strong>des</strong> Malers, reproduzierenden<br />

Lithographen und Verlegers W. Loeillot. 43<br />

Allein <strong>die</strong> zahlreichen Porzellangefäße mit Darstellungen von Glienicke 44 wären einmal eine<br />

Ausstellung zu dem Thema „Glienicke im Porzellanbild" wert.<br />

Etwas anders verhält es sich bei unserem letzten Kunsthandelsobjekt, einer kleinen goldenen<br />

Tabatiere (Abb. 10), <strong>die</strong> ebenfalls in der oben erwähnten Ausstellung im Knobelsdorff-Flügel<br />

zu sehen war und im dazu erschienenen Katalog wie folgt beschrieben wird:<br />

„Schnupftabakdose, Gold, allseitig graviert und mit hellblauem und weißem Email<br />

eingelegt; auf dem Deckel Elfenbeinminiatur mit dem Porträt <strong>des</strong> Prinzen Carl von<br />

Preußen (1801-1883) Neuenburg (Schweiz) 45 , um 1820 (<strong>die</strong> Dose ist wahrscheinlich ein<br />

Geschenk <strong>des</strong> Prinzen an seinen langjährigen Erzieher, Baron Minutoli), 8X5 und<br />

5X3 cm." 46<br />

Ob es sich hierbei tatsächlich um ein „Geschenk <strong>des</strong> Prinzen an seinen langjährigen" Gouverneur<br />

(1810-1820), Johann Heinrich Carl Freiherr Menü von Minutoli (12. Mai 1772 Genf -<br />

16. September 1846 Lausanne), handelt, mag vorläufig dahingestellt bleiben. Die Provenienzangabe<br />

„Neuenburg" ist nur bedingt beweiskräftig, zumal gerade in der Schweiz mehrere<br />

Kunstobjekte aus dem ehemaligen Carlschen Besitz aufgetaucht sind. 47<br />

Doch im Gegensatz zu den Weimar-Vasen und dem Porzellanteller läßt sich <strong>die</strong>smal <strong>die</strong><br />

Mal vorläge eindeutig bestimmen: das Porträt <strong>des</strong> Prinzen Carl geht ohne jeden Zweifel auf eine<br />

um 1825 datierte Zeichnung von Franz Krüger (1797-1857) zurück. 48 Prinz Carl trägt <strong>die</strong><br />

Uniform eines Generalmajors, wozu er am 30. März 1824 - also kurz vor dem Erwerb seines<br />

Glienicker Sommersitzes (1. Mai 1824) - befördert worden war. 49 Demnach gehört unsere<br />

Neuenburger Schnupftabakdose in <strong>die</strong> Zeit um 1825, ist also etwas später zu datieren.<br />

Da <strong>die</strong> Erforschung der Biographie <strong>des</strong> Prinzen Carl von Preußen 50 eigentlich erst begonnen<br />

hat, wäre es sinnvoll, auch <strong>die</strong> hier nur kurz besprochenen Glienicker Novitäten <strong>des</strong> Kunsthandels<br />

darin mit einzubeziehen.<br />

Mit großem Interesse darf man in <strong>die</strong>sem Zusammenhang wohl jetzt schon der bevorstehenden<br />

Berliner Ausstellung „Schloß Glienicke - Bewohner, Künstler, Parklandschaft", <strong>die</strong> am<br />

1. August ihre Pforten öffnen wird, entgegensehen dürfen.<br />

Anmerkungen<br />

1. Die Vasen befinden sich derzeit im Besitz der Staatlichen Schlösser und Gärten, Berlin-Charlottenburg,<br />

KPM-Archiv. Für Hinweise und Fotos (Abb. 1,2, 5,6, 9) habe ich ganz besonders Frau Edith<br />

Mischell, Köln, zu danken. Der Auktionsort wird hier bewußt nicht erwähnt. - Höhe der Vasen:<br />

52 cm.<br />

2. Winfried Baer: Ausgewählte Werke <strong>des</strong> Kunsthandwerks. Erwerbungen der Berliner Schlösserverwaltung<br />

in der Nachkriegszeit, in: Martin Sperlich/Helmut Börsch-Supan (Hrsg.): Schloß Charlottenburg<br />

Berlin Preußen. Festschrift <strong>für</strong> Margarete Kühn. München-Berlin 1975, S. 110.<br />

3. Winfried Baer: Der Einfluß der Antike auf das Erscheinungsbild der Berliner Porzellanmanufakturen,<br />

in : Willmuth Arenhövel (Hrsg.): Berlin und <strong>die</strong> Antike. Ausstellungskatalog. Berlin-West 1979,<br />

S. 253 Nr. 471.<br />

4. Johannes Sievers: Bauten <strong>für</strong> den Prinzen Karl von Preußen. Berlin 1942, S. 61. - Norbert Lieb:<br />

München. Die <strong>Geschichte</strong> seiner Kunst. München 1971, S.291 f. mit Abb. - Zum antiken Vorbild<br />

(= Tyche von Antiochia) und preußischem Allegoriegehalt der Glienicker Karyatide vgl. Liselotte<br />

Wiesinger: Der Elisabethsaal <strong>des</strong> Berliner Schlosses, in: Jahrbuch der Berliner Museen 24 (1982),<br />

S. 220.<br />

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